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Ende des Tankrabatts: Spritpreise schießen teils deutlich in die Höhe

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Kaum ist der „Tankrabatt“ ausgelaufen, steigen die Spritpreise wieder deutlich. Doch das teure Entlastungspaket blieb bis zuletzt hochumstritten.

Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine waren die Spritpreise durch die Decke geschossen, ein milliardenschweres Entlastungspaket sollte die Autofahrer finanziell entlasten – der sogenannte „Tankrabatt“. Doch die Maßnahme war von Anfang an umstritten. Vor allem gab es die Befürchtung, dass der Rabatt nicht gänzlich beim Verbraucher ankommt, sondern eher die Kassen der Mineralölkonzerne füllt. Tatsächlich sah das Kartellamt Anzeichen für Verstöße der Konzerne. Vor allem beim Diesel verpuffte der Tankrabatt laut einer Untersuchung zum Großteil. In der Nacht zum 1. September lief das Entlastungspaket nun aus – und die Spritpreise schossen wieder in die Höhe.

Das Preisschild einer Tankstelle
Nach dem Auslaufen des „Tankrabatts“ schossen die Spritpreise wieder in die Höhe. (Symbolbild) © Wolfgang Maria Weber/Imago

Ende des Tankrabatts: Spritpreise schießen teils deutlich in die Höhe

Gleich am Morgen zogen die Preise teils deutlich an: Nach einer ersten Einschätzung des ADAC kostete Superbenzin der Sorte E10 im bundesweiten Durchschnitt gegen 9 Uhr etwa 25 Cent mehr als am Vortag. Beim Diesel gab es demnach ein Plus von etwa 10 Cent. Allerdings waren die Preise an den Zapfsäulen bereits in den vergangenen zwei Wochen wieder deutlich gestiegen. Am Mittwoch, dem letzten Tag des Tankrabatts, hatte ein Liter E10 laut ADAC im Schnitt 1,792 Euro gekostet, ein Liter Diesel 2,086 Euro. Das war den Angaben nach der höchste Wert im Monat August. Wie extrem teuer Sprit mittlerweile vor allem im langjährigen Vergleich geworden ist, weist 24heidelberg.de hier nach.

Mit dem Tankrabatt hatte die Bundesregierung die Energiesteuer für drei Monate auf das von der EU erlaubte Mindestmaß gesenkt. Rechnerisch könnte der Preis für Super E10 durch die Aufhebung um 35 Cent und für Diesel um 17 Cent steigen.

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Ende des Tankrabatts: Preisteigerungen beim Sprit bereits vor Auslaufen der Maßnahme

Die Einführung des Tankrabatts stand unter dem Eindruck eines Allzeithochs bei den Benzin- und Dieselpreisen. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren sie innerhalb weniger Tage deutlich in die Höhe geschnellt. Am 11. März kostete ein Liter Diesel 2,321 Euro – der seitdem gültige Rekord. Bei E10 wurde der bisherige Höchstwert mit 2,203 weniger Tage später am 14. März erreicht.

Nach diesen Rekordwerten entspannte sich die Lage wieder etwas, dauerhaft unter 2 Euro pro Liter sanken die Preise aber erst nach dem Eintritt der Steuersenkung am 1. Juni. Es folgte ein langanhaltender Sinkflug, am 12. August fiel der Preis für Super E10 sogar auf 1,691 Euro – der niedrigste Wert seit Januar. Doch danach ging es wieder bergauf mit dem Benzin- und Dieselpreis, bis hin zum Preissprung am 1. September.

Ende des Tankrabatts: Diskussionen um die Wirkung des Entlastungspakets

Für diesen jüngsten Preisanstieg gebe es aus ADAC-Sicht keine Grundlage, sagte ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh. Die Preisgestaltung der Konzerne hatte seit März immer wieder Diskussionen ausgelöst – vor allem, ob die Konzerne die Steuersenkung wirklich an die Kunden weitergeben. In den sozialen Medien machten Autofahrer ihrer Wut gegenüber den Mineralölkonzernen Luft. Auch am Ende des Rabatts gehen die Meinungen über die Wirkung weiter auseinander. „Die Energiesteuersenkung wurde umfassend weitergegeben“, sagte Adrian Willig, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands Fuel und Energie (EN2X), dem Unternehmen wie BP, Shell, Totalenergies und Eni angehören.

Ende des Tankrabatts: Wirtschaftsexperte sieht Schmälerung der Wirkung durch „Sonderfaktoren“

„Gründe aktueller Preissteigerungen sind eine gestiegene Nachfrage, knappe Kapazitäten in Raffinerien und logistische Herausforderungen“, sagte Willig weiter. Ähnlich sieht das der Experte Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung: Der Rabatt sei „im Wesentlichen“ weitergegeben worden, sagte er – allerdings hätten Sonderfaktoren wie das Niedrigwasser im Rhein seine Wirkung dann wieder geschmälert.

Der ADAC sieht das anders: „In der Gesamtbilanz stellen wir fest, dass die Steuersenkung nicht vollständig beim Verbraucher angekommen ist“, sagte Jürgen Albrecht, Spritpreisexperte des Clubs, der Deutschen Presse-Agentur. „Angesichts der niedrigen Besteuerung und des zuletzt niedrigen Ölpreises war das für die Branche schon sehr auskömmlich, das sieht man ja auch an den Quartalszahlen der großen Konzerne und den Rekordmargen der Raffinerien.“ EN2X hält dagegen: Maßgeblich für die Preisentwicklung an den Tankstellen seien die Großhandelspreise, nicht die Rohölpreise.

Ende des Tankrabatts: Kartellamt sieht Preisgestaltung auf dem Treibstoffmarkt sehr kritisch

Allerdings sieht auch das Bundeskartellamt die Preisgestaltung auf dem Treibstoffmarkt sehr kritisch: Es gebe dort nur relativ wenige Unternehmen, und vielfach seien sie vom Bohrloch bis zur Tankstelle aktiv, was ihnen bei der Preissetzung viele Möglichkeiten gebe, sagte Andreas Mundt, Präsident der Wettbewerbsbehörde. „Wir werden weiter ganz genau hinsehen und darüber informieren, wie sich die Preise entwickeln und was passiert, wenn die Steuerermäßigung zum 1. September wegfällt.“

Bereits im März hatte das Kartellamt angekündigt, die Branche insgesamt genauer unter die Lupe zu nehmen - vor allem mit Blick darauf, was zwischen Rohöleinkauf und Tankstellenverkauf passiert. Der ADAC begrüßt das ausdrücklich: „Da brauchen wir dringend mehr Transparenz“, sagte Spritpreis-Experte Albrecht.

Trotz deutlich steigender Preise will sich – anders als beim 9-Euro-Ticket – aber kein echter Abschiedsschmerz beim Tankrabatt einstellen. Selbst der ADAC fordert keine Fortsetzung, im Gegenteil. Das wäre in Zeiten knapper Kraftstoffe und guter Gründe fürs Spritsparen das falsche Signal, hieß es. (Mit Material der dpa)

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