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„Kracher“-Gehälter bei Tesla: Das zahlt Elon Musk sogar ungelernten Kräften

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Von: Christian Schulz

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Der Rohbau der Tesla Gigafactory ist fast fertig, derzeit werden Mitarbeiter gesucht. Jetzt hat die zuständige Arbeitsagentur Details zu Jobs und Löhnen verraten. Ihr zufolge wird Elon Musk in Grünheide ziemlich großzügig bezahlen.

Berlin/Grünheide – US-Elektroauto-Hersteller Tesla wird laut Aussagen des Chefs der Bundesagentur für Arbeit (BA) im brandenburgischen Frankfurt an der Oder, Jochem Freyer, in seinem neuen Werk in Grünheide auch in der niedrigsten Lohngruppe ein im Vergleich üppiges Brutto-Monatsgehalt zahlen. Die dringend benötigten Beschäftigten für die Produktion der Elektrofahrzeuge sollen sich vorwiegend aus regionalen Arbeitslosen und Jobwechslern rekrutieren. Das Einstiegsgehalt, das Tesla-Boss Elon Musk selbst ungelernten Arbeitskräften der zukünftigen „Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg“ bieten will, klingt durchaus attraktiv.

„Kracher“-Gehälter bei Tesla: So viel zahlt Elon Musk sogar ungelernten Kräften

„Für Tesla ist es kein No-Go, jemanden einzustellen, der schon längere Zeit ohne Job war oder keine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Das ist erst mal ein Statement, das von vielen anderen Unternehmen nicht kommt“, zitiert das „Handelsblatt“ den Chef der zuständigen Arbeitsagentur: „Vieles ist noch im Fluss. Aber die Untergrenze steht.“

Tesla-CEO Elon Musk spricht auf einer Veranstaltung in Austin im US-Bundesstaat Texas.
Tesla-CEO Elon Musk soll in Grünheide auch unqualifizierten Kräften relativ hohe Gehälter zahlen. © imago images/ZUMA Wire

Demnach erwarte auch Ungelernte bei Tesla in Grünheide von Beginn an ein monatliches Bruttogehalt von 2.700 Euro. Mit einschlägiger Berufsausbildung gehe es in der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg bei rund 3.500 Euro brutto pro Monat los. „Die Bezahlung ist einfach mal ein Kracher für diese Ebene“, so Arbeitsagentur-Chef Freyer. Ebenfalls stehe fest, dass in der Elektroautoschmiede sechs Tage die Woche in einem rollierenden Schichtssystem (dient der flexiblen Verteilung der Arbeitszeit inkl. Samstag) gearbeitet werde. (Tesla: Überschätzt sich Elon Musk? Er prophezeit gigantische Produktionszahlen)

„Kracher“-Gehälter bei Tesla: In Grünheide entstehen 12.000 neue Arbeitsplätze

Bei den in Grünheide zu vergebenden Stellen gehe es in einem ersten Schritt bis Sommer 2021 um etwa 7.000 unbefristete Vollzeitjobs. Im Jahr 2022 sollen dann in einer nächsten Ausbaustufe der E-Auto-Fabrik 5.000 weitere Vollzeitstellen folgen. Das Tesla-Werk werde letztlich mehr als 12.000 Arbeitsplätze in Berlin und Brandenburg schaffen. Dabei geht die Arbeitsagentur in ihren Prognosen allerdings davon aus, dass die überwiegende Mehrzahl der Mitarbeiter sich aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus bei Tesla bewerben wird. (Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg: Bringen Umweltschützer das Großprojekt zu Fall?)

Ebenso ist sich der brandenburgische Arbeitsagentur-Chef relativ sicher, dass der amerikanische Konzern die Beschäftigten seines künftigen Werks vor den Toren von Berlin auch grundsätzlich tariforientiert entlohnen wird. Ein Wermutstropfen bleibt dennoch: „Tesla zahlt deutlich besser als ortsüblich – und wird sich am Gehaltstarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie orientieren. Sie werden ihn nicht übernehmen und anwenden – aber ich finde, es ist schon ein großer Schritt“, urteilt Jochem Freyer gegenüber dem „Handelsblatt“. (Elon Musk: Tesla-Chef gibt Stellenanzeige per Twitter auf – „Bitte arbeiten Sie ...“)

„Kracher“-Gehälter bei Tesla: Lohn in der Gigafactory Berlin-Brandenburg im Vergleich

Das Einstiegsgehalt von 2.700 Euro für ungelernte Arbeitskräfte, die Tesla dann im Betrieb qualifizieren will, liegt laut Statistiken der Bundesagentur für Arbeit gleichauf mit dem mittleren Einkommen aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten im Bundesland Brandenburg. Dies gilt explizit auch für den Landkreis Oder-Spree, zu dem Grünheide gehört. Im Verhältnis zu den in der Umgebung gezahlten Löhnen ist das also tatsächlich stattlich – gerade weil die Eintrittsvoraussetzungen derzeit so niedrig sind. Denn Elon Musk und Tesla werben nicht ausschließlich um Top-Ingenieure: Ihr Angebot richtet sich auch gezielt an Langzeitarbeitslose der Region. (Tesla: Das ist das Lieblingsrätsel von Elon Musk für Bewerber – wissen Sie die Lösung?)

Trotzdem gibt es Stimmen, die der kalifornischen E-Auto-Firma weniger großzügige Motive unterstellen. Es wird darüber spekuliert, dass der US-Konzern vorwiegend um polnische Arbeitskräfte buhle oder dass der Konzern sein Gehaltslevel im Niedriglohnsektor letztlich über eine hohe Fluktuation regeln werde, bei der eine Charge Ungelernter nach einer gewissen Frist durch die nächste ersetzt werde. Dies würde der Region Berlin-Brandenburg deutlich weniger nachhaltige Jobs bringen. (Hier fahren Herbert Diess und Elon Musk den neuen VW ID.3: „Keine Renn-Maschine“)

Eine Luftaufnahme der künftigen Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg
Die zukünftige Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg: Werden die Jobs hier wirklich so gut bezahlt? © Soeren Stache/dpa

Teilweise wird auch das fürstlich wirkende Einstiegsgehalt für Unqualifizierte mit Gehältern relativiert, die bei der Konkurrenz zu erzielen sind – allerdings werden hierbei von manchen auch Äpfel mit Birnen verglichen: Es macht nun mal einen Unterschied, ob man das Lohnniveau in Ostdeutschland mit dem in Westdeutschland vergleicht oder das Gehalt in einem neu entstehenden E-Automobilwerk in Brandenburg mit dem bei seit Jahrzehnten etablierten Herstellern von Verbrennungsmotoren in Baden-Württemberg, Niedersachsen oder Bayern. (Baustopp bei Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg: Bauleiter entlassen)

Drohen der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg Verzögerung und Baustopp?

Zurzeit ringt Tesla aber noch mit den deutschen Behörden um seinen ambitionierten Zeitplan zur Fertigstellung der ersten europäischen Gigafactory in Grünheide. Dieser soll unter Druck sein, weil Protokolle und umweltrechtliche Genehmigungen für weitere Arbeitsschritte noch nicht vorlägen. Derzeit baut Tesla lediglich mit vorläufigen Zulassungen. Eigentlich sollen schon ab Juli 2021 die ersten E-Autos vom Band rollen. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat Tesla-CEO Elon Musk daher bereits zu einem Krisengespräch getroffen.

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