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Autos nur noch für Reiche: Grüner Verkehrsminister kritisiert Mercedes-Benz

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Von: Marcus Efler

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Zurück in die Zukunft: Mercedes-Benz will sich wieder nur Luxus-Karossen widmen. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann findet das nicht so gut.

Update vom 1. Juni 2022, 11:00 Uhr: Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (69) hat Mercedes-Benz dafür kritisiert, kompakte und bezahlbare Modelle auslaufen zu lassen und sich auf das Luxus-Segment zu fokussieren: „Ich kann zwar nachvollziehen, dass man Luxuskarossen verkauft, um eine Rendite zu erzielen“, sagte der Grünen-Politiker der „Heilbronner Stimme“ und dem „Südkurier“.

Autos nur noch für Reiche: Verkehrsminister kritisiert Mercedes-Benz

„Wenn man aber nur noch Luxuswagen verkauft, dann verlässt man den Massenmarkt“, kritisierte Hermann den schwäbischen Konzern. Autos aus dem Luxussegment kämen in der Regel nur als Dienstwagen oder für Best- und Gutverdiener infrage. „Ich hatte eigentlich gedacht, Mercedes hat begriffen, dass man mehr diversifizieren muss - auch im Hinblick auf den Erhalt von Arbeitsplätzen.“

Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen)
Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen), Verkehrsminister von Baden-Württemberg. © Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Erstmeldung vom 27. Mai 2022, 9:56 Uhr: Stuttgart – Mercedes-Benz gilt als Erfinder des Automobils, blickt also auf eine lange, mittlerweile 136-jährige Geschichte zurück. In der hat sich das Unternehmen häufiger verändert als jeder andere Autohersteller.

Bis in die 80er-Jahre hinein wuchsen die Stuttgarter vor allem als Herstellers luxuriöser, hochwertig verarbeiteter und auch teurer Limousinen. Das änderte sich erst 1982 mit dem damals sogenannten „Baby-Benz“, dem Mercedes 190 E, der das Modellprogramm nach unten ausdehnte. Es ging weiter mit C-, B- und A-Klasse, die Modelle schrumpften immer weiter bis schließlich zum Smart.

Mercedes nur noch für Reiche? Bezahlbare Modelle fallen weg

Zwischendurch wollte man auch mal Technologiekonzern sein, der vom Bügeleisen bis zur Raumstation alles kann, und verleibte sich den Elektro-Anbieter AEG ein. Dann gab es da noch eine „Hochzeit im Himmel“ (Ex-Chef Jürgen Schrempp) mit US-Hersteller Chrysler mit dem Ziel eines globalen Vollsortimenters. Letzter Versuch, mehr zu sein als ein gewöhnlicher Autohersteller, war der Wandel zu einem Mobilitätskonzern, er endete gerade mit dem Verkauf des (gemeinsam mit BMW betriebenen) Mietwagen-Dienstes Share Now an Konkurrenten Stellantis.

Wie es jetzt weitergeht, skizzierte nun Vorstandsvorsitzender Ola Källenius (52): „Das Unternehmen wird sich noch stärker auf das Luxussegment konzentrieren, das Produktportfolio weiter aufwerten, den Weg in die vollelektrische Zukunft beschleunigen und strebt eine strukturell höhere Profitabilität an“.

Mercedes nur noch für Reiche? AMG und Maybach werden gestärkt

Abgehen von dem Teil mit „vollelektrisch“ ist die Mercedes-Benz Group, wie „der Daimler“ (Schwaben-Slang) seit Kurzem amtlich heißt, also zurück in den 70ern – als Hersteller vor allem teurer Pkw. Man wolle die „begehrenswertesten Autos der Welt“ bauen, postulierte Källenius, also S-Klassen und elektrische, selbstfahrende Super-Limousinen wie den EQS.

Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, vor einem EQS SUV.
Mercedes-Chef Ola Källenius will den Traditionskonzern noch stärker auf den Luxus ausrichten. (Symbolbild) © Mercedes-Benz AG – Communications

Auch die teuren Submarken Maybach und Mercedes-AMG sollen deutlich gestärkt werden. Die Studie AMG Vision eines elektrischen Supersportwagens gibt schon recht konkrete Einblicke, wie künftige Akku-Modelle für den Luxusmarkt aussehen. Besonders üppig ausgestattete Versionen von Stromern wie dem Mercedes EQS SUV werden bald unter dem Label Maybach (das derzeit noch für gepimpte S-Klassen steht) vermarktet.

Mercedes nur noch für Reiche? Kompaktwagen und Kombis auf der Abschussliste

Die Kunden für diese Fahrzeuge verortet Mercedes in den USA, Arabien und vor allem China. Speziell für das Reich der Mitte wird auch ein besonders komfortables Elektromodell entwickelt. Das Bedürfnis deutscher und europäischer Kunden nach hochwertigen, aber kompakteren Modellen spielt ab sofort eine deutlich kleinere Rolle. Auch wenn die Marke mit dem Stern hier vollmundig von „Entry Luxury“ sprechen: die Kompaktwagen der A- und B-Klasse werfen offenbar nicht genug Rendite ab.

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Denn das Portfolio der Einstiegs-Baureihen soll von derzeit sieben auf nur noch vier Modelle zusammengestrichen werden. Die C-Klasse wird deutlich aufgewertet, dafür fallen möglicherweise bezahlbare Basisversionen weg. Welche Modelle genau es trifft, ist noch unklar (der Smart immerhin lebt, wenn auch vergrößert, als China-Produktion weiter). Schon vor einiger war auch bekannt geworden, dass Mercedes seine Kombi-Versionen auslaufen lassen will. Zum neuen Luxus-Anspruch passt auch das Aus für die Taxi-Version der E-Klasse. Das Nebeneinander von Mittelklasse im Droschken-Look und Super-Limousinen wie dem Mercedes-Benz Pullman war in 70ern allerdings noch kein Problem.

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