Neuer Smartphone-Blitzer erkennt Handysünder vollautomatisch – geht’s denen jetzt an den Kragen?
Während der Fahrt mit dem Smartphone zu hantieren ist gefährlich und daher auch verboten. Ein neuer Smartphone-Blitzer entlarvt Handysünder vollautomatisch.
Den Haag (Niederlande) – Obwohl es lebensgefährlich ist, lässt es sich immer wieder beobachten: Autofahrer riskieren während ihrer Fahrt einen kurzen Blick aufs Handy, checken eine App oder tippen schnell eine Kurznachricht. Das kann tragisch enden – und wegen einer Nichtigkeit zu Toten und Schwerverletzten führen. Denn während viele Menschen glauben, ihr Fahrzeug trotz der massiven Ablenkung noch unter Kontrolle zu haben, belegen Statistiken das glatte Gegenteil.
Die traurige Wahrheit: Bei jedem zehnten schweren Unfall in Deutschland spielt Ablenkung durch das Smartphone eine Rolle. Dies fand unter anderem eine Studie der Versicherung „DA direkt“ heraus. In einer ergänzenden Umfrage gab mehr als die Hälfte der Autofahrer an, oft abgelenkt zu sein. Erschreckende 43 Prozent der Befragten nutzten ihr Handy häufig während der Fahrt. Bisher konnten diese Handysünder von der Polizei nur auf frischer Tat ertappt werden. Doch das könnte sich bald ändern. (Eis am Steuer: Frau muss 300 Euro Strafe zahlen – so wehrt sie sich)

Neuer Smartphone-Blitzer: So will er Handysünder am Steuer entlarven
In den Niederlanden setzten die Verkehrsbehörden bereits auf Hightech-Hilfe für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. So wurde ein ganzes Jahr lang ein neuartiger Smartphone-Blitzer getestet. Das ausgeklügelte Gerät reagiert nicht wie gewöhnliche Radarfallen auf zu hohe Geschwindigkeit – sondern schlägt Alarm, sobald es einen Autofahrer dabei ertappt, wie er das Smartphone nutzt. Nach erfolgreicher Testphase wird das System nun in die reguläre Verkehrsüberwachung unserer holländischen Nachbarn integriert. (Touchscreen im Auto: Richter setzt Nutzung mit Handy-Verbot am Steuer gleich)
Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Der Handy-Blitzer erfasst alle vorbeifahrenden Autos und macht zunächst ein temporäres digitales Foto von schräg oben durch die Windschutzscheibe. Anschließend analysiert eine Software die Aufnahme. Ist nichts zu beanstanden, wird diese gleich wieder gelöscht. Vermutet das System jedoch ein Smartphone in der Hand des Fahrzeuglenkers, schlägt es Alarm. Keine leichte Aufgabe: Denn nur das Mobiltelefon ist am Steuer verboten – andere Gegenstände, etwa ein Getränk oder ein Sandwich, dürfen in der Hand gehalten werden. Daher prüft im Alarmfall immer noch ein menschlicher Polizeibeamter, ob ein Verstoß gegen das Handy-Verbot vorliegt. (Streckenradar rechtmäßig: Kommen die Abschnittsblitzer jetzt bundesweit?)

Neuer Smartphone-Blitzer: Kommt die Handy-Radarfalle bald auch in Deutschland?
„Wenn das System glaubt, dass jemand ein Handy am Steuer benutzt, wird das Foto an einen Polizisten weitergeleitet, der entscheidet, ob ein Bußgeld erhoben wird“, erklärt Achilles Damen von der Zentralen Verarbeitungsstelle Verkehr der Niederlande. Wer erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von rund 240 Euro rechnen. Aus Sicht der Beamten gibt es dabei einen großen Vorteil in Sachen Disziplinierung: In unserem Nachbarland gilt bei Verkehrsverstößen nämlich die Halterhaftung. Es spielt also keine Rolle, wer tatsächlich am Steuer saß und mit dem Smartphone hantierte – zahlen muss auf jeden Fall der Besitzer des Autos. (Kurioses Blitzerfoto sorgt für Aufregung: Hat dieser Mann etwa am Steuer gekokst?)
Noch gibt es den neuartigen Smartphone-Blitzer in Deutschland nicht. Es ist allerdings gut möglich, dass er auch bei uns eingeführt wird. Denn Verkehrsexperten gehen mittlerweile davon aus, dass Smartphones am Steuer neben überhöhter Geschwindigkeit die häufigste Unfallursache sind. Kommt der Handy-Blitzer, könnte es für noch mehr Autofahrer teuer werden: Handysünder kassieren in Deutschland mindestens 100 Euro Strafe – plus einen Punkt in Flensburg. Wer andere gefährdet, zahlt 150 Euro. Bei Sachbeschädigung sind es sogar 200 Euro. Dazu kommen je zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot.