VW-Boss Herbert Diess: Seine Forderungen an neue Regierung überraschen
Noch ist nicht entschieden, wer Deutschland künftig regiert, da meldet sich VW-Chef Herbert Diess schon mit teils überraschenden Forderungen – die Reaktionen sind gespalten.
Wolfsburg – Die Bundestagswahl ist vorbei, das Pokerspiel um Macht, Koalitionen und Posten hat gerade erst begonnen. Noch ist völlig offen, wer der nächste Bundeskanzler wird, und welche Folgen das für Autofahrer und -Hersteller haben könnte.
Und schon prasseln Forderungen und Wünsche auf die Noch-Nicht-Regierenden ein. Als einer der ersten Wirtschaftskapitäne hat sich nun Volkswagen-Chef Herbert Diess zu Wort gemeldet. Auf seinem Twitter-Account veröffentlichte er einen ziemlich konkreten Plan, welche zehn Punkte in die anstehenden Koalitionsverhandlungen „mit einfließen“ sollen. (Autobranche erhält eine Milliarde Euro Steuergeld – braucht sie wirklich so viel?)

VW-Boss Herbert Diess: Seine Forderungen an neue Regierung überraschen
Das Bemerkenswerte: Bei seinen Vorschlägen geht es weniger, wie bei solchen Einlassungen üblich, um den Erhalt von Arbeitsplätzen und den Schutz bestehender Investitionen, sondern um „klimapolitische Reformen“, wie Diess postet. Dass diese „und die Modernisierung & Digitalisierung weit oben auf der Agenda stehen, ist eine gute Basis für die Koalitionsverhandlungen“, schreibt der Lenker des weltgrößten Autokonzerns (nach Verkäufen). Tatsächlich könnten viele seiner Punkte aus der Agenda der Grünen übernommen sein. (VW-Boss Herbert Diess – so widerspricht er Daimler-Chef Ola Källenius)
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VW-Boss Herbert Diess: Zehn Forderungen, manche ziemlich grün
Das fordert VW-Boss Herbert Diess konkret:
- 1. Schon 2024 soll der CO2-Preis (statt frühestens 2026) auf 65 Euro pro Tonne steigen. Dass damit auch der Kraftstoff noch früher noch teurer wird, dürfte Elektroauto-Föderer Diess bewusst sein.
- 2. Die Subventionen für fossile Kraftstoffe sollen beendet, der Kohle-Ausstieg „deutlich“ vorgezogen werden.
- 3. Erneuerbare Energien sollen kräftig ausgebaut werden, grüner Strom durch schnelleren Netzausbau jederzeit zur Verfügung stehen.
- 4. Bei Dienstwagen soll per Förderung der elektrische Antrieb forciert werden.
- 5. Die Kaufprämie für Elektroautos soll zwar beibehalten, aber bis 2025 schrittweise verringert werden. Damit will Diess Akku-Autos offenbar in die Normalität überführen – und jene Hersteller ausbremsen, die sie nicht aus eigener Kraft kostendeckend produzieren und verkaufen können.
- 6. „Laden wie Tanken“: Die Infrastruktur für Stromer, vor allem das Schnellladen, soll „massiv“ ausgebaut werden. Bei dem Thema hat Diess auch selbst schon nervige Erfahrungen gesammelt.
- 7. Grüner Wasserstoff werde „dringend benötigt für grünen Stahl und für Dekarbonisierung von Industrien wie Chemie und Zement“. Da soll er auch bleiben, will Diess damit sagen, und nicht für Elektroautos mit Brennstoffzelle abgezweigt werden. Denn bei denen setzt der VW-Chef bekanntlich ausschließlich auf Akkus.
- 8. In den Städten sollen (E-)Bikes und Carsharing gefördert werden. „Ridepooling“ (also Sammeltaxen und Fahrgemeinschaften) soll Bus und Bahn gleichgestellt werden.
- 9. Der Zugang zu Fahrzeugdaten soll fair und sicher geregelt werden – eine protektionistische Forderung gegen Google, Apple & Co.
- 10. Der Mobilfunk-Standard 5G soll flächendeckend eingeführt, um das autonome Fahren voranzubringen.
Bei der Twitter-Gemeinde stießen die Forderungen auf reges, aber durchaus geteiltes Echo. „Noch bei der letzten BTW wäre so ein Thread von einem VW-CEO wohl undenkbar gewesen. Vielen Dank für Ihren Einsatz als aktiver Motor des Wandels“, lobt ein User. Ein anderer kritisiert: „Einfach peinlich ... Jahre zurück in der Technik. Dafür auch noch Geld zu verlangen. Sobald mein Leasing für den Tiguan ausläuft, werde ich zu Tesla wechseln.“