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Maserati MC20 – der Renner mit dem Verbrenner, bald auch als Elektroauto!

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Von: Rudolf Bögel

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Maserati MC20 geöffnete Scherentüren
Scherentüren geben dem Maserati die spezielle Note. Genauso wie der breite schwarze Kühlergrill mit dem silbernen Dreizack. © Maserati

Mit dem neuen MC20 stellt Maserati nach 20 Jahren Pause einen atemberaubenden Sportwagen auf die Straße. Und endlich wieder mit eigenem Motor: 2,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. 

Der Erste seit fast 20 Jahren. Mit dem MC20 stellt Maserati noch einmal einen echten Sportwagen aus der Verbrennerwelt auf die Straße. Aber mit was für einer Macchina! Ein V6 Turbobenziner mit Formel-1-Technik, selbst entwickelt an der Viale Ciro Menotti hier in Modena. Vorbei die schmachvollen Jahre als hinter dem Kühlergrill mit dem markanten Dreizack ein Triebwerk vom Erz-Rivalen Ferrari eingebaut werden musste. Jetzt pocht im eleganten Sportcoupé wieder ein echtes Maserati-Herz. Aber wie lange noch? Denn die Karosserie ist jetzt schon für den Einbau von zwei Elektromotoren* gerüstet. Zunächst aber darf man sich auf ein zweites Modell freuen. Den MC20 wird es auch als Cabriolet geben.

Maserati MC20 Motor Nettuno
630 PS aus sechs Zylindern. Nettuno heißt der Motor, der von Maserati selbst entwickelt wurde und im neuen MC20 steckt. © Maserati

Nettuno – dieser Motor heißt wie ein Meeresgott

MC kommt von M wie Maserati und C wie Corse. Das bedeutet Rennen und zeigt, wofür der MC 20 gebaut wurde. 2,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 – 8,8 auf 200. Und alles aus einem vergleichsweise kleinen Sechszylinder mit drei Litern Hubraum? Möglich macht das unter anderem eine Formel-1-Technik, die Maserati zum ersten Mal überhaupt in eine Straßenauto bringt. Bei der so genannten Twin Combustion (MTC) wird, vereinfacht gesagt, mit zwei Brennkammern gearbeitet. Eine eigene Kerze zündet zunächst das unter hohem Druck stehende Gemisch in der Vorkammer. Die Feuerstrahlen schießen dann über mehrere Löcher in die eigentliche Brennkammer – und entflammen explosionsartig das Gemisch. Mächtig, effizient und sauber. Zwei Brennkammer pro Zylinder, zwei Zündkerzen, doppelte Einspritzung: Auf diesen Motor sind sie in Modena mächtig stolz. Deshalb hat er auch einen eigenen Namen ganz unbescheidenen Namen bekommen. Nettuno, so wie der Gott des Meeres. Passt: Den schließlich ist der Dreizack auch das Markensymbol von Maserati.

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Maserati MC20 von hinten
Aerodynamisches Meisterwerk: Der MC20 kommt ohne Spoiler aus, generiert den Anpressdruck alleine über die Karosserie. © LORENZO MARCINNO / Maserati

Maserati MC20 – viel zu elegant für Auto-Poser

Göttlich ist Beschleunigung mit 630 PS und einem Drehmoment von 730 Nm allemal, orchestriert vom charakteristischen Sound der beiden Turbolader. Sie stehlen der Sportauspuffanlage glatt die akustische Show. Was auch daran liegt, dass der Röhren-Klang nach den neuesten Regeln homologiert und gezähmt wurde. Der dezente Soundteppich passt aber gut zum Gesamteindruck des Sportwagens, der von einem gewissen Understatement geprägt ist. Hier gibt es keine Schweller oder Spoiler, die so ein Auto präpotent und pubertär erscheinen lassen. Die Aerodynamik wurde so geschickt im Chassis angelegt, dass die Formen des MC20 fließend und elegant bleiben durften. Die Strömungskanäle befinden sich überwiegend im Unterboden. Und die großen Lufteinlässe an den Hinterbacken sind so geschickt verborgen, dass sie erst beim Öffnen der Türen auffallen.

Maserati MC20  von oben Rennstrecke
Die gelb-schwarze Farbkombination heißt Giallo Genio und ist wie man an dieser Luftaufnahme sieht von der Rennstrecke inspiriert. © Maserati

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Maserati MC 20 – der mit den Scherentüren

Hier leistet sich Maserati einen Tick Extravaganz. Scherentüren sehen immer spektakulär aus – sind aber oft eher unpraktisch zum Einsteigen. So manch stolzer Sportwagenbesitzer plumpst mangels entsprechender Körper-Technik zum Vergnügen der neidvollen Zeitgenossen eher wie ein Mehlsack ins Auto. Nicht so beim Maserati MC20. Hier hat man die Karosserie so geschickt geschnitten, dass jeder in Würde und Anstand Platz nehmen und auch wieder aussteigen kann.

Maserati MC20 Mittelkonsole Drehrad
Mit dem Chrom-Drehknopf auf der Mittelkonsole regelt man die vier Fahrstufen. Die schärfste ist Corsa - also Rennen. © LORENZO MARCINNO / Maserati

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Einfach am Rad drehen – schon ändert sich der Charakter

Alltagstauglichkeit lautet das Stichwort und das meint man wirklich ernst. Auf den Testfahrten rund um die Maserati-Heimat Modena und hinauf in die Hügel des Appenins hat sich das in jeder Hinsicht bestätigt. Eine Vorauswahl des Fahrstils trifft man schon bei den Fahrprogrammen, die man mit einem stilvollen Metall-Drehrad auf der Mittelkonsole einstellt.

Maserati MC20 Innenraum Cockpit
Übersichtlich und puristisch ist das Cockpit des Maserati MC20. Übertrieben ist die Metallplatte im Fußraum des Beifahrers. © Maserati

Dieses optische Detail hätten sie sich sparen können

Stilvoll ist auch das Interieur des Sportwagens. Minimalistisch, wie zum Beispiel die Schlaufen zum Türenschließen (geöffnet werden sie per Knopfdruck). Reduziert auf das Wesentliche: Über das digitale Cockpit-Instrument und den Infotainment-Bildschirm (jeweils 10,25 Zoll groß) lässt sich das Auto einfach und logisch bedienen. Zurückhaltend: Alcantara und Karbon sind nur gezielt im Einsatz, übertrieben wirkt die Metall-Platte im Fußraum des Beifahrers.

Maserati MC20 Motorabdeckung
Der Dreizack ist das Markenlogo von Maserati und findet sich an vielen Punkten des Autos. Zum Beispiel auf der Motorabdeckung. © Maserati

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Vier Fahrstufen – sogar für Regen ist eine dabei

Fein abgestimmt sind hingegen die verschiedenen Fahrstufen. Den Wet-Modus nimmt man nur bei Regen und Schnee her. Aber wer fährts so ein Auto auch im Winter? Für die sonnige Zeit des Jahres gibt es GT, Sport und Corsa – hier reagieren Fahrwerk, Lenkung und Gasannahme von komfortabel bis extrem dynamisch. Wer das Bedürfnis nach noch mehr Differenzierung hat, kann noch die Dämpfer innerhalb der Programme einstellen, von weich bis straff, je nach Gusto. So ist man auf Autobahnen bequem unterwegs wie in einer Limousine, auch dank der strammen, aber nicht allzu sportlichen Sitze. Unglaublich, aber wahr für einen Sportwagen: Sogar der Hifi-Sound (Sonus Faber) genügt höchsten Ansprüchen.

Maserati MC20 Kofferraum hinten
Ja, der MC20 hat einen Kofferraum, sogar zwei. Vorne und hinten. Aber es passt wenig hinein. 150 Liter - vorne und hinten! © LORENZO MARCINNO / Maserati

Ciao Verbrenner – aber was kommt danach?

Mittelmotor, tiefer Schwerpunkt, nur 1475 Kilo schwer – Kurven nimmt der MC20 so gelassen und locker, so zackig und stabil, dass man als passionierter Autofahrer schon fast beleidigt ist, weil alles so leicht und locker geht. Schon bei Sport schiebt Nettuno von hinten gewaltig an, ist ja auch kein Wunder: Auf jede Pferdestärke kommen hier nur 2,33 Kilogramm Gewicht. Bissig aber kultiviert – der V6-Turbobenziner ist ein Genuss und vielleicht ein letzter Gruß aus der Verbrenner-Welt. Denn schon bald wird der MC20 auf flüsterleisen Elektrosohlen unterwegs sein. Die Karosserie wurde schon so konzipiert, dass zwei E-Motoren relativ unkompliziert eingebaut werden können. Und dann kann es ziemlich schnell heißen: Ciao Verbrenner, basta con la musica!

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Maserati MC20 blau Rennstrecke Bögel
Jetzt fehlt nur noch ein prall gefülltes Bankkonto. Unser Autor Rudolf Bögel ist vom Maserati MC20 überzeugt. © LORENZO MARCINNO / Maserati

Nur fünf Motoren werden täglich gebaut

Von daher eignet sich dieser Maserati als Sammler-Auto. Wer die Kleinigkeit von 210.000 Euro übrig hat, dürfte man einen Sportwagen mit eingebauter Wertsteigerung bekommen. Die Stückzahl ist zwar nicht limitiert, hat aber natürliche Grenzen. Im Augenblick können in Modena täglich nur fünf Motoren gebaut werden.: Die Geburt eines Meeresgottes, der aus diesem Maserati einen Gott der Straße macht, ist ja auch keine einfache Sache.

Technische Daten Maserati MC 20

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