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VW-Chef Herbert Diess will Stellen streichen – Krach im Meeting

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Von: Marcus Efler

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Mit einer Forderung nach massivem Stellenabbau crashte VW-Chef Herbert Diess eine Routine-Sitzung des Aufsichtsrates. Die Reaktionen waren scharf.

Wolfsburg – Dass Volkswagen-Boss Herbert Diess (62) ein Freund klarer Worte ist und auch vor internen oder öffentlichen Diskussionen nicht zurückschreckt, hat er schon öfter bewiesen – etwa als er auf Twitter das Elektroauto-Ladenetz von Ionity kritisierte, woran VW selbst beteiligt ist, oder sich als Fahrrad-Fan outete. Doch auch innerhalb der Branche vertritt er klar seinen Standpunkt. So widersprach er erst kürzlich der unter Automanagern weit verbreiteten Meinung, dass der Umstieg auf Elektromobilität viele Arbeitsplätze kosten würden: Der Wandel werde „überschätzt“. (VW-Boss Herbert Diess: Seine Forderungen an neue Regierung überraschen)

VW-Chef Herbert Diess will Stellen streichen – Krach im Meeting

Offenbar hat Diess diese Auffassung mittlerweile „feinjustiert“. Darauf deutet jedenfalls eine Ansprache hin, mit der er laut „Handelsblatt“ angeblich den Aufsichtsrat von Volkswagen auf einer Sitzung überrumpelte. Obwohl dort eigentlich nur als Gast geladen, hielt er sich keineswegs höflich zurück. Sondern konfrontierte die Aufseher der Besitzer-Familien Piëch und Porsche, von Betriebsrat, Gewerkschaft und des Landes Niedersachsen mit einer dramatischen Forderung.

VW-Chef Herbert Diess bei einem Auftritt auf der IAA Mobility in München.
VW-Chef Herbert Diess legt sich mit dem Betriebsrat an. (Symbolbild) © Lackovic/Imago

Volkswagen stünde ein kräftiger Umbau bevor, um fit für den Wandel zur Elektromobilität zu werden, so Diess. Dabei sei bei der Kernmarke VW jeder vierte Arbeitsplatz in Gefahr, also etwa 30.000 Stellen. Von dem Aderlass wäre wohl vor allem das Stammwerk in Wolfsburg betroffen. (Tesla jagt VW Golf: Model 3 bei Neuzulassungen fast auf Spitzenplatz)

VW-Chef Herbert Diess will Stellen streichen – Werk in Wolfsburg betroffen

Das Werk in Niedersachsen mit der angeschlossenen Autostadt sind der Stolz und die Herzkammer des Konzerns, aber zugleich auch sein größtes Sorgenkind. Hier sind die Personal- und Produktionskosten am größten, hier entstehen vor allem Modelle mit Verbrennungsmotor – während das Werk Zwickau längst moderne Stromer wie den VW ID.4 oder den neuen Cupra Born produziert. Gleichzeitig verhindern der mächtige Betriebsrat und das Land Niedersachsen Einschnitte, die vielleicht notwendig wären, aber zu sehr schmerzen würden. (VW ID.4 in China: Elektro-SUV sorgt für Ernüchterung in Wolfsburg)

VW-Chef Herbert Diess will Stellen streichen – Pressestelle dementiert nicht

Dementsprechend scharf fiel laut „Handelsblatt“ denn auch die Reaktion der anwesenden Aufsichtsräte aus. Man wünsche nicht, derartige Szenarien in Umlauf zu bringen. Die VW-Pressestelle dementierte den Vorfall nicht und sprach wachsweich davon, dass man sich mit der „Wettbewerbsfähigkeit unseres Werks in Wolfsburg befassen“ müsse – man kann wohl davon ausgehen, dass Diess dieses Statement so hat vorbereiten lassen, weil er mit den scharfen Reaktionen auf der Sitzung gerechnet hat. Was ihn aber offenbar nicht dazu gebracht hat, seine Ansprache zu entschärfen.

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