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Elektroauto gratis laden? Immer mehr Geschäfte machen Rückzieher

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Von: Marcus Efler

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Zapfen ohne zahlen: Viele Fahrer von Elektro- oder Hybridmodellen laden ihre Akkus gratis bei Supermärkten oder Möbelhäusern. Doch das wird immer schwieriger.

München – Da staunte der Kunde von Aldi Süd nicht schlecht. Schwungvoll war er mit seinem Plug-in-Hybrid auf den Parkplatz der Filiale bei München eingebogen und hatte sich noch gefreut, dass der für elektrifizierte Autos reservierte Park- und Ladeplatz direkt neben der Einfahrt frei war. Da stand er nun mit seinem Opel Grandland Hybrid, das Kabel in der Hand, aber wo bitte war die Ladesäule geblieben? Die blaue Bodenbemalung und das große Schild mit der Aufschrift „Sonne tanken“ waren noch da, aber die Station mit den vier Ladebuchsen, die bislang klimaneutrale Energie aus den großen Solarpaneelen auf dem Dach des Discounters lieferten, nicht mehr. (Akku im Elektroauto: Acht Tipps, mit denen Sie in der City weiter kommen)

Elektroauto gratis laden? Sorry, nicht mehr bei uns

Kein Einzelfall: Immer mehr Bau- und Supermärkte, Möbelhäuser, Einkaufszentren und kleinere Ladengeschäfte bauen ihre Gratis-Stromstationen wieder ab. Dabei hatten sie das Zapfen ohne Zahlen vor wenigen Jahren noch als Lockmittel für jene fortschrittlichen Kunden entdeckt, die schon mit einem Stecker-Auto – ob Voll-Elektriker oder Plug-in-Hybrid – unterwegs waren. Schon 2015 war der Discounter Aldi Süd vorgeprescht, andere folgten schnell. Für manche passt das ja auch perfekt zur Marke, etwa für Ikea, die niederländische Möbelhauskette mit dem sympathisch-sauberen Schweden-Image. (Volvo XC40 Recharge im Alltagstest: Gelungener Stromer – aber Vorsicht mit dem Gasfuß)

Plug-in-Hybrid lädt an einer Ladesäule beim Discounter. (Symbolbild)
Wird seltener: Auto-Akku gratis laden, hier bei Aldi Süd (Symbolbild) © Marcus Efler

Elektroauto gratis laden: Strom-Schnorrer blockieren Platz

Doch auf den großen Parkplätzen bietet sich oft dasselbe Bild: Mancher Fahrer eines Tesla, Nissan Leaf, Audi-Hybrid oder anderen Fabrikaten stöpselt den Stecker ein, setzt sich dann in sein Fahrzeug, surft am Smartphone oder guckt einen Film, den er sich vorher aufs Tablet geladen hat. Eine dreiviertel, manchmal volle Stunde lang, da viele der Gratis-Stationen nicht zu den schnellsten Ladern gehören und gerade Plug-in-Hybride nicht zu den zügigsten Zapfern. Das Geschäft zum Parkplatz sehen sie nicht von innen. Dessen Betreiber hat die Kosten, aber null Euro Umsatz. Mehr noch: Echte Kunden, die Akkuladen tatsächlich mit einem Einkauf verbinden wollen, müssen angesichts besetzter Ladepunkte genervt abdrehen. (Sono Sion schon gefahren: So schlägt sich das kleine Elektroauto aus München)

Elektroauto gratis laden: Nur noch für echte Kunden

Dass drohende Schilder wie „Laden nur für Kunden während des Einkaufs“ nicht wirklich helfen, ist angesichts der grassierenden Gratiskultur klar. Kein Wunder also, dass viele freigiebige Ladenbetreiber ihren Ladestationen nun den Stecker ziehen. Wobei sie angesichts der gerade durchstartenden Elektromobilität in einem klassischen Dilemma stecken: Einerseits würden sich immer mehr Kunden freuen, wenn sie während des Shoppings bequem den Auto-Akku laden könnten. Andererseits steigen die Energiekosten für die Anbieter damit stark an. Die Suche nach Lösungen läuft. Manche Läden lassen noch gratis laden, aber nur Kunden, die sich per App registrieren. Andere Anbieter wandeln ihre Stationen einfach in normale, kostenpflichtige Ladepunkte um und lassen sie von regionalen Energie-Anbietern betreiben. Die dann dafür natürlich auch kassieren. Warum auch nicht? Die Kunden gratis Super tanken lassen, das hat schließlich auch noch nie zu einem Geschäftsmodell gehört.

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