Elon Musk streitet mit Tesla-Fans: Wie wichtig ist Reichweite?
Tesla gerät beim Thema Reichweite unter Druck der Konkurrenz. Elon Musk reagiert mit einer Einschätzung, die viele seiner Kunden irritiert.
Austin (USA) – Eigentlich hat Elon Musk allen Grund, entspannt zu sein. Einen Teil seiner Aktien hat der Tesla-CEO verkauft, als der Kurs noch nicht schwächelte, und mittlerweile ist auch die Genehmigung für die Gigafactory in Grünheide eingetrudelt. Allerdings hat Musk nun eine Diskussion am Hals, bei der vor allem die Position verblüfft, die der Wahl-Texaner vertritt.
Es geht um das leidige Thema Reichweite, das Elektroautos offenbar nicht so schnell wieder loswerden. Früher galt Tesla als jene Marke, die der Konkurrenz zeigt, wo es lang geht – zur Ladesäule nämlich erst nach einigen Hundert Kilometern. Ausgefeilte Akkus und Software zum Energie-Management ließen Tesla-Fahrer über andere E-Autos, die sich nach 200 Kilometer im Schleichtempo zur nächsten Stromquelle retten mussten, nur milde lächeln. Dementsprechend wichtig und verkaufsfördernd war für Tesla diese Disziplin.

Elon Musk streitet mit Tesla-Fans: Wie wichtig ist Reichweite?
Doch das Blatt hat sich gewendet – und die Meinung von Elon Musk offenbar auch. Denn neue Elektroautos wie der Mercedes EQS, der Lucid Air oder der Nio ET5 glänzen, zumindest laut offiziellen Angaben, mit spektakulären Werten, die 1000 Kilometer als nicht mehr utopisches Ziel erscheinen lassen, und setzen Tesla unter Druck. Aber auch der Pionier mischt mit seiner geplanten neuen Akku-Technik für den Cybertruck und den neuen Roadster bei dem Wettrüsten fröhlich mit.
Umso mehr überrascht es nun viele Tesla-Jünger, dass Elon Musk den Sinn einer großen Reichweite infrage stellt. Schon vor einem Jahr hätte man ein Model S mit 600 Meilen machen können, aber dann würden 99,9 Prozent der Zeit unnötige Akku-Masse transportiert: „Auch unsere 400+ Meilen Reichweite ist mehr, als fast jeder nutzen wird“, twitterte der Boss. Gut 640 Kilometer sollten also reichen, schließlich müssten Autofahrer dann sowieso mal Pause einlegen.
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Elon Musk streitet mit Tesla-Fans: Sind 400 Meilen schon zu viel?
Damit kassierte er zwar Zehntausende Likes, aber auch viele kritische Antworten. „Manche von fahren in Gegenden, wo keine Supercharger stehen“, postete ein User, etwa in Alaska und Kanada. Ein anderer erklärte knapp: „Elon, ich schere mich nicht um Beschleunigung. Ich möchte mehr Reichweite.“ Und auch Taxifahrer forderten eine höhere Range.
Dass Tesla sein Bemühen nach höheren Reichweiten demnächst einstellt, ist denn auch nicht sehr wahrscheinlich – zumal der Wert im Alltagsverkehr und bei niedrigen Temperaturen ohnehin deutlich niedriger ausfällt. Ganz allein ist Elon Musk mit dem Hinterfragen immer längerer Non-Stop-Distanzen indes nicht: Auch bei BMW wird dieses Thema offenbar intern diskutiert.