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Herbert Diess: Daran ist der VW-Boss gescheitert

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Von: Simon Mones

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Herbert Diess ist ab September nicht mehr Chef von Volkswagen. Die Gründe für das Scheitern des VW-Managers sind vielfältig.

Am Freitagabend sorgte Volkswagen für einen Paukenschlag, mit dem wohl nur die Allerwenigsten gerechnet hätten. Ab September gehen Herbert Diess (63) und der VW-Konzern getrennte Wege – trotz eines Vertrags bis 2025. Die Trennung, so heißt es aus Wolfsburg, sei im „gegenseitigen Einvernehmen“ erfolgt. Doch der VW-Manager war schon länger nicht mehr unumstritten.

Ein Verbleib des 63-Jährigen bis zu seinem Vertragsende 2025 galt längst als unwahrscheinlich. Dennoch zeigten sich selbst Insider vom frühzeitigen Abgang von Diess überrascht, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. So unerwartet das Aus des VW-Managers kommt, so vielschichtig sind die Gründe dafür.

VW-Chef Herbert Diess bei den Wiener Elektrotagen.
Herbert Diess legt sein Amt als VW-Chef nieder. Sein Nachfolger wird ab September Oliver Blume. © Michael Indra/Imago

Herbert Diess: Daran ist der VW-Boss gescheitert

Eines der größten Probleme von Diess war sicherlich die Struktur im Konzern. Bei Volkswagen nehmen zahlreiche Parteien Einfluss auf das Tagesgeschäft. Neben den Familien Porsche und Piëch, bestimmen auch das Land Niedersachsen und die Gewerkschaft IG Metall mit. Damit kam der 63-Jährige nie wirklich zurecht und sagte einst sogar, dass man bei VW nur Karriere machen könne, wenn man Gewerkschaftsmitglied sei.

Entsprechend gab es seit seinem Amtsantritt 2018 immer wieder Reibereien – auch mit dem mächtigen Betriebsrat. Erst im letzten Jahr entging Diess knapp einer Entlassung, nachdem Pläne über einen massiven Stellenabbau publik wurden. Statt das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen, wollte der VW-Vorstandsboss zunächst lieber in die USA reisen, gab letztlich aber doch nach und stellte sich den Fragen seiner Angestellten.

Herbert Diess: VW-Manager geriet immer wieder mit Betriebsrat aneinander

Der Streit mit dem Betriebsrat zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch die Diess-Ära. So bezeichnete der damalige Betriebsratschef Bernd Osterloh den VW-Manager einst als „Noch-Vorstand“. Anfang 2020 mussten die IG Metall und Osterloh zudem einen Putsch gegen den 63-Jährigen dementieren, wie Focus Online berichtet. Und auch die aktuelle Chefin des Betriebsrats, Daniela Cavallo, schoss gegen Diess.

Ärger gab es seinerzeit auch um den verpatzten Start des Golf VIII. „Die Folgen dieser unrealistischen Planungen sind ein völlig überzogener Druck auf die Kolleginnen und Kollegen an den Montagelinien“, polterte Osterloh im März 2020. Diess wurde vorgeworfen, zu schnell zu viel Technik in den Kompaktwagen verbauen zu wollen. Diess sah das natürlich anders, in seinen Augen musste VW schneller werden. Dabei bemühte er immer wieder den Vergleich zu Tesla, wo der heute 63-Jährige beinahe gelandet wäre.

Herbert Diess: Aufsichtsrat stellte Ultimatum wegen CARIAD

Um mit dem aufstrebenden Elektroautobauer mithalten zu können, wollte Diess Volkswagen in einen Tech-Konzern verwandeln. Dazu hob er das Prestige-Projekt CARIAD aus der Taufe, worin der Konzern seine Software-Entwicklung bündeln sollte. Doch so richtig ins Rollen kam das Projekt bis heute nicht und hinkt dem Zeitplan hinterher.

Hinzu kommt, dass einige CARIAD-Programme nicht miteinander kompatibel sind. All das trotz milliardenschwerer Investitionen. Die Folge: Diess bekam vom Aufsichtsrat ein Ultimatum und sollte bis Juli eine Lösung präsentieren. Gut möglich, dass das dem scheidenden VW-Chef nicht gelang und er deswegen gehen musste.

Herbert Diess: Kritik an Führungsstil – Porsche-Chef Blume übernimmt

Die Liste geht aber noch weiter, so soll es auch am Führungsstil und dem Umgang mit den Mitarbeitern gelegen haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Anders als Diess in einem Interview mit der Zeitung beteuert hatte, soll der VW-Manager nicht besonders lernfähig gewesen sein.

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Dass sich Diess überhaupt so lange im Chefsessel des Volkswagen-Konzerns halten konnte, lag am Rückhalt der Eignerfamilien Porsche und Piëch. Zuletzt setzte aber auch dort ein Erkenntnisprozess ein, dass der 63-Jährige nicht mehr der beste Manager in der aktuellen Situation sei. Der Betriebsrat und Niedersachsen-Ministerpräsident Stephan Weil vertraten diese Meinung schon länger, auch wegen des unklaren Kurses beim Halbleitermangel. Und auch den Absatzeinbruch auf dem wichtigen Markt in China wurde dem Manager angekreidet. Angestoßen wurde die Ablösung von Diess durch den Porsche-Chef Oliver Blume letztlich aber durch die Eigentümerfamilien. Dieser soll nun die Sehnsucht nach einem Teamplayer erfüllen. Blume bleibt zudem auch Porsche-Chef.

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