Spitzenglättung bei E-Autos: Kommt jetzt die Lade-Zwangspause?
Die Bundesregierung fördert die Elektromobilität mithilfe von Prämien. Der Stromnetz-Ausbau jedoch stockt. Es drohen Zwangspausen beim E-Auto-Laden.
Berlin – Um die neuen europäischen Klimaziele zu erreichen und die CO2-Emissionen bis 2030 drastisch zu reduzieren, will die Bundesregierung einen Zahn zulegen. Ein Weg, um das zu schaffen, ist die verstärkte Förderung der Elektromobilität. Um den Kauf von E-Autos hierzulande voranzutreiben und die Leidenschaft der Deutschen für Verbrenner zu dämpfen, sollen Subventionen wie die Förderprämie für Elektroautos helfen, die bei bis zu 9.670 Euro für den Kauf eines Stromers (bestehend aus Bundesanteil, Herstelleranteil und Zuschuss zum AVAS-System für künstliche Fahrgeräusche) liegt.
Spitzenglättung bei E-Autos: Kommt jetzt die Lade-Zwangspause?
Stolz hat Wirtschaftsminister Peter Altmaier (63, CDU) erst kürzlich verkündet, dass auf Deutschlands Straßen eine Million Elektromobile unterwegs sind. Und auch Studien zeigen, dass die Deutschen immer aufgeschlossener dafür sind. Demnach wollen sich viele nach der Corona-Krise ein weiteres Fahrzeug anschaffen, durchaus auch elektrifiziert. Doch gleichzeitig werden Stimmen laut, die die regelrechte Goldgräberstimmung auf dem E-Auto-Markt kritisieren, die gerade herrscht.
Darüber hinaus ist für viele Elektroauto-Besitzer die Ladeinfrastruktur in Deutschland noch immer ungenügend. Um die Stabilität der vorhandenen Stromnetze zu gewährleisten, hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (63, CDU) bereits im Januar einen Gesetzentwurf vorgestellt, der eine sogenannte „Spitzenglättung“ vorsah. Spitzenglättung bedeutet, dass in Spitzenzeiten (also wenn alle laden) vom Einzelnen weniger Strom gezapft werden kann oder eine höhere Gebühr verlangt wird.

Der Gesetzentwurf hätte bedeutet, dass vorübergehend Zwangsladepausen für Elektroauto-Besitzer gekommen wären, wenn das Netz überlastet gewesen wäre. Energieversorger hätten infolgedessen Stromer und Wärmepumpen zeitweise vom Netz nehmen dürfen, wenn zu viele Verbraucher gleichzeitig geladen hätten. Doch nach heftigem Gegenwind hatte Peter Altmaier den Gesetzesentwurf wieder zurückgezogen, wie die „Welt am Sonntag“ berichtet. (Immer mehr Deutsche steigen aufs E-Auto um – Tesla mit Plus von über 400 Prozent)
Spitzenglättung: Kommt die Zwangsladepause? Besitzer müssen bangen
Das Thema scheint damit fürs Erste erledigt zu sein. Denn während Vertreter der Energiebranche fürchten, dass der Ausbau der Infrastruktur sehr teuer werden könnte, ist die Autoindustrie anderer Meinung und hat Sorge, dass potenzielle Käufer von Elektroautos von derlei Plänen abgeschreckt werden würden. Eine Annäherung beider Parteien ist zurzeit nicht in Sicht. Eigentlich sollte das Wirtschaftsministerium vermitteln und einen Kompromiss aushandeln, doch wie es aussieht, kommt eine Entscheidung frühestens nach der Bundestagswahl. (Altmaier sagt Tesla „beträchtliche Förderung“ zu: Wie viele Steuermillionen kassiert Elon Musk?)
Die Regierung erklärt das mit der EU-Kommission und deren Klimaschutzvorgaben: „Die Frage der effizienten Einbindung flexibler Stromverbraucher in das Stromsystem ist angesichts der neuen nationalen Klimaziele, die einen sehr viel schnelleren Umbau der Energieversorgung erfordern, neu zu diskutieren“, soll das Bundeswirtschaftsministerium auf eine Anfrage des Vizefraktionschefs der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, geantwortet haben, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt. „Berücksichtigt werden sollten dann auch die von der EU-Kommission in Kürze zu erwartenden Rechtsetzungsvorschläge zum Green Deal.“ (Diesel statt Elektro: Diese deutschen Bundesminister verursachen am meisten Dreck)
Spitzenglättung: Zwangspausen beim E-Auto-Laden? Grüne fordern schnelle Lösung
Doch verschärfte Klimaziele bedeuten auch, dass schnelles Handeln erforderlich ist. Entweder müssen die Netze rasch teuer ausgebaut werden oder es kommt am Ende doch zu den gefürchteten Zwangsladepausen für Stromer. Peter Altmaier „überlässt die Richtungsentscheidung der nächsten Bundesregierung, obwohl hier eine Regelung schon vor drei Jahren gefragt gewesen wäre“, entrüstet sich Grünen-Politiker Krischer. (Will uns Luisa Neubauer die Autos wegnehmen? „Werden weniger Autos haben müssen“)
Ihm zufolge könne man das Problem leicht lösen, indem variable Stromtarife eingeführt würden. Dieses Modell sehe vor, dass Elektroautos nachts geladen werden, wenn Strom nicht nur ausreichend vorhanden, sondern auch günstiger sei. „Dass sich ein Wirtschaftsminister der CDU einem Marktpreismodell verweigert, findet man auch nicht alle Tage“, schließt er aufgebracht.
Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.