Maybach: Darum gibt’s die Nobelmarke nur noch als bessere Mercedes S-Klasse
Anfang September stellt Mercedes seine neue S-Klasse der Generation W 223 vor. Wieder wird es von ihr auch eine ebenso luxuriöse wie ertragreiche Maybach-Version geben. Die Geschichte der Submarke Maybach kennt jedoch Höhen und Tiefen.
- Anfang der 2000er-Jahre versuchte Daimler, mit der Marke Maybach die Modellpalette zu krönen
- Die Produktion der Modelle Maybach 57 und 62 wurde aber 2012 schon wieder eingestellt
- Bestimmte Maybach-Modelle dürften jedoch bald Sammlerwert erreichen
Stuttgart – Der Countdown läuft. Mit deutlicher Verspätung stellt Mercedes Anfang September sein neues Aushängeschild vor: Noch im November soll die Hightech-Luxuslimousine, die neue Mercedes S-Klasse, auf die internationalen Märkte rollen. Im kommenden Frühjahr werden dann die Maybach-Varianten nachrücken. Die Maybach-Modelle sind die einzigen, die nach wie vor über einen doppelt aufgeladenen Zwölfzylinder verfügen. Die normale Mercedes S-Klasse sowie die Sportversionen von AMG setzen allein auf Sechs- und Achtzylinder. Auch wenn der Maybach mittlerweile kein eigenes Modell oder gar eine eigene Marke im Daimler-Portfolio mehr ist und allein die edelste Ausstattungsvariante der S-Klasse („Hot oder Schrott“: TV-Star Hubert Fella über seinen Mercedes S-Klasse-Sparpreis) darstellt, ist sie besonders in China beliebter denn je. Zwar entscheiden sich die meisten betuchten Kunden für die Sechszylindervariante, doch wer wirklich etwas auf sich hält, ist mit einem Dutzend Brennkammern unter der Haube zwischen Peking, Shanghai oder Guangzhou unterwegs. Erstmals wird es beim neuen Modell auch die Kombination aus V12 und Allradantrieb geben.
Maybach-Neuauflage: Was als Krönung der Marke geplant war, endete als Flop
Geplant war das alles einmal anders. Vor rund 20 Jahren wollte Daimler seiner Sternenmarke Mercedes mit dem Maybach-Logo die strahlende Krone aufsetzen. Zwischen Juni 2002 und Juni 2012 wurde die Limousine in der Maybach-Manufaktur in Sindelfingen gefertigt. Doch der scheinbar perfekte Plan platzte und die Maybach-Modelle standen sich die Reifen platt. Zwischendurch wurde das doppelte M (Manufaktur Maybach) eingestellt und nach der Neuauflage ist Maybach mittlerweile nur noch eine Ausstattungsvariante der Mercedes S-Klasse. Die ersten Modelle dürften dennoch bald Sammlerwert haben – unter anderem deshalb, weil diese besonders selten sind.

Maybach-Neuauflage: Nachfolger für die Modelle 57 und 62 blieben aus
Die Daimler AG hat sich seit den 90er-Jahren so manchen geschäftlichen Patzer erlaubt, der Milliarden kostete. Die geplante Welt-AG ist passé, Smart wird künftig aus China dirigiert und so manche Beteiligung an internationalen Großkonzernen ist beinahe vergessen. Die größte Versuchung der schwäbischen Allmachtsgedanken war jedoch die Wiederbelebung der Marke Maybach (Extrem teuer – und oft extrem überflüssig: die kuriosesten Extras in Luxusautos) zum Wechsel des Jahrtausends. 1.000 bis 1.500 Fahrzeuge oder deutlich mehr sollten es pro Jahr mindestens werden, die in die Nobelgegenden von Shanghai, Los Angeles, Dubai und München rollen sollten.
Die Marke Mercedes-Benz | |
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Hauptsitz | Stuttgart |
Gründungsjahr | 1926 |
Chef | Ola Källenius |
Bekannteste Modelle | A-Klasse, B-Klasse, C-Klasse, E-Klasse, S-Klasse, CLK |
Ausgelieferte Fahrzeuge 2019 | 2,34 Millionen (Mercedes-Benz Cars) |
Doch nachdem das Luxusdoppel aus Maybach 57 / 62 Anfang des dritten Jahrtausends eine glorreiche Premiere feierte, geschah nicht mehr viel. Die Nachfrage war kleiner als klein und so gab es jahrelang keinen Nachfolger, sogar fest eingeplante Modellpflegen blieben aus. Ein Problem: Die elitäre Kundschaft verstand den historischen Bezug der Marke Maybach zu seinem Namensgeber Wilhelm Maybach nicht und andere Luxusmodelle von Rolls-Royce oder Bentley machten schlicht mehr her.
Maybach-Neuauflage: Sogar eine Landaulet-Version kam auf den Markt

Technisch war der Maybach nicht so modern wie erhofft. So basierten die Maybach-Modelle auf der S-Klasse (W 220) der Jahrtausendwende. Viele technische Module gingen sogar auf das Vorgängermodell der Baureihe W 140 zurück, das bereits Ende der 80er entwickelt wurde. Und ein strahlend weißes Landaulet als nachgelieferte Karosserievariante für Sonnenanbeter oder eine Sonderauflage mit dem traditionsreichen Namen Zeppelin weckten auch bei den elitärsten Kunden keine rechte Kauflust.

Im Innenraum warteten die Maybach-Modelle mit klimatisierten Liegesesseln (Entspannung während der Fahrt: So funktionieren Massagesitze im Auto) und einem illuminierten Sternenhimmel im Dach auf.
Maybach-Neuflage: Sondermodelle dürften im Wert steigen
Mit steigender Nachfrage und entsprechenden Preisen ist insbesondere bei besonders exklusiven Ausstattungen oder Sondermodellen wie dem Zeppelin (damals in der Langversion die teuerste Serienlimousine der Welt) zu rechnen. Neben dem offenherzigen Maybach Landaulet gab es zum Ende des Jahrzehnts eine exklusive Serie von 100 Modellen mit dem traditionsreichen Zeppelin-Signet auf dem Kühler. In den 30er-Jahren war der Maybach Zeppelin das automobile Gegenstück zur Weltwirtschaftskrise. In den 20er- und insbesondere den 30er-Jahren zeigten die Schönen und Reichen allzu gerne, was sie hatten: Eine exklusive Luxuslimousine (Rolls-Royce Ghost gegen Bentley Flying Spur: Der „Billigere“ zieht davon) nach Vorbild von Horch oder Maybach war selbstverständlich.
Maybach-Neuauflage: Nur mit Zwölfzylinder erhältlich
Egal für welchen Maybach man sich auch entscheidet – an der Motorleistung wird es kaum Kritik geben. Im Vergleich zum Standard-Maybach bietet der V12 des Zeppelin ein leichtes Leistungsplus, das die Motorkraft auf 471 kW (640 PS) und 1.000 Nm maximales Drehmoment ansteigen lässt. Der Vortrieb ist trotz knapp drei Tonnen Leergewicht bis 250 km/h brachial. Derweil genießen Fahrer und Gefahrene im Innenraum den grandiosen Maybach-Luxus – nur eben noch etwas exklusiver als „gewöhnlich“. Dazu tragen weniger die Zeppelin-Schriftzüge im Innenraum als vielmehr die verwendeten Materialien und Farben bei. Der Preis im Jahre 2009: Der Maybach 57 Zeppelin startete bei 483.140 Euro und die standesgemäße Langversion 62 Zeppelin kostete beeindruckend exklusive 563.108 Euro. Immerhin: Auch der Maybach Zeppelin DS8 kostete 1930 ca. 30.000 Reichsmark, allerdings ohne Aufbau. Inklusive Aufbau waren’s dann bis zu 48.000 Reichsmark, was nach heutiger Kaufkraft etwa 120.000 Euro bzw. 192.000 Euro entspricht. Exklusiv war Maybach also schon immer. (Stefan Grundhoff / press-inform).