Scheitert die geplante Mega-Fusion zwischen FCA und PSA?
Die Ankündigung versetzte den Automarkt voriges Jahr in Aufregung: Fiat und die Opel-Mutter Peugeot wollten sich zum viertgrößten Autobauer zusammenschließen. Doch die EU-Kommission hat Bedenken.
- EU-Kommission hat Bedenken bei der geplanten Fusion zwischen FCA und PSA
- Es geht vor allem um die hohen Marktanteile im Segment der Transporter
- Die Prüfung durch die EU-Kommission kann sich bis zum 22. Oktober hinziehen
Brüssel – Die Mega-Fusion des Autobauers Fiat Chrysler mit der Opel-Mutter PSA ist vorerst ausgebremst: Die EU-Kommission hat Bedenken und leitete deshalb am Mittwoch eine vertiefte Prüfung des Falls ein, die sich bis 22. Oktober hinziehen könnte.
Hintergrund ist die Befürchtung, dass der Zusammenschluss der beiden Fahrzeughersteller den Wettbewerb auf dem Markt für Lieferwagen einschränken könnte. Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler hatten ihre Fusion im Dezember beschlossen. Damit soll der viertgrößte Autohersteller der Welt entstehen („Raumschiff Stellantis“: So lacht das Netz über den Namen des neuen Autokonzerns). Der neue Konzern hätte aber auch im Segment Lieferwagen bis 3,5 Tonnen in vielen Ländern hohe Marktanteile, erklärte die EU-Kommission. Anders als auf dem Automarkt gebe es weniger Anbieter und hohe Zugangshürden für Wettbewerber. Bisher konkurrierten beide Anbieter bei den Vans Kopf an Kopf in vielen Märkten und richteten ihre Preise entsprechend aus. Dies könnte bei einer Fusion wegfallen, argumentierte die Kommission. Konkret könnte der Wettbewerb in 14 EU-Staaten und Großbritannien eingeschränkt werden.
„Geschäftlich genutzte Vans sind wichtig für Einzelpersonen, den Mittelstand und große Unternehmen, wenn sie ihre Waren oder Dienstleistungen zum Kunden bringen wollen“, erklärte die zuständige Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager (52). Fiat und Peugeot hätten eine starke Marktposition. „Wir werden sorgfältig überprüfen, ob die vorgeschlagene Transaktion einen negativen Effekt auf den Wettbewerb in diesen Märkten hätte.“ Ziel sei gesunde Konkurrenz.
Die Unternehmen hätten ihren Zusammenschluss am 8. Mai angemeldet. Die Kommission betonte, während der vorläufigen Prüfung hätten die Unternehmen keine Verpflichtungen eingehen wollen, um die Bedenken auszuräumen. Die Kommission habe nun weitere 90 Arbeitstage Zeit zur vertieften Prüfung. Dass diese eingeleitet wurde, lasse aber noch keine Rückschlüsse auf den Ausgang zu. Für den Vollzug der Fusion hatten die Autobauer Ende vergangenen Jahres 12 bis 15 Monate angesetzt. Die Corona-Krise hat inzwischen die Umstände für den Deal verändert und die Autobranche weiter unter Druck gesetzt. Absatz- und Zulassungszahlen von Neuwagen sind dramatisch eingebrochen. Im Mai lagen sie nach Angaben des Branchenverbands Acea um gut 52 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.
PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia und Maserati im Angebot. Fiat Chrysler und PSA setzten vor der Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Mit der Fusion entstünde also ein Autogigant. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren voriges Jahr größer. Beschäftigt wurden vor den Fusionsplänen nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen.
Mit Material der dpa