1. 24auto
  2. News

Grüner Gummi: Reifen, die der Umwelt helfen

Erstellt:

Von: Marcus Efler

Kommentare

Von den Materialien bis zur Produktion setzt sich auch bei Reifen Nachhaltigkeit durch. Die Pneus sollen einerseits die Umwelt schonen – aber Grip und Rollwiderstand müssen zeitgemäß sein.

Bis vor ein paar Jahren war die Reifenwelt noch eindeutig. Die Herstellung eines Auto-Pneus lief nach bewährtem Muster mit der Vulkanisation als zentralem Element ab. Bei der Zusammensetzung der Materialien wie Naturkautschuk oder Stahl ging es in erster Linie darum, möglichst viel Grip sowie ein stabiles Laufverhalten zu generieren – und dabei möglichst lange Haltbarkeit zu ermöglichen.

Mit der Elektromobilität wurde das Lastenheft der Gummiköche bei Continental, Michelin und Bridgestone bereits um einen geringen Rollwiderstand ergänzt – nicht immer hilfreich, wenn es um Traktion geht. Ein Reifen, der idealerweise auf dem Asphalt klebt, verbraucht beim Rollen nämlich mehr Energie als ein glatt dahin flutschender. Vor allem bei Nässe müssen die Leichtlaufreifen trotzdem zeigen, dass sie möglichst nahe an das Haftungsvermögen klassischer Reifen herankommen.

Grüner Gummi: Reifen, die der Umwelt helfen

PET-Flaschen und Reifen
Von der PET-Flasche zum Reifen: Continental nutzt recycelten Kunststoff. © Continentel

Diesen Zielkonflikt galt es für die Techniker aufzulösen. Jetzt legen die Reifenhersteller noch eine Schippe drauf: Nachhaltigkeit ist die große Maxime, sie soll die Reifenindustrie fit für die Zukunft machen. Da geht es nicht nur um klimaneutrale Produktion, die Firmen wie Michelin oder Continental bis zum Jahr 2050 anstreben. Neben der Kohlendioxid-neutralen Fertigung sollen bis dahin auch alle Materialien nachhaltig sein, also aus recycelten oder erneuerbaren Rohstoffen bestehen. Es liegt auf der Hand, dass der Weg zum Öko-Pneu nicht über Nacht absolviert wird. Die Transformation zum grünen Gummi wird peu à peu vonstattengehen. Aktuell bestehen etwa die deutschen Continental-Reifen zu 15 bis 20 Prozent aus nachwachsenden oder wiederverwerteten Materialien.

Grüner Gummi: Birkenrinde statt Naturkautschuk

Dem Erfindungsreichtum sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Das beginnt natürlich beim Kautschuk. Der finnische Reifenbäcker Nokian tüftelt gerade an synthetischem Kautschuk aus Birkenrindenresten und hat dafür bereits einen Innovationswettbewerb für Nachhaltigkeit gewonnen. Genug Rohstoff ist vorhanden. Birkenrinde ist ein Abfallprodukt der Zellstoff-, Papier- und Sperrholzindustrie. Allein die Forstindustrie in Finnland und Schweden produziert laut dem Hersteller Reselo genug Rohmaterial für 200.000 Tausend Tonnen dieses speziellen Kautschuks. Eine andere Variante ist Kautschuk aus Löwenzahn.

Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Allerdings können diese Stoffe den Naturkautschuk, der zwischen zehn und 40 Prozent des Gesamtgewichts eines modernen Reifen ausmacht, erst dann ersetzen, wenn sie identische oder zumindest ähnliche Eigenschaften aufweisen. Das Gleiche gilt für Silika, welches den Grip, Rollwiderstand und Laufleistung des Pneus wesentlich beeinflussen. Aus der Asche von Reishülsen gewonnenes Silika ist deutlich energieeffizienter als jenes aus herkömmlichen Materialien wie Quarzsand. Letztlich ist aber nur ein sicherer Reifen auch ein guter Reifen (vor den schlechten warnt der ADAC). Was bedeutet, dass die Pneus auf trockenem und nassen Asphalt gut abschneiden müssen, genauso wie Winterpneus auf Schnee und Eis.

Grüner Gummi: Aus Plastikflaschen wird Reifenmaterial

Zur Reifenproduktion der Zukunft gehören auch wiedergewonnenes Gummi oder PET-Flaschen, die als HMLS-Polystergarn neu geboren werden. Recycling ist ein weiteres wichtiges Thema: Das gilt bei den Materialien aus Schuhsohlen und Kunstrasen, wie sie bei runderneuerten Pneus verwendet werden – genauso wie für Industrieruß oder für Stahl, der zum Beispiel mit Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen produziert wird.

Zu der Nachhaltigkeit des Reifens gehört auch die Transparenz und die Nachverfolgbarkeit der eingesetzten Materialien. Denn alle Ideen und Konzepte verpuffen, wenn beim Transport tonnenweise Kohlendioxid in die Luft geblasen werden. (Von Wolfgang Gomoll/press-inform)

Auch interessant

Kommentare