4er BMW: Designer-Legende kritisiert Niere – „Look einfach ruiniert“ (mit Video)
An der Niere des neuen 4er scheiden sich die Geister. Schlimm meinen die einen, Retro und wiederbelebte Tradition die anderen. Doch ist das Design wirklich durchdacht? Das meint Designer-Legende Frank Stephenson.
- Der riesige Grill des neuen 4er BMW überraschte die Autowelt
- Schon früher hatte BMW vertikal verlaufende Grills, aber es gibt einen großen Unterschied
- Design-Legende Frank Stephenson kommentiert in einem Video das Frontdesign des neuen BMW 4er
London (England) – Frank Stephenson (60) hat viele legendäre Autos designt. Er schuf die Formen von Fahrzeugen bei Ferrari, McLaren, Fiat, BMW und Alfa Romeo. Zu seinen Kreationen zählen Sportwagen wie der Ferrari F430 oder der Maserati MC12, aber auch Volumenmodelle wie beispielsweise Fiat Punto oder Fiat Bravo. Nicht zuletzt war er als Leiter der Abteilung Design bei Fiat auch für die Wiedergeburt des Fiat 500 hauptverantwortlich. 2008 wechselte Stephenson als Design-Chef zu McLaren und verantwortete hier unter anderem die Gestaltung des P1.
Auch mit BMW verbindet Frank Stephenson viel, designte er doch nicht nur den ersten modernen MINI (MINI gehört zur BMW Group), sondern auch das erste SUV der Bayern, den X5.
Frank Stephenson | |
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Geburstdatum | 3.10.1959 (Alter 60) |
Geburtsort | Casablanca (Marokko) |
Nationalität | Amerikanisch-britisch |
Bekannte Designs | Ferrari F430, BMW X5 (E53), MINI (2001), Maserati MC12 |
Design-Ikone lässt kein gutes Haar an BMW-Niere: Grill zieht Blicke auf sich
Über das Design des neuen BMW 4er wird viel gestritten. Vor allem natürlich über die große Niere. Hier überschlagen sich die Reaktionen in alle Richtungen: Von „Geht gar nicht“ über „Was ist denn in die gefahren?“ bis hin zu Betitelungen als „Hasenzahn-Frontgrill“ ist alles dabei. Aber auch gegensätzliche Meinungen, die das neue Design „mutig“ finden und sich über „endlich mal etwas anderes“ freuen, sind vertreten. Die Memes ließen natürlich nicht lange auf sich warten:
Auf seinem YouTube-Kanal kommentiert Design-Legende Frank Stephenson auf die Fragen seiner Fans hin regelmäßig das Design aktueller Modelle. So auch vom aktuellen 4er BMW, der bei ihm nicht besonders gut wegkommt.
Der Grund dafür – wer hätte es gedacht? – ist die omnipräsente Niere. Über sie sagt Stephenson: „Es sieht für mich mehr nach Nüstern als nach Nieren aus. Als ob das Design-Team nicht wusste, dass sie Nieren für einen BMW entwerfen. Der Grill passt einfach nicht zu den restlichen Proportionen des Autos und den Formen um den Grill herum.“ Eine Weiterentwicklung von ikonischem Design sei allerdings vonnöten: „Ich bin der Letzte, der sagt: ‚Bleibt bei eurer Designsprache, ändert nichts‘. Alles muss sich modernisieren. Ich verstehe, dass man ein Statement setzen will, aber es gibt ein bestimmtes Gespür für Raffinesse, das dabei eingebracht werden muss.“ Heutzutage bräuchten Autos auch keine so großen Grills mehr wie früher, stellt Stephenson fest (BMW-Elektro-Studie: Dieses Design ist die perfekte Vorlage für einen Münchner Hit).
Design-Ikone lässt kein gutes Haar an BMW-Niere: Vertikaler Grill ist bei BMW nichts Neues
Was Frank Stephenson ebenfalls missfällt, ist das Nummernschild direkt auf dem Grill: „Ein Designer darf die Positionierung des Nummernschildes nicht vergessen“. Es sei genauso essenziell wie das Logo und müsse immer bedacht werden. Es deutet auf die BMW der Vorkriegszeit hin, als ebenfalls ein vertikaler Grill zum Einsatz kam. Das Nummernschild war damals aber nicht auf dem Grill positioniert, sondern entweder darunter oder wie beispielsweise beim BMW 328, an der rechten Front. Vom Prinzip her also ähnlich, wie es bei Alfa Romeo wegen des großen Scudetto (italienisch für „Schildchen“) Tradition ist und man es auch an den aktuellen Alfas sieht.
Eigentlich, sagt Stephenson, finde er das Auto schön, und am Design sei viel gut gemacht worden. „Aber den Front-Look haben sie einfach ruiniert.“ Er habe dem Auto acht von zehn Sternen geben wollen, wegen der Frontpartie seien es dann aber nur sechs von zehn geworden. (BMW: Abschied vom BMW i8 – Dieses Modell lief als letztes in Leipzig vom Band)
BMWs „Hinweis auf den hohen Kühlluftbedarf der Antriebstechnik“ darf man getrost in die Welt der Märchen verbannen. Viel eher ist zu vermuten, dass die großen Nieren, die nun sicher auch der neue M3 bekommt (BMW bringt M3 Touring: Dieser Motor steckt im Münchner Power-Kombi), die Fahrzeuge vor allem für den so wichtigen chinesischen Markt attraktiv machen sollen. Denn dort gilt nach wie vor: „Bigger is better.“