Tesla-Dashcam: Video rettet angeblichen Raser – vorm Polizeichef
Ein Tesla Model 3 flüchtet angeblich mit riskanten Manövern, der Polizeichef höchstpersönlich verfolgt ihn. Doch der Raser zeichnet seine Fahrt per Dashcam auf. War am Ende alles ganz anders?
Görlitz/Rothenburg – Die Kameras, die Tesla in seinen Elektroautos installiert hat, dienen nicht nur dem umstrittenen Autopilot-System des amerikanischen E-Auto-Herstellers von Tech-Milliardär Elon Musk. Im so genannten „Sentry Mode“ (dt.: „Wächer Modus“) erfüllen sie auch eine Sicherheits- und Schutzfunktion, wenn das Auto irgendwo geparkt ist. Außerdem zeichnen sie im Stile von Dashcams auch Fahrten und Parkvorgänge auf – das kann bei der Dokumentation von Unfällen helfen. In diesem Fall haben die Aufnahmen seines Tesla Model 3 einen Autofahrer gerettet, der in den Augen eines Polizeichefs zu schnell unterwegs war – und bis vor die eigene Haustür verfolgt wurde.
Tesla-Dashcam: Video-Beweis rettet vermeintlichen Raser – vor Polizeichef
Der ungewöhnliche Vorfall ereignete sich im sächsischen Landkreis Görlitz im Grenzgebiet zu Polen: Dort zog Silvio S. (44) mit seinem flotten Tesla Model 3 SR+ (340 PS) auf dem Heimweg nach Rothenburg in der Oberlausitz die Argusaugen von Carsten Kaempf (52) auf sich. Der Rektor der dortigen Polizeihochschule hatte den selben Weg – und fuhr in seinem Dienst-Mercedes hinter dem Elektro-Boliden. (Tesla-Geständnis: Autonomes Fahren weit entfernt – doch Elon Musk verspricht „Full Self Driving“ für alle)
Der Tesla „hatte einen recht dynamischen Fahrstil - und ich dachte anfangs, dass der vielleicht gestohlen ist", zitiert Tag24 den Ordnungshüter, der ab Mitte des Jahres nicht mehr an der polizeiinternen Hochschule tätig ist – sondern als Polizeichef von Chemnitz. Wichtige Dinge erledigt er offenbar gerne selbst – zumindest wenn es sich um vermeintliche Raser und Autodiebe handelt. Und so heftete er sich an die Fersen von Silvio S., obwohl er nach eigenen Angaben Schwierigkeiten hatte, ihm hinterher zu kommen – so sehr habe der Tesla-Fahrer Strom gegeben. Die Verfolgungsjagd endete erst vor der Haustür des Model-3-Besitzers. (Tesla Model 3 filmt brutalen Überfall: Maskierter schießt auf E-Auto – auch Elon Musk ist geschockt)

Tesla-Dashcam: Video-Beweis rettet vermeintlichen Raser – schwere Anschuldigungen vor Gericht
Dort stellte Carsten Kaempf den angeblichen Delinquenten. Der Polizei-Boss zückte seinen Dienstausweis und kontrollierte Silvio S. höchstpersönlich. Doch damit nicht genug – er rief auch noch die Kollegen für eine Alkoholkontrolle. Das Ergebnis: 0,0 Promille. Trotzdem kam es im weiteren Verlauf zu einer Anzeige – und letztlich landete der Fall sogar vor Gericht. (Tesla Model 3: Besitzerin überlistet Autodiebe – darum sollte man nie einen Tesla klauen)
Vor dem Amtsgericht Görlitz wurde Silvio S. vorgeworfen auf der Staatsstraße 127 mit riskanten Fahrmanövern und bis zu 180 km/h entlang gerast zu sein. Und dies angeblich auch rücksichtslos durch geschlossene Ortschaften. Deshalb drohte ihm wegen grob fahrlässigem Verhalten im Straßenverkehr eine heftige Geldstrafe – und natürlich der Entzug seines Führerscheins. Mit dem Fahren seines Tesla Model 3 SR+ wäre es damit erstmal vorbei gewesen. (Amok-Schütze auf Autobahn: Pistolen-Mann ballert aus SUV auf Tesla Model 3)
Doch der vom Polizeichef verfolgte, stritt die ihm gemachten Vorwürfe energisch ab: „Ich bin nicht gerast. Das Auto ist wirklich sehr dynamisch. Das wird meist anders wahrgenommen.“ Das ist allerdings sehr gut möglich – beschleunigt der Performance-Tesla doch innerhalb von nur drei Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dieser Hinweis alleine hätte allerdings noch nicht gereicht, um den Geldbeutel des 44-Jährigen zu schonen und seine Fahrerlaubnis zu retten. (Tesla-Dashcam filmt dreisten Auto-Einbruch – Netz rätselt über dieses Detail)
Tesla-Dashcam: Video-Beweis rettet vermeintlichen Raser – der gar keiner war
Doch Silvio S. war ein aufmerksamer Fahrer – und hatte seinen erbitterten Verfolger bemerkt. Hat er vielleicht darum ein wenig mehr aufs Tempo gedrückt? Jedenfalls schaltete er geistesgegenwärtig alle acht in seinem Tesla Model 3 verbauten Kameras an – und versetzte sie in den permanenten Aufzeichnungsmodus. Das war sein Glück. Denn der zuständige Richter ließ die Aufnahmen als Beweismittel zu – und schaute sich die Videos genau an. Das drehte den Prozess. (Kamera an Tesla Model 3: So reagiert ein vermeintlicher Autoknacker, als er sie bemerkt)
Auf den Kameramitschnitten waren zwar keine konkreten Tachostände zu sehen – aber eben auch keine ungewöhnlich rasante oder gar waghalsige Fahrweise. Polizeichef Carsten Kaempf hatte also Schwierigkeiten seine Anschuldigungen zu untermauern. Der Tesla-Fahrer war ihm zwar davongefahren, allerdings nicht in einem verbotenen illegalen Autorennen und nicht im Harakiri-Stil. Die war dem Görlitzer Richter bei weitem nicht ausreichend – er stellte das Verfahren ein. Der sächsische Chef-Polizist wird sich wohl daran gewöhnen müssen, dass auch ein Elektroauto flotter wirken kann als sein Verbrenner-Benz. Klarer Punktsieger in Sachen Überwachung: Der Tesla, der Silvio S. durch den Video-Beweis seiner Dashcams aus der Patsche geholfen hat.