Porsche wertvoller als VW – weil Aktienkurs abhebt
Die Aktie von Porsche entwickelt sich zum Überflieger. Der Sportwagenhersteller ist jetzt wertvoller als der Mutterkonzern – international aber noch ein kleines Licht.
Update vom 9. Oktober 2022, 10:00 Uhr: Wenn Kinder erfolgreicher werden als ihre Eltern, können die auf zwei Arten reagieren. Entweder mit Neid und Eifersucht – oder mit Stolz. Bei der Volkswagen-Tochter Porsche dürfte Letzteres der Fall sein. Nicht zuletzt, weil Oliver Blume in Personalunion beide Unternehmen leitet.
So ist es zweifellos auch sein Verdienst, dass sich der Börsengang des Sportwagen-Herstellers nach eher verhaltenem Start derzeit zur Erfolgsstory entwickelt. Mittlerweile ist die Porsche AG sogar mehr wert als Konzernmutter VW: Der Börsenwert der Stuttgarter liegt aktuell bei etwa 85 Milliarden Euro, gegenüber 78 Milliarden Euro der Wolfsburger. Die Aktie der Porsche AG rangiert bei über 90 Euro.
Porsche wertvoller als VW – weil Aktienkurs abhebt
Damit löst Porsche den VW-Konzern als wertvollstes Auto-Unternehmen Europas ab. Im internationalen Vergleich hat der Elfer-Hersteller allerdings noch viel Aufholpotenzial: Trotz bröckelnden Aktienkurses erreicht Tesla eine Marktkapitalisierung von fast 700 Milliarden Euro.
Update vom 6. September 2022, 11:00 Uhr: Nun ist die Entscheidung gefallen: Porsche fährt an die Börse, und zwar noch in diesem Jahr. „Die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG bereitet sich mit voller Geschwindigkeit auf ihren Börsengang vor“, verkündete die VW-Tochter: „Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat beschlossen, ein öffentliches Angebot von bis zu 25 % der nicht stimmberechtigten Vorzugsaktien des Luxusautomobilherstellers anzustreben“.
Porsches Börsenpläne: Noch in diesem Jahr geht´s los
Schon in den nächsten Wochen, ab Ende September, sollen die Aktien, die den Käufern keinerlei Mitbestimmung über den Sportwagenhersteller einräumen, an der Börse Frankfurt platziert werden. Die genannten 25 Prozent machen 12,5 Prozent des gesamten Grundkapitals aus. Somit ist klar, dass Porsche fest im Volkswagen-Konzern eingebunden bleibt – und dessen mächtigen Groß-Aktionäre, die Familien Porsche und Piëch, weiterhin das Sagen haben.
Die Aktienplatzierung könnte 7,5 bis 10 Milliarden Euro in die VW-Kassen spülen. Europas größer Autohersteller möchte damit die Umstellung auf die Elektromobilität finanzieren – zu der sich Oliver Blume, Doppel-Chef sowohl von VW als auch Porsche, mittlerweile eindeutig bekannt hat.
Update vom 30. März 2022, 14:00 Uhr: Der Ukraine-Krieg bringt nicht nur die Produktion vieler Autohersteller durcheinander – bis hin zum kompletten Stopp der Fertigung – sondern bremst auch eines der wichtigsten Wirtschafts-Vorhaben der Branche. Denn der eigentlich so gut wie beschlossene Börsengang des Sportwagenbauers Porsche wird wahrscheinlich nicht wie geplant stattfinden.
„Wir können auch nicht ausschließen, wenn der Konflikt länger andauert, dass sich hier potenzielle Implikationen auf den Börsengang ergeben“, sagte Johannes Lattwein, Finanzchef von Porsche SE. Hinter dieser Holding stehen die mächtigen VW-Miteigentümer-Familien Porsche und Piëch, die dem Börsengang der wertvollen Volkswagen-Tochter zustimmen müssten – und die bei einer künftigen börsennotierten Porsche AG das Sagen hätten.
Porsches Börsenpläne liegen auf Eis – wegen Ukraine-Krieg
Den „Konflikt“, wie Lattwein den kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine verharmlosend nennt, belastet das Börsenumfeld, sprich: Die Aktienkurse sind gehörig unter Druck geraten. Von den 80 bis 100 Milliarden Euro, die der Börsengang zu guten Zeiten in die Kassen von VW spülen könnte, müsste sich Europas größter Autokonzern dann wahrscheinlich verabschieden.
Update vom 25. Februar 2022, 9:55 Uhr: Porsche, derzeit noch eine Tochter des Volkswagen-Konzerns, hat Pläne für einen Börsengang bestätigt. „Die Volkswagen AG hat entschieden, die Möglichkeit einer Börsennotierung der Porsche AG zu prüfen“, teilte der Stuttgarter Sportwagenbauer mit: „Der Vorstand der Porsche AG begrüßt diese Entscheidung. Sie unterstreicht die sehr erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens“.
Posche-Chef Oliver Blume erklärte aber auch: „Porsche und Volkswagen können auch künftig von gemeinsamen Synergien profitieren“. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Stuttgarter auch als selbstständiger Autohersteller weiterhin technische Entwicklungen aus dem VW-Konzern nutzen möchten – und wohl auch umgekehrt die Entwicklungsabteilung in Weissach für Europas größten Autokonzern arbeiten würde. (Mann macht Porsche-Testfahrt – und verliert Führerschein)
Porsche bestätigt Pläne für Börsengang: Das würde sich für VW, Fans und Kunden ändern
Allerdings betonte Porsche auch. „Die Entscheidung über eine Börsennotierung der Porsche AG liegt allein bei den Gremien der Volkswagen AG“. Beschlossen, ob und wann der Börsengang stattfindet, ist also wohl noch nichts.
Erstmeldung vom 23. Februar 2022, 11:55 Uhr: Stuttgart – Die Pläne und Gerüchte gab es schon länger, nun scheint es offenbar konkret zu werden: Porsche soll wieder an die Börse gebracht werden. „Die Volkswagen AG und die Porsche Automobil Holding SE befinden sich in fortgeschrittenen Gesprächen über einen möglichen Börsengang der Porsche AG“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Volkswagen-Konzerns.
Konkret würde das bedeuten: Nach der Auslagerung von Bugatti in ein Joint-Venture mit dem kroatischen Hypercar-Hersteller Rimac wäre Porsche die nächste Marke, die den VW-Konzern verlässt – nachdem der sich den Sportwagenbauer in einem legendären Übernahme-Duell erst 2009 einverleibt hatte. Ähnlich wie Ferrari wäre Porsche damit wieder ein eigenständiges Unternehmen. Aber ebenso, wie die italienische Sportwagenschmiede wirtschaftlich und technisch mit dem Stellantis-Konzern verbunden ist, gäbe es weiterhin eine enge Verwandtschaft zu VW. (Porsche verteidigt Verbrenner-Verbot – doch was wird aus 911-Baureihe?)

Porsche vor Börsengang? Das würde sich für Fans und Kunden ändern
Denn zum einen gibt es natürlich langfristige Verträge mit anderen VW-Marken über gemeinsam genutzte Technologien und konzernweite Entwicklungen. Auch wenn sich Porsche aus dem Artemis-Projekt eines Super-Elektroautos ausgeklinkt hat, geht gerade in der E-Mobilität ohne Partnerschaften nicht viel. Darüber hinaus ist es möglich, dass der VW-Konzern einen großen Teil der Aktien behält.
Allerdings dürften sich die Kräfteverhältnisse innerhalb der deutschen Autobranche spürbar verschieben. Dafür würden schon die neuen Herren von Porsche sorgen: die Familien Porsche und Piëch. Sie gehören zwar zu den mächtigen Eigentümern des VW-Konzerns, aber auf ihr Lieblingskind Porsche haben sie derzeit keinen direkten Einfluss. Genau das würde sich mit einem Börsengang der Stuttgarter ändern. (Porsche tüftelt an Fake-Sound: So sollen Elektro-Modelle bald „emotional“ klingen)
Porsche vor Börsengang? Das wären die neuen Chefs der Sportwagenmarke
Denn die beiden Familien würden wohl eine Sperr-Minorität bei Porsche erhalten: Unabhängig davon, wie viele Aktien sie schließlich besitzen, könnte keine Entscheidung gegen ihren Willen getroffen werden. Das kann erhebliche Auswirkungen etwa auf das Modellprogramm haben. So ist es denkbar, dass Porsche nicht mehr eins zu eins den von VW eingeschlagenen Kurs zur Elektrifizierung übernimmt, sondern länger am Verbrenner festhält, als Wolfsburg-Boss Herbert Diess das für richtig halten würde. Auch würden manche künftige Modelle sicher anders aussehen, als wenn sie konzernweit abgestimmt werden müssten.
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Warum aber möchte der Volkswagen-Konzern seine Erfolgstocher überhaupt aus dem Haus haben? Es lockt das liebe Geld. Porsche wäre weltweit einer der größten Börsengänge überhaupt, laut Investment-Bankern ist ein Erlös von bis zu 100 Milliarden Euro denkbar. Noch ist allerdings nichts entschieden: Ein VW-Großaktionär, das Emirat Katar, möchte mehr Zeit zur Prüfung der Pläne. Außerdem belastet die politische Großwetterlage mit der Ukraine-Krise gerade die Aktienmärkte. Möglich also, dass die Börsenpläne noch ganz abgeblasen oder zumindest auf einen günstigeren Zeitpunkt verschoben werden.