Neuer Škoda Fabia vorgestellt: Verpassen die Tschechen einen Trend?
Škoda hat die vierte Generation des Kleinwagen Fabia vorgestellt. Vieles wurde besser als beim Vorgänger – aber nicht jede Entscheidung der Tschechen ist nachvollziehbar.
Mladá Boleslav (Tschechien) – Er hätte eine große Livebühne verdient gehabt, doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Tuch vom neuen Škoda Fabia wieder nur virtuell gezogen. Wir konnten den Kleinwagen immerhin vorher real testen, anfassen und genau unter die Lupe nehmen. Und es wird deutlich, dass dieser Fabia wieder ein Škoda ist, an den man in seiner Fahrzeugklasse nicht vorbeikommt: Etablierte Bestseller wie Ford Fiesta, Opel Corsa, Renault Clio, Peugeot 208 und auch der VW Polo haben ab Herbst einen neuen, gefährlichen Gegner. (Neuer Škoda Fabia 1.0 TSI: Darum wird der Kleinwagen seine Konkurrenz ordentlich aufmischen)

Neuer Škoda Fabia vorgestellt: Verpassen die Tschechen einen Trend?
Mit seiner Länge von 4,11 Metern hat der Tscheche ganz schön zugelegt: Vorher kratzte er knapp an der Vier-Meter-Marke. Dank der erstmals verwandten MQB-Plattform („Modularer Querbaukasten“) aus dem VW-Konzern bietet die vierte Generation mehr Radstand, mehr Breite und weniger Höhe – der neue Fabia steht einfach besser als sein Vorgänger da, und lässt auch die meisten Konkurrenten alt aussehen. Was auch an der präzise gezeichneten Flanke liegt, den größeren Rädern, LED-Leuchten an Front und Heck sowie dem kecken Dachkantenspoiler. „Mit dem neuen Fabia entwickelt Škoda seine Designsprache konsequent weiter“, erläutert Chefdesigner Oliver Stefani, „der kompakte Hatchback ist optisch ausgesprochen sportlich-elegant: Skulpturale Linien, dynamische Proportionen und moderne Leuchteinheiten mit LED-Technologie und den für Škoda-typischen kristallinen Strukturen sorgen für eine dynamische und moderne optische Präsenz“. (Škoda Octavia Scout im Test: Unbefestigte Wege machen Spaß – woanders hakt’s)

Neuer Škoda Fabia: teils sehr modern, teils aber aber auch nicht
Innen geht es trotz kompakter Abmessungen aufgeräumt zu. Wie immer bei Škoda einen Hauch zu nüchtern und nicht allzu charmant – aber einmal mehr auf der Höhe der Zeit. Die Sitze passen, das Platzangebot vorn ohnehin. Der Fahrer blickt auf animierte Instrumente und einen zentralen Multifunktionsbildschirm, der in der Basisversion in Sechs-Zoll-Größe für ein Fahrzeug des Modelljahres 2022 nicht wirklich zeitgemäß wirkt. Besser sind die größeren Systeme mit acht und neun Zoll – dann passt das Anzeigeelement auch zu den modernen und übersichtlichen Bedienmodulen. Hinten geht es klassenbedingt etwas eng zu, dafür reicht der Laderaum locker. Im Vergleich zu seinem alles andere als kleinen Vorgänger ist dieser nochmals um 50 auf 380 Liter gewachsen – das ist mittlerweile Golf-Niveau. Wer die Rücksitze umklappt, kann bis zu 1.190 Liter nutzen. Mehr geht in dieser Klasse nicht. (Škoda Kamiq im Test: Diese Option sollten Sie sich lieber sparen)

Neuer Škoda Fabia: Wo sind die Diesel?
Wie zu erwarten, wurden die sparsamen Dieselmotoren aussortiert. Die betagten Einliter-Saugmotoren mit Fünfgang-Handschaltung und 65 beziehungsweise 80 PS blieben im Programm. Škoda-CEO Thomas Schäfer verweist, wie schon bei dem kleinen Monitor und den 15-Zoll-Rädchen, auf preissensible Märkte und Kunden mit schmalen Ansprüchen. Deutlich besser passen für den Skoda Fabia IV die beiden Einliter-Turbos mit 70 kW / 95 PS oder 81 kW / 110 PS. Das Übergangs-Topmodell dürfte bis zu 200 km/h schnell sein und mit einem Normverbrauch von fünf Litern Super locken. Einen schrägen Trend hat sich Škoda von klassenhöheren Fahrzeugen abgeschaut: ab Werk sind von dem 50-Liter-Tank nur 40 Liter nutzbar, die zusätzlichen zehn Liter kosten extra. (Škoda Enyaq iV 80 im Test: Stromer kommt mit kraftvollem Auftritt und solidem Ambiente)
Nur die stärkere Version bietet dabei eine ebenso zeitgemäße wie sinnvolle Sechsgang-Handschaltung oder auf Wunsch ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Wer noch bis Mitte 2022 warten will: dann hält im Fabia auch der 110 kW / 150 PS starke 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbo Einzug und lockt die Interessenten mit sportlichen Fahrleistungen und mehr als 220 km/h Spitze. (VW Polo Facelift: Bei den Assistenzsystemen schließt er die Lücke zum VW Golf)
Technische Daten Škoda Fabia 1.0 TSI | |
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Motor/Antrieb/Getriebe | 1,0-Liter-Dreizylinder Turbo/Front/7-Gang-DSG |
Leistung/Drehmoment | 81 kW (110 PS) / 175 Nm ab 2.000 U/min |
Vmax | ca. 200 km/h |
Leergewicht | 1150 kg |
Laderaum | 380 Liter |
Normverbrauch | 5,0 l/100 km |
Basispreis | 14.160 Euro |
Neuer Škoda Fabia: Auf diesen Motor lohnt es sich zu warten
Während die Konzernbrüder unter der Volkswagen-Flagge mittlerweile durchweg auf Elektrifizierung setzen, sieht das beim neuen Fabia anders aus: Elektroversion, Plug-in-Hybrid, und selbst ein 48-Volt-Bordnetz bleiben außen vor. Verschlafen die Tschechen wichtigen Trend? Angeblich verlangen die Kunden es kaum oder mögen so etwas nicht bezahlen. Gut zu wissen, dass die MQB-Plattformform garantiert, dass eine Elektrifizierung jederzeit nachgelegt werden kann und wohl auch nachgelegt wird – spätestens zur Modellpflege. Eine gut ausgestattete 110-PS-Version dürfte rund 22.000 Euro kosten und damit im Revier des größeren Škoda Scala wildern, beim VW Polo. Gerade, weil bei der vierten Auflage auch die Komfort- und Sicherheitsausstattung stimmt.