Gemeinde zahlt Bürgern Prämie – wenn sie Verbrenner abmelden
Trotz Fahrgemeinschaften, Carsharing-Angeboten und Radwegen steigt die Zahl der Autos in unseren Städten. Eine Gemeinde ändert das – und zahlt seinen Bürgern eine Prämie.
Denzlingen (Baden-Württemberg) – Könnten Sie sich vorstellen, für einige Jahre auf Ihr Auto zu verzichten? Oder sogar für immer? Besonders wer auf dem Land oder in der Kleinstadt lebt, findet diese Vorstellung nur schwer umsetzbar. Schließlich ist man dort aufs Auto angewiesen, um etwa die Kinder von A nach B zu bringen oder Einkäufe zu erledigen. Doch der Bürgermeister des Städtchens Denzlingen bei Freiburg lässt diese Argumente nicht mehr gelten.
Gemeinde zahlt Bürgern Prämie – wenn sie nicht mehr Verbrenner fahren
Stattdessen hat Markus Hollemann (48, ÖDP) ein lukratives Förderprojekt ins Leben gerufen, um die Bürger dazu zu animieren, das Auto links liegenzulassen und immer öfter aufs Fahrrad zu steigen. Zwar sieht der Klimaschutzplan der Bundesregierung vor, dass Deutschland gemäß Pariser Klimaabkommen bis 2050 „weitgehend treibhausgasneutral“ sein will, doch Klimaaktivisten wie Luisa Neubauer (25) zweifeln daran, sofern sich die Autonutzung nicht ändert.
Daher will die Gemeinde mit 14.000 Einwohnern mit gutem Beispiel vorangehen und hat sich als Ziel gesetzt, bereits 2035 klimaneutral zu sein. Damit das aber auch eintritt, hat der Ort schon 2020 das „Förderprogramm Klimaschutz“ ins Leben gerufen, dessen Hauptaugenmerk auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz liegt. (Ach du Sch*! Dieses Elektro-SUV aus Australien fährt tatsächlich mit ...)

Gemeinde zahlt Bürgern Prämie – es winken noch weitere Zuschüsse
Im Rahmen des Programms sollen der Bau von Solaranlagen und die energetische Gebäudesanierung vorangetrieben werden sowie die Bürger einen finanziellen Zuschuss erhalten, wenn sie sich gegen ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor entscheiden. (Fahren Grüne am liebsten SUV? Eine Umfrage verwirrt die Medien)
Ganz genau funktioniert das so: Wer in Denzlingen seinen Verbrenner (Pkw, Motorrad, Roller) abmeldet und sich zudem verpflichtet, drei Jahre lang kein neues Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zu kaufen, der darf aus insgesamt fünf Prämien wählen:
- Zuschuss zur RegioKarte Jahr der Freiburger Verkehrs AG (VAG) im Wert von 500 Euro
- Kostenübernahme der BahnCard 50 für ein Jahr zu 100 Prozent
- Zuschuss zum Kauf eines neuen E-Bikes oder entsprechende Auf-/Umrüstung eines Fahrrads in Höhe von 500 Euro
- Zuschuss zum Kauf eines neuwertig gebrauchten E-Bikes (Prämie reduziert sich auf 400 Euro)
- Gutschein des Wirtschaftsnetzwerks Denzlingen, einzulösen bei den Mitgliedern aus Gewerbe, Einzelhandel, Gastronomie in Höhe von 200 Euro
Bürgermeister Markus Hollemann ist stolz auf das Projekt und sieht es in einem Statement auf der Seite der Gemeinde als „ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kommune, wie er im Klimaschutzkonzept aufgezeigt werden soll“.
Gemeinde zahlt Bürgern Prämie – Bürgermeister mit gutem Beispiel voran
Deshalb soll darüber hinaus auch alle diejenigen bezuschusst werden, die sich für Carsharing-Anbieter oder Elektromobilität entscheiden. Wer etwa E-Lastenrad, E-Roller oder E-Motorrad fährt und das nachweisen kann, darf sich ebenfalls über Geld freuen. Hollemann selbst wolle Vorbild sein und fahre hauptsächlich mit E-Roller und Fahrrad durch Denzlingen, wie er gegenüber Zeit Online berichtet. (Elektroauto „Höga“ bald bei Ikea? US-Student entwirft preiswerten City-Stromer)
Und er erklärt weiter: „Radfahren ist zudem am klimafreundlichsten. Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und macht Spaß. Die Mobilitätswende als notwendiger Teil der Energiewende funktioniert nur mit mehr Fahrradnutzung.“
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