Herbert Diess: VW überweist bis zu 30 Millionen – trotz Rücktritt
Herbert Diess ist ab September nicht mehr Chef von Volkswagen. Bis 2025 könnte er jedoch trotz seines Rücktritts bis zu 30 Millionen Euro kassieren.
Die Nachricht vom Rücktritt von Herbert Diess (63) als Volkswagen-Chef kam am Freitag völlig unerwartet. Sein Nachfolger wird Porsche-Chef Oliver Blume (54), der den Posten im September antreten soll. Gänzlich überraschend ist der Abschied der VW-Chefs, der aus mehreren Gründen in Wolfsburg scheiterte, nicht – und das, obwohl der Vertrag von Diess erst im Juli 2021 bis Oktober 2025 verlängert wurde.
Eine Tatsache, die auch bei manchen Investoren und Branchenexperten für Verwunderung sorgt, immerhin stand der VW-Boss, der künftig eine Beraterrolle übernimmt, schon damals wegen seines Führungs- und Kommunikationsstils erheblich in der Kritik. „Die Vertragsverlängerung aus dem letzten Jahr ist nicht nachvollziehbar“, sagte Ingo Speich von Deka Investment der Deutschen Presse-Agentur.

Herbert Diess: VW überweist bis zu 30 Millionen – trotz Rücktritt
Die Demission von Diess sei „ein Abgang mit Ansage“, die Kontrolleure hätten weit früher Konsequenzen ziehen können. „Die Rechnung trägt jetzt wieder einmal der Aktionär“, so Speich. „Auch der neue Beratervertrag wirft mehr Fragen als Antworten auf.“
Die Rechnung, die Speich meint, fällt durchaus happig aus. Alleine 2021 verdiente Diess bei Volkswagen inklusive Rentenansprüchen mehr als zehn Millionen Euro. Da die VW-Vorstandsgehälter allerdings von variablen Bonuszahlungen abhängig sind, lassen sich diese nur schwer vergleichen und genau vorhersehen. Bis 2025 könnte der 63-Jährige Schätzungen zufolge bis zu 30 Millionen Euro einstreichen. Sollte es weniger gut laufen, wären immer noch 20 Millionen Euro drin, wie ein Top-Manager dem Business Insider verriet.
Herbert Diess: Aufsichtsrat schweigt zu Vertragsverlängerung
„Der goldene Handschlag ist Zeichen schlechter Unternehmensführung und hat bei VW leider Tradition“, kritisierte auch Janne Werning von Union Investment. Ähnlich hohe Fortzahlung oder Abfindungen habe es bereits für Bernd Pischetsrieder in den 2000er-Jahren oder mit der 2016/2017 nur etwas über ein Jahr amtierenden Rechtsvorständin Christine Hohmann-Dennhardt gegeben.
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Ein anderer Analyst bezeichnete das Vorgehen von Volkswagen als „Sauerei“, zumal es im Fall von Herbert Diess gleichzeitig Gerüchte gab, dass Zehntausende Jobs gestrichen werden sollten. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sprach von einem „Aufsichtsrat ohne Kompass, der in einem Jahr hü, im anderen dann hott“ sage. Das komme einer „strategischen Minderleistung“ gleich. Mitglieder des Kontrollgremiums wollten sich nicht zur damaligen Entscheidung äußern und verwiesen auf die Vertraulichkeit der Sitzung.