2,2 statt 2,0 bar: Wann Experten höheren Luftdruck auf Winterreifen empfehlen
Der erste Schnee naht, die Winterreifen sind vorschriftsmäßig aufgezogen. Auf ein wichtiges Detail sollten Autofahrer jetzt noch achten.
Dass die Sommerreifen im Winter weichen müssen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ob man nun auf Ganzjahres-Pneus unterwegs ist oder optimalerweise auf Winterreifen, die für Schnee und Eis optimiert sind, macht rechtlich keinen Unterschied – ein Bußgeld wird vermieden.
Die wichtigere Frage aber ist: Bin ich jetzt tatsächlich sicher unterwegs? Bei sauber montierten Reifen mit vorschriftsmäßigem Profil sollte das gewährleistet sein. Allerdings bleibt noch ein Handgriff, den Autofahrer – oder die beauftragte Werkstatt – nicht vernachlässigen sollten: Den richtigen Luftdruck einstellen. Und genau der hat es in sich.
Winterreifen: Experte empfiehlt höheren Luftdruck

Experten empfehlen nämlich, nicht unbedingt den in der Betriebsanleitung (oder auf dem Hinweis im Tankdeckel) genannten Wert zu wählen, sondern einen etwas höheren. „Da es im Winter zu deutlichen Temperaturschwankungen kommt, kann es nicht schaden, etwas mehr Druck als vom Hersteller gefordert in den Reifen zu geben“, erklärt Stefan Ehl, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS.
Schwankungen von zehn Grad könnten den Druck im Reifeninneren um 0,1 bar verändern, so der Fachmann: „Bei sinkenden Temperaturen sinkt auch der Druck. Da im Winter die Außentemperaturen eher niedriger sind, kann es deshalb nicht schaden, den offiziellen Wert um ein oder zwei Nachkommastellen zu erhöhen.“
Winterreifen: Lieber 2,2 statt 2,0 bar
Ein Rechenbeispiel: Wurde bei 20 Grad Außentemperatur der Reifen mit 2 bar befüllt, könnte dieser bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf 1,8 bar fallen. Wurde also zuvor auf 2,2 bar erhöht, ist man bei frostigen Temperaturen mit idealem Reifendruck unterwegs.
Wer den Druck prüft und Luft nachfüllt, sollte dies außerdem nicht bei warmgefahren Reifen tun. Generell kann es ohnehin nicht schaden, geringfügig mehr Luft als empfohlen in die Reifen zu geben. Etwas mehr Druck verkleinert die Reifenaufstandsfläche und damit den Rollwiderstand. Dies senkt den Verbrauch des Antriebs sowie den Verschleiß der Reifen.
Winterreifen: Manchmal ist auch weniger mehr
Allerdings kann es auch den umgekehrten Fall geben: „Fährt man zum Beispiel durch tiefen Schnee oder abseits befestigter Straßen durch matschigen Untergrund, kann der abgesenkte Reifendruck die Traktion erhöhen“, so KÜS-Mann Ehl: „Weniger Druck sorgt für eine breitere Aufstandsfläche, was wiederum den Grip verbessert.“ Wer den Luftdruck deutlich verringert hat, sollte anschließend aber maximal 50 km/h schnell fahren und bei wieder normalen Straßenverhältnissen den Druck wieder auf das Normalniveau anheben. (Mit Material von SP-X)