Škoda Enyaq iV: Das erste E-SUV aus dem VW-Konzern lernt vom Fahrer
Während die Marke VW um den ID.4 noch ein großes Geheimnis macht, zieht Škoda bereits das Tuch von seinem Elektro-SUV. Der tschechische Stromer bietet beim Platz und den Assistenzsystemen einiges.
- Der Škoda Enyaq iV kommt Anfang 2021 auf den Markt
- Das SUV bietet verschiedene Motorleistungen von 148 bis 306 PS
- Preislich dürfte es ab 35.000 Euro losgehen
Mladá Boleslav (Tschechien) – Auch wenn sich die VW-Manager um verbale Deeskalation bemühen, in Wolfsburg beäugt man nach wie vor kritisch den Škoda-Erfolg. Schließlich ist die tschechische Konzerntochter mit Modellen wie dem Octavia und dem Superb den Platzhirschen VW Golf und Passat mächtig auf die Pelle gerückt – zumal die Škodas auch mit moderner Technik aufwarten können. Das wird bei den Elektromodellen nicht anders sein. Ganz im Gegenteil: Denn nur so rechnet sich der immense Entwicklungsaufwand bei Volkswagen. Der Škoda Enyaq iV teilt sich daher die Plattform mit dem VW E-SUV ID.4 sowie dem Audi Q4 E-Tron und gibt schon einen sehr konkreten Ausblick, wohin die Reichweiten-Reise hingeht. (VW ID.3: Viel Platz und gutes Fahrverhalten – doch eine Sache ist äußerst gewöhnungsbedürftig)

Bis 2022 wollen die vier Konzernmarken Volkswagen, Audi, Seat und Škoda insgesamt 27 MEB-Modelle (MEB = Modularer E-Antriebs-Baukasten) auf den Markt bringen. Im Jahr 2028 sollen es dann fast 70 neue E-Modelle sein – statt 50 wie bisher geplant. Der Škoda Enyaq iV ist das erste Elektro-SUV dieser Stromer-Offensive des Automobilkonzerns und soll auch in China für Umsätze sorgen. Da wundert es wenig, dass der Enyaq nicht versucht, mit einer möglichst minimalistischen Silhouette Reichweite zu schinden. Mit einer Länge von 4,65 Metern und einer Höhe von 1,62 Metern positioniert sich der Enyaq knapp unter dem Kodiaq, dem SUV-Flaggschiff der VW-Tochter.
Škoda Enyaq iV: Das erste E-SUV aus dem VW-Konzern lernt vom Fahrer
Damit liegt er bei den Dimensionen in etwa auf einer Stufe mit dem Audi Q5, dem Alfa Romeo Stelvio, dem Hyundai Nexo, dem Jaguar I-Pace oder auch dem Jeep Cherokee. Der Radstand von 2,76 Metern sorgt vor allem im Innenraum für ein ordentliches Platzangebot. Aber das gehört zur Škoda-DNA, zumal damit der MEB bei Weitem noch nicht ausgereizt ist, denn die VW-Stromer können bis zu fünf Meter und mehr messen. Der Kofferraum des Enyaq iV fasst mindestens 585 Liter – das ist mehr als bei den meisten Konkurrenten mit Verbrennungsmotor.
Škoda | |
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Sitz | Mladá Boleslav |
Gründung | 1895 |
Vorstandsvorsitzender | Bernhard Maier |
Bekannte Modelle | Fabia, Octavia, Superb, Kodiaq, Karoq |
Verkaufte Fahrzeuge 2019 | 1.24 Millionen |
Geplant sind fünf verschiedene Leistungsvarianten und drei Batteriegrößen. In der Einstiegsversion Enyaq 50 iV treibt ein Heckmotor die beiden Hinterräder an. Der E-Motor wird aus einem Lithium-Ionen-Akku mit 55 Kilowattstunden gespeist, von denen sich 52 kWh nutzen lassen. Das Aggregat leistet 109 kW / 148 PS und die maximale Reichweite beziffert Škoda mit bis zu 340 Kilometern. Bei der 132 kW /179 PS starken E-Maschine des Enyaq 60 iV reicht der Strom aus einem 62-kWh-Akku (58 kWh netto) für bis zu 390 Kilometer. Am weitesten kommt man bei der heckgetriebenen Version mit 150 kW / 204 PS und einem Akku, der 82 kWh fasst (77 kWh netto) – das Paket soll bis zu 510 Kilometer weit reichen.
Škoda Enyaq iV: Es gibt das E-SUV auch mit Allradantrieb
Fehlen noch die beiden Versionen mit zwei Motoren und Allradantrieb, die 195 kW / 265 PS beziehungsweise 225 kW / 306 PS leisten. Das Topmodell Enyaq vRS iV kommt auf 460 Kilometer Reichweite, schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h und braucht für den Spurt von 0 auf 100 km/h 6,2 Sekunden, während sich der Rest mit 160 km/h zufriedengeben muss. Da bieten andere, wie etwa der Jaguar I-Pace, mehr. Die Ladegeschwindigkeit von maximal 125 kW geht in Ordnung. (Tesla-Alternative Lucid Air: Superfix laden – fast 500 km Reichweite in dieser kurzen Zeit)
Dass Škoda die serienmäßigen LED-Scheinwerfer feiert, sollte man dagegen eher mit einem Schmunzeln quittieren. Schließlich brauchen die LEDs deutlich weniger Strom als konventionelle Scheinwerfer. Allerdings bietet der Enyaq als erster Škoda ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktion, bei dem die Hinweise scheinbar auf den Asphalt projiziert werden. Fast noch wichtiger sind neue Helfer wie der Ausweichassistent, der mit einem verstärkten Lenkradimpuls Kollisionen verhindern will.

Der Stauassistent und der adaptive Tempomat arbeiten jetzt auch in der Baustelle zusammen, was eigentlich bei jedem Auto von Vorteil wäre (Assistenzsysteme: Von ABS bis zur Verkehrszeichenerkennung – was ist Pflicht und was ist sinnvoll?). Durch die Anbindung an eine Cloud und die dadurch generierte Schwarmintelligenz kann das System auch in der Stadt das Kommando übernehmen und durch die Verkehrsdaten auf Hindernisse, die sich während der Fahrt auf der Strecke befinden, reagieren. Beim Parken kann der Fahrer den Škoda Enyaq so trainieren, dass das Fahrzeug eine bestimmte Parklücke selbsttätig nutzt.

Der Innenraum des Škoda Enyaq präsentiert sich ganz im Stil der Elektro-Modelle eher puristisch. Im Zentrum steht ein 13-Zoll-Touch-Bildschirm, über den auch die Konnektivität läuft (ADAC-Test: Mercedes, Audi, BMW – dieses Auto bietet die beste Konnektivität in der Kompaktklasse). Die Informationen für den Fahrer kommen von einem 5,3 Zoll großen virtuellen Cockpit. Bei der Inneneinrichtung haben die Designer auf nachhaltige Materialien geachtet und nutzen zum Beispiel Sitzbezüge, die zu 40 Prozent aus Schurwolle und zu 60 Prozent aus dem Polyester recycelter PET-Flaschen bestehen. Anfang nächsten Jahres soll der Škoda Enyaq beim Händler stehen und die Preise bei unter 35.000 Euro beginnen. (Von Wolfgang Gomoll; press inform)