Klimakiller Dienstwagen? Umwelthilfe: Diese Politiker sind die größten Klimasünder

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe sind die Dienstwagen von Spitzenpolitikern nicht klimafreundlich genug. Laut der Organisation ist die Klimabilanz sogar schlechter als im Vorjahr.
Berlin – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bewertet regelmäßig die Dienstwagen von Politikern auf Bundes- und Landesebene nach ihrer Umweltverträglichkeit. Nun veröffentlichte die Organisation ihren alljährlichen „Dienstwagen-Check“. Im Jahr 2020 liegen diesem die Angaben zu 235 Dienstwagen von 240 Politikern zugrunde. Allerdings basiert der Bericht teilweise auch auf Annahmen über das Fahrverhalten, die im Einzelfall nicht belegbar sind.
Der Deutschen Umwelthilfe sind die Dienstwagen von Spitzenpolitikern in Bund und Ländern weiterhin grundsätzlich nicht umwelt- und klimafreundlich genug. Die Organisation behauptet in ihrem „Dienstwagen-Check 2020“ sogar einen Rückschritt: Die Klimabilanz der Politiker-Dienstwagen sei schlechter als im Vorjahr. Insgesamt 47 Prozent (111 Dienstwagen) werden demnach mit Dieselantrieb, 43 Prozent (101 Fahrzeuge) mit Plug-In-Hybridantrieb und drei Prozent (acht Fahrzeuge) mit Benzin-Motor angetrieben. Der Anteil reiner Elektro-Dienstwagen liege bei nur sechs Prozent. (Aus für Verbrennungsmotor schon 2025? Die deutsche Autoindustrie fürchtet sich vor ...)
Klimakiller Dienstwagen? Laut Umwelthilfe sind diese Politiker die größten Umweltverschmutzer
Besonders scharf kritisiert die Umwelthilfe den gewachsenen Anteil von Plug-in-Hybriden – also Autos, die sowohl mit Sprit als auch mit Strom fahren. Diese seien „echte Spritschlucker“ – und damit Mogelpackungen, die nur auf dem Papier klimafreundlich aussähen. Die Subventionierung der laut DUH im realen Fahrbetrieb besonders klimaschädlichen Autos müsse unverzüglich beendet werden. Positiv bewertete der Umweltverband lediglich 15 reine Elektroautos, wie sie etwa Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller oder Berlins Umweltsenatorin Regine Günther (beide Grüne) fahren. Untersteller ist im Audi e-tron unterwegs, Günther im Tesla Model 3. (Plug-in-Hybride: Nur wirklich sinnvoll, wenn ihre Fahrer ...)

Erschreckend sei, dass alle Bundesministerinnen und -minister den EU-Flottengrenzwert nicht annähernd einhalten können, erklärte der Umweltverband. Nur sieben der 235 Fahrzeuge schaffen es dem Bericht zufolge im Betrieb auf der Straße unter einen Wert von 95 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer. Dies entspricht dem seit Januar 2020 innerhalb der EU gültigen Flottengrenzwert für Neuwagen, den Hersteller einhalten müssen. Die Umwelthilfe fordert jedoch, dass alle Spitzenpolitiker mit gutem Beispiel vorangehen – und auf Wagen mit niedrigerem CO2-Ausstoß umsteigen sollen. (Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch fliegt Kurzstrecke – will aber Diesel-Fahrverbote durchsetzen)
Klimakiller Dienstwagen? Der „größte Klimasünder“ kommt aus der Berlin
Für die Angaben zu „realen“ CO2-Emissionen stützt sich die Umwelthilfe auf eine Studie des International Council on Transportation (ICCT), die den Treibhausgas-Ausstoß von Autos auf der Straße eingehend untersucht hat. Dieser weicht teils deutlich von den Herstellerangaben ab – hängt aber auch stark von Fahrverhalten und Ausstattung ab. Für Elektroautos zog die DUH den CO2-Gehalt des deutschen Strommixes aus dem Jahr 2019 heran. (Audi A8 L Security: So schützt diese Panzer-Limousine die Bundeskanzlerin)
Die Deutsche Umwelthilfe nannte auch die ihrer Meinung nach „größten Klimasünder“ beim Namen: Im Bundeskabinett sei demnach Familienministerin Franziska Giffey (SPD) mit ihrem Audi A8 das Schlusslicht. Ihr Wagen überschreite den EU-Grenzwert um das Dreifache (286 Gramm). Auf Länderebene fahre Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit einer Mercedes-Benz S-Guard 600 Limousine (408 Gramm) den größten Klimakiller. (Mit Material von dpa und epd)
Klimakiller Dienstwagen? Die Dienstwagen-Tabelle der Spitzenpolitiker nach CO2-Ausstoß:
Hier eine Auflistung von Spitzenpolitikern (Bundesminister und Ministerpräsidenten) nach dem von der DUH angegebenen „realen CO2-Austoß“ ihres Dienstwagens (der EU-Grenzwert beträgt 95 g/km). Schlusslicht ist Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister.
Politiker | Dienstwagen | Antrieb | Realer CO2-Ausstoß |
---|---|---|---|
Andreas Bovenschulte (SPD) | Mercedes-Benz E 300e | Hybrid | 189 g/km |
Manuela Schwesig (SPD) | BMW 740Ld xDrive | Diesel | 207 g/km |
Peter Tschentscher (SPD) | BMW 530d xDrive | Diesel | 213 g/km |
Anja Karliczek (CDU) | BMW 730Ld xDrive | Diesel | 220 g/km |
Julia Klöckner (CDU) | Audi A8 L 50 TDI quattro | Diesel | 225 g/km |
Markus Söder (CSU) | BMW 740Ld xDrive | Diesel | 225 g/km |
Reiner Haseloff (CDU) | BMW 740Ld xDrive | Diesel | 228 g/km |
Stephan Weil (SPD) | Audi A8 L 50 TDI quattro | Diesel | 231 g/km |
Daniel Günther (CDU) | Audi A8 L 50 TDI quattro | Diesel | 231 g/km |
Bodo Ramelow (Linke) | BMW 750Ld xDrive | Diesel | 231 g/km |
Hubertus Heil (SPD) | Audi A8 L 50 TDI quattro | Diesel | 235 g/km |
Armin Laschet (CDU) | Audi A8 L 50 TDI quattro | Diesel | 235 g/km |
Dietmar Woidke (SPD) | Mercedes-Benz S 350d 4MATIC | Diesel | 239 g/km |
Svenja Schulze (SPD) | BMW 745e iPerformance | Hybrid | 242 g/km |
Christine Lambrecht (SPD) | BMW 745e iPerfomance | Hybrid | 242 g/km |
Michael Kretschmer (CDU) | BMW 750Ld xDrive | Diesel | 244 g/km |
Malu Dreyer (SPD) | Audi A8 60 TFSI e quattro | Hybrid | 248 g/km |
Andreas Scheuer (CSU) | BMW 745Le xDrive iPerformance | Hybrid | 258 g/km |
Tobias Hans (CDU) | Mercedes-Benz V 300d 4MATIC | Diesel | 263 g/km |
Winfried Kretschmann (Grüne) | Mercedes-Benz S 560e | Hybrid | 263 g/km |
Gerd Müller (CSU) | Audi A8 L 60 TFSI e quattro | Hybrid | 283 g/km |
Peter Altmaier (CDU) | Audi A8 L 60 TFSI e quattro | Hybrid | 283 g/km |
Franziska Giffey (SPD) | Audi A8 L 60 TFSI e quattro | Hybrid | 283 g/km |
Volker Bouffier (CDU) | Audi A8 L 4.0 TFSI quattro | Benzin | 376 g/km |
Michael Müller (SPD) | Mercedes-Benz S-Guard 600 L | Benzin | 408 g/km |