Chipmangel und Corona zum Trotz: Mehr Autos auf Deutschlands Straßen als je zuvor
Chipkrise, lange Lieferzeiten, Spritpreis-Wucher: Eigentlich müsste die Zahl der Autos auf deutschen Straßen sinken. Darum stieg sie stattdessen auf einen Rekordwert.
Update vom 8. März 2022, 15:38 Uhr: Was sich schon gegen Ende des vergangenen Jahres andeutete, ist jetzt amtlich: 2021 erreichte die Zahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge einen Rekordwert. Der Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) meldete bundesweit 67,7 Millionen Pkw, Lkw und Motorräder, die zum Jahreswechsel registriert waren – was einem Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Wert Anfang 2021 entspricht. Damit ist der Bestand in Deutschland um 850.000 Fahrzeuge gewachsen.
Den Großteil der registrierten Motor-Mobile machen Pkw aus: Ihre Zahl stieg um rund 292.000 auf 48,54 Millionen. Die Zahl registrierter Nutzfahrzeuge hat sich um 3,3 Prozent auf rund 6,3 Millionen erhöht, der Bestand an Krafträder legte um 2,6 Prozent auf gut 4,8 Millionen zu.
Erstmeldung vom 22. Dezember 2021, 14:17 Uhr: Flensburg – Auf den ersten Blick sind es schwere Zeiten für das Automobil, auch und vor allem in Deutschland. Sprit ist teurer denn je verleidet manchem die Freude am Fahren, der Verbrennungsmotor gilt als Mitschuldiger am Klimawandel. Die Pandemie lässt viele Angestellte von Pendlern zu Remote-Workern werden. Dazu bremst der Chipmangel die Auto-Produktion und zieht die Lieferzeiten für Neuwagen teilweise absurd in die Länge. (BMW kontert Chipkrise: Das machen die Bayern besser als andere)
Straßen immer voller: Zahl der Autos in Deutschland auf Rekordhoch
Drohen bald Bilder wie aus den 70-er Jahren, als die Ölkrise die Straßen leerfegte? Weit gefehlt: Das Gegenteil ist der Fall, denn die werden immer voller. Etwa 48.648.000 Autos sind in diesem Herbst in Deutschland registriert, in Worten: über 48,6 Millionen. Damit verbucht das Kraftfahrt-Bundesamt fast 400.000 Pkw mehr als noch zu Jahresbeginn – und ein neues Allzeithoch.

Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research in Duisburg, prognostiziert in der Süddeutschen Zeitung (SZ) ein weiteres, kurzfristiges Wachstum, sodass bald auf je 1.000 Einwohner 585 Autos kämen (zum Vergleich: in den USA sind es mit 846 noch mal deutlich mehr). „Das ist ein Allzeithoch und es geht immer weiter, von einer Abkehr der Deutschen ist überhaupt nichts zu sehen“, sagt Dudenhöffer. (E-Auto-Zulassungen überholen Diesel – zwei Kundengruppen lösen Boom aus)
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Straßen immer voller: Viel mehr Stau als letztes Jahr
Die Folge des anhaltenden Booms: Statt leerer Straßen wie zu Beginn der Pandemie gibt es immer mehr Staus. In diesen verbringen Autofahrer im Jahr durchschnittlich 40 Stunden, das sind 14 Stunden mehr als noch im Vorjahr. Trotzdem bleibt das Auto das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel der Deutschen. Rad, Bahn und Bus fahren da weit hinterher.
So ist es nur scheinbar paradox, dass die Zahl der Autos trotz gebremster Neuzulassungen insgesamt weiter zunimmt. Denn wer Monate lang auf seinen Neuwagen warten muss, fährt eben seinen Alten länger. Und mancher, der aus ökologischen Gründen bislang vielleicht gar kein Auto hatte, wird von der Umweltprämie zum Kauf eines Elektromobils verführt – oder er nutzt eines der neuartigen Abo-Angebote.
Und dass jemand, der vermehrt von zu Hause aus arbeitet, deshalb gleich sein Auto verkauft, ist ebenfalls unwahrscheinlich: Wer vor der Pandemie schon ungern U-Bahn fuhr, tut es derzeit auch nicht lieber.