Boris Palmer setzt sich durch – so teuer wird Anwohner-Parken für SUV-Besitzer
Anwohner müssen in Tübingen künftig deutlich mehr für ihren Parkplatz bezahlen – besonders hart trifft es Besitzer schwerer SUV.
Update vom 2. Oktober 2021, 10:41 Uhr: Das Parken in Tübingen wird für Anwohner künftig deutlich teurer – allerdings nicht ganz so extrem wie ursprünglich angedacht. Der Tübinger Gemeinderat folgte dem Votum des Klimaausschusses und entschied, die jährliche Gebühr auf 120 Euro anzuheben, wie die „Stuttgarter Nachrichten“ berichten. Zuvor waren nur 30,60 Euro fällig gewesen. Wesentlich tiefer in die Tasche müssen künftig Fahrer schwerer SUV: Der Gemeinderat stimmte einer Gewichtsklausel zu. Für Verbrenner-Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 1.800 Kilogramm und Elektroautos mit einem Gewicht von mehr als 2.000 Kilogramm liegen die Gebühren demnächst bei 180 Euro. Die neue Satzung soll ab Januar 2022 gelten.
Erstmeldung vom 19. Juli 2021, 13:57 Uhr: Tübingen – Die Grünen haben schon länger angekündigt, dass ihnen die mit Autos überfüllten Innenstädte ein Dorn im Auge sind. Und nun will einer unter ihnen einen Vorstoß wagen – und zwar kein Geringerer als Boris Palmer (49). Tübingens grüner Oberbürgermeister gilt als umstritten, erst kürzlich hat seine Partei in Baden-Württemberg auf dem Landesparteitag darüber abgestimmt, ihn wegen rassistischer Äußerungen aus der Partei auszuschließen. Das entsprechende Verfahren wird der Landesvorstand der Grünen Baden-Württemberg vor der Kreisschiedskommission der Grünen Tübingen durchführen. Ob der 49-Jährige seine Parteifreunde mit seiner neuen Offensive gnädig stimmen will? Wenn ja, bekommen es vor allem SUV-Fahrer ab.
Grünen-OB Boris Palmer will Anwohnerparken für SUV drastisch verteuern
Wie Tübingens Oberbürgermeister jetzt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt, will er das Parken für Anwohner in der Kernstadt massiv teurer machen. Große Autos sollen dann zwölfmal (!) mehr zahlen als bisher. Während es aktuell noch 30 Euro für SUV sind, könnte sich das bald auf 360 (!) Euro pro Jahr steigern, 180 Euro sollen dagegen für Fahrzeuge bis zur Mittelklasse fällig werden. „Ich sehe uns da als Vorreiter“, erklärt Boris Palmer im Gespräch mit der dpa. (Grünen-Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher: Lieber Benziner anstatt E-Auto?)

Und es scheint, als ob es dem Grünen-Politiker gar nicht schnell genug gehen kann: Ein entsprechender Antrag solle noch diese Woche dem Ausschuss zur Fortschreibung des Klimaschutzprogramms zur Abstimmung vorgelegt werden. Palmer erhoffe sich dadurch nicht nur mehr Geld für den Klimaschutz, sondern auch weniger Autos in Tübingen. „SUV brauchen gerade in einer historischen Stadt wie Tübingen eher zwei als einen Parkplatz“, erklärt er. Bezahlen sollen dafür offenbar all jene, die auf Bequemlichkeit wie erhöhtes Sitzen und mehr Sicherheit beim Fahren Wert legen. (Fahren Grüne am liebsten SUV? Eine Umfrage verwirrt die Medien)
Boris Palmer will Anwohnerparken teurer machen – um Image aufzubessern?
Das Geld aus den erhöhten Parkgebühren wolle man unter anderem nutzen, um den öffentlichen Nahverkehr „massiv“ auszubauen und diesen „deutlich günstiger“ für die Bürger zu machen. Mit dem erklärten Ziel: „Wir wollen als Stadt bis 2030 klimaneutral sein“, wie Boris Palmer schon früher verkündet hat. (Gemeinde zahlt Bürgern Prämie – wenn sie Verbrenner abmelden)
Das Kuriose daran: Auch Besitzer von Elektroautos will Tübingens Oberbürgermeister künftig zur Kasse bitten. Diese sollen dann jährlich eine Parkgebühr von 120 Euro zahlen. Und es wird noch „besser“: Künftig soll das Anwohnerparken nicht nur in einzelnen Stadtteilen teurer werden, sondern in der gesamten Kernstadt! Darüber werde aber aktuell noch diskutiert, heißt es weiter. (Parken zum Rekordpreis: Darum kostet dieser Stellplatz über eine Million Euro)
Allerdings gibt Palmer zu, dass die Reaktionen auf die Pläne gemischt bis „kontrovers“ sind. Während im Stadtrat das beschlossene Klimaschutzprogramm große Zustimmung erfahren habe, spüre er hauptsächlich aus der Bevölkerung außerhalb der Stadt Gegenwind.
Boris Palmer will Anwohnerparken teurer machen – weitere Städte ziehen nach
Verständlich: Hat doch gerade erst eine Studie gezeigt, dass sich viele Deutsche nach der Corona-Krise ein weiteres Fahrzeug anschaffen wollen, durchaus auch elektrifiziert.
Doch Palmer steht mit seiner kontroversen Idee nicht alleine da: Wie die dpa berichtet, würden andere Städte im Südwesten Deutschlands folgen wollen. Die Stadt Freiburg strebe eine Anhebung der Gebühren fürs Anwohnerparken in ähnlicher Höhe an, Stuttgart, Karlsruhe und Ulm wollten ebenfalls nachziehen. Anfang Juli hatte die grün-schwarze Landesregierung Kommunen derartige Gebührenerhöhungen aufgrund einer Landesverordnung erlaubt. (Mit Material der dpa)
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