Lamborghini noch mal mit V12-Motor – doch dessen Tage sind gezählt
Sportwagen-Extremist Lamborghini baut die letzten Modelle mit brüllendem V12-Motor. In der Zukunft wird was Neues von der VW-Tochter kommen.
Sant’Agata Bolognese (Italien) – Wenn Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann seine italienische Marke beschreibt, benutzt er Wörter wie „extrem, extrovertiert, kompromisslos“. Die Modelle der Volkswagen-Tochter waren immer schon immer lauter und auffälliger designt als jene von Ferrari. Dieses Jahr wird sich daran auch nicht viel ändern: Erst startet der Motorsport-Ableger Huracán Super Trofeo Omologato mit 640 PS starkem V10-Motor, dann folgen noch zwei neue Supersportwagen auf Basis des Aventador mit V12-Triebwerk. Wer gerade etwas Geld übrig hat und Verbrennungsmotoren nach der reinen Lehre liebt, sollte dann zugreifen – denn bald läuft deren Ära auch bei Lamborghini ab. (Extrem seltener Lamborghini Diablo zu haben – allein der Unterhalt kostet ein Vermögen)
Lamborghini noch mal mit V12-Power – doch die Tage sind gezählt
Für viele Lamborghini-Manager, -Mitarbeiter und -Kunden geht dann ein langer Kampf verloren – gegen die breite Einführung von Hybrid-Antrieben. Bis zuletzt hatte sich Entwicklungschef Maurizio Reggiani gegen alle Elektrifizierungs-Tendenzen gewehrt. Immer wieder erklärte er, „dass Lamborghini für kompromisslos V10- und V12-Saugmotoren mit hohen Drehzahlen stehe“. Reggiani kennt die Kunden der Marke aus Sant’Agata nahe Bologna wie kaum ein anderer, viele persönlich, und weiß um deren Wünsche (Power durch Sprit) und Ängste (leise summende Elektromotörchen). Doch schon der limitierte Hybrid-Technologieträger Sián hatte 2019 die Richtung vorgegeben. Und auch Pläne, dem in die Jahre gekommenen Image-Träger Aventador per Elektro-Schock neues Leben einzuhauchen, gibt es bereits länger: Elektrische Vorderachse, V12-Sauger als Mittelmotor, dazu Allradantrieb und martialisches Design mit wohl mehr als 1.000 PS, damit die aufstrebenden Elektromarken mit ihren vierstelligen PS-Werten die etablierten Norditaliener nicht länger beschämen. (Lamborghini Huracán mit über 100 km/h zu viel – nur so kann die Polizei den Raser stoppen)

Lamborghini noch mal mit V12-Power – in eine umstrittene Zukunft
Aber bislang hatte Konzernlenker Herbert Diess in Sachen Supersport-Coupé abgewunken: zu viel Aufwand, zu geringe Stückzahlen. Doch jetzt scheinen sich die Daumen im Dreieck der Macht zwischen München, Ingolstadt und Wolfsburg zu heben, denn Marken-CEO Stephan Winkelmann, zwischenzeitlich bei Audi Sport und Bugatti in Diensten, verkündet, dass auch Lamborghini in eine elektrische Zukunft blicke: „Die Elektrifizierungsstrategie von Lamborghini stellt einen Kurswechsel dar, der durch einen radikal veränderten Kontext bedingt ist. Unsere Antwort ist ein integrierter Ansatz, der von den Produkten bis zum Standort Sant’Agata Bolognese alles umfasst und uns in eine nachhaltigere Zukunft führt, die unserer DNA dennoch treu bleibt.“ (Zu langsam: Lamborghini-Fahrer bittet um 100.000 Dollar Spende für Tuning)

Lamborghini noch mal mit V12-Power – was wird Lambo Nummer vier?
Die zukünftigen Lamborghini-Modelle sollen nicht aber nur mit Strom, sondern auch emotional aufgeladen werden. Die Motorleistung gilt, ebenso wie das Design, weiterhin als Kernkompetenz der Sportwagen-Marke. „Lamborghini steht seit jeher für höchstes technologisches Know-how in der Fertigung von Motoren mit herausragender Performance: Dies wird auch in Zukunft oberste Priorität in der Innovationsentwicklung haben“, erklärt Winkelmann. Das erste Modell mit Stecker wird im Jahre 2023 aber wohl trotzdem der Power-SUV Urus sein. Ein Jahr später dürfte jedoch die kleine, feine Modellpalette elektrifiziert sein. Ab 2025 sollen die CO2-Emissionen um 50 Prozent reduziert werden. (Marke Ferrari verliert stark an Popularität – liegt’s am fehlenden SUV?)
Lamborghini noch mal mit V12-Power – wie wird Lambo Nummer vier?
Neben den Plug-in-Hybridversionen für Aventador, Urus und Huracán soll ab 2025 ein neues Fahrzeug als vierte Reihe unter dem Lamborghini-Signet folgen. Das wird dann rein elektrisch angetrieben und wird so nennenswert zur Reduzierung des hauseigenen CO2-Fußabdrucks beitragen. Die Karosserieform ist noch nicht entschieden. So erscheint zum Beispiel ein elektrischer 2+2-Sitzer nach Vorbild des einstigen V12-Boliden Lamborghini Espada denkbar. Diesmal eben mit Elektropower von wohl bis zu 1.000 PS oder mehr. Die zentralen Module des Elektroantriebs kommen dabei aus Ingolstadt und Neckarsulm aus dem Audi-Regal. So dürfte auch der Techniktransfer der anderen sportlichen Konzernschwester Porsche garantiert sein. (Morand Hypercar: Atemberaubend schnell, aber auch irre teuer)

Lamborghini noch mal mit V12-Power – Power-Technik, aber klimafreundlich
Da eine gute Idee auch entsprechend farbenprächtig verkauft werden muss, gibt Lamborghini seinen neuen Plänen in eine elektrische Zukunft einen hintergründigen Namen: die Direzione Cor Tauri. Cor Tauri ist der hellste Stern im Sternbild Stier und steht damit sinnbildlich für die Elektrifizierungsstrategie von Lamborghini. So will man die DNA der Marke durch Herausforderungen in Chancen verwandeln – möglich gemacht durch technologische Innovationen, eine Steigerung von Leistung und Fahrerlebnis, während gleichermaßen die immer strenger werdenden CO2-Normen erfüllt werden. Dafür investiert Lamborghini in den kommenden vier Jahren über 1,5 Milliarden Euro: die größte Investition in der Geschichte der Marke. (Von Stefan Grundhoff/press-inform)
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