Fahrzyklen: NEFZ, WLTP, RDE – wie der Normverbrauch von Autos berechnet wird

Fahrzyklen und Normverbrauch: Alle wichtigen Hintergrundinfos zur Ermittlung von Verbrauch und Emissionen unter NEFZ, WLTP und RDE.
- Der bis 2017 geltende Fahrzyklus NEFZ gab kein realistisches Bild von Normverbrauch und Emissionen wieder
- 2017 wurde deshalb der WLTP eingeführt, um ein genaueres Abbild der Werte unter Realbedingungen zu liefern
- Ergänzt wird der WLTP durch den RDE
Brüssel – Wer ein Auto kauft, will wissen, wie hoch Verbrauch und Schadstoffausstoß sind. Unterschiedliche Testzyklen kommen zu mehr oder weniger realistischen Werten.
Fahrzyklen: Allgemeiner Überblick
Mit Fahrzyklen wird festgelegt, unter welchen exakten Bedingungen und Abläufen der Kraftstoff- bzw. Energieverbrauch sowie die CO2-Emissionen von Fahrzeugen ermittelt werden. Diese Angaben zum Normverbrauch sowie den Emissionen sind für alle Fahrzeughersteller verpflichtend im Rahmen des Verkaufs und der Typgenehmigung, Homologation und Zulassung ihrer Fahrzeuge.
Zur Messung des Normverbrauchs und der Emissionen wurde 1992 das Messverfahren „Neuer Europäischer Fahrzyklus“ (NEFZ) eingeführt. In den letzten Jahren geriet der NEFZ jedoch immer stärker in die Kritik. Als Reaktion auf die Unzulänglichkeiten des NEFZ wurde 2017 der sogenannte „Worldwide Harmonized Light vehicles Test Procedure“ (kurz WLTP) als neuer Standard im Bereich der Messverfahren eingeführt. Die Gesetzgebung in Brüssel machte ihn in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sowie Elektroautos und Hybride verpflichtend. Bei Elektroautos werden übrigens der Ladezustand und die Energieverbrauch der Batterie gemessen.
Die Definition des WLTP-Fahrzyklus lässt sich viel stärker auf die Fahrbedingungen in der Praxis umrechnen. Darüber hinaus wird der WLTP durch einen Emissionstest namens „Real Driving Emissions“ (kurz RDE) ergänzt, bei dem der Schadstoffausstoß eines Fahrzeugs direkt auf der Straße gemessen wird.
NEFZ: Das alte Messverfahren in der Praxis
Kaum ein anderer unter den Fahrzyklen war jahrelang so starker Kritik ausgesetzt und konnte sich trotzdem so lange behaupten wie der NEFZ. Ausschlaggebend dafür war, dass die Autohersteller ein großes Interesse daran hatten, die Werte für Normverbrauch und CO2-Emission ihrer Fahrzeuge deutlich unter den Werten in der Realität auszuweisen. Im Gegenzug erhöhte sich die ausgewiesene Reichweite der Fahrzeuge. 2017 wurde der NEFZ durch den neuen WLTP in Kombination mit dem RDE abgelöst.
Generell wurde am NEFZ bemängelt, dass die Laborbedingungen des Messverfahrens keineswegs dem realistischen Fahrverhalten in der Praxis entsprachen. So waren die Zykluszeit mit 20 Minuten und die Zykluslänge mit elf Kilometern relativ kurz gehalten. Der Standzeitanteil war mit 25 Prozent hingegen sehr hoch gewählt. Auch die Durchschnittsgeschwindigkeit von 34 km/h war niedrig gewählt, und durch die Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h im Test wurden Schnellfahrten auf der Autobahn nicht berücksichtigt.
Zudem durften die Hersteller beim Test eine Vielzahl von verbrauchs- und emissionsoptimierenden Maßnahmen an ihren Fahrzeugen vornehmen. Hierzu gehören:
- Abklemmen der Lichtmaschine während des Zyklus
- Abkleben von Fugen der Außenhülle
- Veränderung der Spur- und Sturzeinstellung der Räder
- Erhöhter Luftdruck in den Autoreifen
- Verwendung des minimalen Fahrzeuggewichtes
- Anpassung der Motorsteuerung („Eco-Tuning“)
WLTP: Das neue Messverfahren in der Praxis
Im Gegensatz zu Fahrzyklen wie dem NEFZ bilden die Testbedingungen der Messverfahren WLTP und RDE deutlich stärker die Realbedingungen einer Autofahrt in der Praxis ab. Zu diesem Zweck wurde der Test-Fahrzyklus deutlich erweitert, die Temperatur- und Geschwindigkeitsvorgaben sind realistischer, und der Einfluss von Sonderausstattungen auf Normverbrauch und CO2-Emission findet Berücksichtigung.
Mit einer Zykluszeit von 30 Minuten, einer Zykluslänge von 23 Kilometern und einem Standzeitanteil von 13 Prozent ist der WLTP wesentlich umfangreicher als der NEFZ. Ebenso entsprechen die Testtemperaturen mit 14 und 23 Grad Celsius viel eher Realbedingungen. Auch die Testgeschwindigkeiten wurden im WLTP signifikant gegenüber dem NEFZ angehoben. Diese betragen nun 74 km/h im Durchschnitt und 131 km/h in der Spitze. Und nicht zuletzt werden beim WLTP auch das Fahrzeuggewicht, die Aerodynamik und der Bordnetzbedarf berücksichtigt.