Tesla auf Überholspur, Audi zerknirscht: „Sicher zwei Jahre ...“

US-Elektroautobauer Tesla hat die deutschen Herstellern in der Corona-Krise deutlich abgehängt. Tesla verzeichnete im zweiten Quartal trotz der Pandemie einen Gewinn in Höhe von 104 Millionen US-Dollar (90 Millionen Euro).
- Tesla erwirtschaftet trotz Corona-Pandemie einen Gewinn von 90 Millionen Euro
- Daimler vermeldet im zweiten Quartal einen Verlust von 1,9 Milliarden Euro
- Audi-Chef: Deutsche Auto-Industrie beim Thema Digitalisierung in der zweiten Reihe
Der Stuttgarter Autobauer Daimler verbuchte einen Verlust von 1,9 Milliarden Euro. Konzernchef Ole Källenius kündigte eine Verschärfung des Sparkurses an. Der neue Audi-Chef Markus Duesmann sieht die deutschen Autobauer im weltweiten Wettbewerb gar nur noch in der „zweiten Reihe“.
Der Gewinn, den Tesla am Mittwochabend nach US-Handelsschluss vermeldete, war bereits der vierte Quartalsgewinn in Folge. Damit könnte das Unternehmen von Elon Musk nun erstmals in den renommierten Aktienindex S&P 500 (= umfasst 500 der größten börsennotierten US-Unternehmen) aufgenommen werden. Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte Tesla noch Verluste in Höhe von 408 Millionen Dollar geschrieben. (Tesla Gigafactory in Grünheide: Wie Elon Musk seine deutsche Großfabrik nennt ...)
Tesla: Elon Musk war „nie optimistischer für die Zukunft“
Tesla-Chef Elon Musk sagte angesichts der Zahlen, er sei „nie optimistischer für die Zukunft“ des Autobauers gewesen als jetzt. Das Unternehmen werde die Produktionskapazitäten weiter erhöhen, um dabei mit den bisherigen Autoriesen gleichzuziehen. (Netz rätselt: Elon Musk postet auf Deutsch – meint er die Gigafactory bei uns?)
Bei Daimler zeigte sich das entgegengesetzte Bild: Der Umsatz von April bis Juni ging um 29 Prozent auf rund 30 Milliarden Euro zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Der Absatz sank um 34 Prozent auf rund 542.000 Fahrzeuge. „Aufgrund der beispiellosen Covid-19-Pandemie mussten wir ein herausforderndes Quartal durchstehen“, erklärte Konzernchef Ola Källenius.
Er sehe aber „erste Zeichen einer Absatzerholung“ – insbesondere bei Mercedes-Benz Pkw, wo Daimler eine starke Nachfrage nach seinen Spitzenmodellen und den elektrifizierten Fahrzeugen verzeichne, fuhr Källenius fort. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem positiven Betriebsergebnis. (Neue Mercedes S-Klasse kopiert Tesla: Diese Technik gibt’s bei Elon Musk schon lange)
Audi-Chef Duesmann: „Tesla hat sicher zwei Jahre Vorsprung“
Audi-Chef Duesmann sieht einen erheblichen Aufholbedarf der deutschen Autoindustrie: „Beim Thema Digitalisierung sind wir in der zweiten Reihe“, sagt er dem „Handelsblatt“. „Beim Thema Rechner und Software-Architektur hat Tesla sicher zwei Jahre Vorsprung, beim automatisierten Fahren auch.“ Der 51-jährige ist seit April Chef bei Audi und zusätzlich Entwicklungsvorstand im VW-Konzern. (Audi Q4 e-tron Sportback: Dieses Extra wird ein echter Hingucker)
Um den Rückstand auf Tesla aufzuholen, hat Duesmann das Projekt „Artemis“ gestartet. Das neue Unternehmen werde bis 2024 ein neues Elektroauto entwickeln, das auch in Vernetzung und Digitalisierung Maßstäbe setzen soll.
Elektroautos und Plug-in-Hybride erleben einen Boom
Der Markt für E-Mobilität in Deutschland boomt bereits jetzt. Die Zahl neu zugelassener Elektrofahrzeuge sei im April, Mai und Juni um 26 Prozent zum Vorjahresquartal gestiegen, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC). Der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an der Gesamtzahl der Neuzulassungen erreiche im gesamten ersten Halbjahr 16,7 Prozent einen neuen Rekord. (Elektroautos erleben echte Preisschlacht – diese Rabatte sind drin)
Besonders ins Gewicht fielen demnach die Plug-in-Hybride mit einem massiven Zuwachs von 257 Prozent. Reine Elektrofahrzeuge legten um 23 Prozent zu. (Mit Material von AFP)