Erlkönig: Das steckt hinter dem Begriff „Muletto“ – und was es damit auf sich hat
Um junge Autos und deren Technik zu überprüfen, kommen Sie als Erlkönige auf die Straße. Um sie zu tarnen, braucht es aber nicht immer die neueste Karosserie.
- Unter Erlkönige versteht man getarnte Auto-Prototypen
- Der Name leitet sich von einem berühmten Goethe-Gedicht ab
- Junge Auto-Prototypen werden auch „Muletto“ genannt
Stuttgart – Fast jeder Autofahrer kennt sie: Die schwarz-weiß-gemusterten Fahrzeuge, die an einem auf der Autobahn vorbeibrausen. Dabei handelt es sich um „Erlkönige“, also neue Auto-Prototypen, die von Testfahrern auf der Straße Probe gefahren werden.
Erlkönige: Goethes Gedicht wird zum Namensgeber für Auto-Prototypen
Um sie vor neugierigen Blicken zu schützen, werden sie ironischerweise meist auf sehr auffällige Weise foliert. Die verwendete Tarnfolie ist oft im sogenannten „Dazzle“-Muster, welche die wahren Konturen sowie Details des Autos verschleiern soll.
Auf diese Weise versuchen Fahrzeughersteller das genaue Aussehen der neuen Fahrzeuge geheim zu halten, da es immer wieder Fotografen gibt, die versuchen, ihre Aufnahmen an Fachmagazine oder die Boulevardpresse zu verkaufen.
Der Name „Erlkönig“ geht auf ein berühmtes Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe (83, †1832) zurück, das aus dem Jahr 1782 stammt. Anfang der 50er-Jahre dichteten die beiden Autojournalisten Heinz-Ulrich Wieselmann (57, †1970), damals Chefredakteur der heute noch bestehenden Automobilzeitschrift „Auto, Motor und Sport“ mit Sitz in Stuttgart und sein Stellvertreter Werner Oswald (77, †1997) die Ballade um.
Zudem machten sie in einer Rubrik mit dem Namen „Erlkönig“ Bilder unveröffentlichter Fahrzeuge der Öffentlichkeit zugänglich. Das war für damalige Verhältnisse eine Provokation für die Autohersteller. Schließlich dauert es mehrere Jahre, bis ein neues Modell (mit neuerer Technik) entwickelt worden ist.
Erlkönig Muletto: Tarnfolie verschleiert neue Technik in altem Gewand
Tarnmaßnahmen wie bei einem Erlkönig haben daher den Sinn, das Außen- und Innendesign sowie Technikdetails vor der Konkurrenz zu verschleiern. Allerdings werden die Fahrzeuge bei den Testfahrten in verschiedenen Stufen optisch verändert.
Das heißt, dass die ersten Prototypen mit neuer Technik oft in angepassten Karosserien ihrer Vorgänger oder anderen Modellen des Herstellers unterwegs sind. Neue Autos in altem Gewand nennt man auch „Muletto“ Das Wort kommt aus dem Italienischen und bedeutet im Deutschen „Gabelstapler“ und wörtlich auch „Maultierchen“.
In der Fahrzeugentwicklung wird der Begriff allerdings für ein bereits in Nutzung befindliches und sich bewährtes Fahrzeugmodell benutzt, in dem neue Teile getestet werden. Sobald das neue Design feststeht, wird die Karosserie zuerst vollständig verkleidet. Diese wird Stück für Stück wieder abgenommen, bis es zur Präsentation kommt. Auch das Interieur wird oftmals durch Kunststoffteile abgedeckt, um das Armaturenbrett und die Ablagen unkenntlich zu machen.
Erlkönig: So können Sie auch einmal einen Muletto fahren
Viele Autofahrer träumen davon, einmal einen Erlkönig ausprobieren zu dürfen. Doch wie wird man Testfahrer eines Erlkönigs? Tatsächlich ist es ein harter Job und es gibt strenge Bestimmungen, die erfüllt werden müssen. Neben einem Führerschein braucht es auch technisches Verständnis und viel Fachwissen.
Schließlich muss er während der Testfahrt Eindrücke sammeln, diese objektiv bewerten und so zusammenfassen, dass die gewonnenen Daten auswertbar sind. Neben einem technischen Studium oder Ausbildung wird zudem oft eine Rennlizenz vorausgesetzt.
Auch Privatpersonen dürfen Erlkönig-Tarnfolie aufs Auto kleben
Aber auch immer mehr Privatpersonen interessieren sich für Erlkönige beziehungsweise seine Tarnfolie. Das gilt besonders für Tuningfreunde. Grundsätzlich ist es auch Privatleuten auch erlaubt, ihr Auto mit dem „Dazzle“-Muster zu bekleben.
Allerdings müssen Sie sich dabei an die Vorgaben der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) halten. Das heißt, Scheiben und Beleuchtungselemente wie Scheinwerfer dürfen nicht mit der Folie überklebt werden. Schließlich muss zu jeder Zeit die Verkehrssicherheit und -tauglichkeit des Fahrzeugs gegeben sein.