Elektroauto: Immer mehr Autovermieter lassen Verbrenner links liegen
So langsam entdecken auch die großen Autovermietungen die Elektrofahrzeuge für sich. Sixt, Hertz und Co. bauen den Anteil der Stromer massiv aus.
Das Geschäft mit dem Vermieten von Autos ist kein Leichtes. Der Preiskampf ist gigantisch, der Wettbewerb hart und dann ist da noch die andauernde Chipkrise. Wer in den vergangenen zwölf Monaten ein Auto mieten wollte, schaute oftmals in die Röhre. Viele Fahrzeuge waren gar nicht verfügbar, einige nur mit großem zeitlichen Vorlauf und die Preise sind zumeist alles andere als günstig. Echte Schnäppchen sucht man im In- wie Ausland zumeist vergeblich.
Der Grund ist einfach, denn gerade die großen Autovermieter wie Avis, Budget, Hertz, Sixt oder Europcar sind enger an die internationalen Autohersteller gebunden, als man vermuten mag. Sie bekommen die Fahrzeuge in entsprechenden Volumina mit gewaltigen Preisnachlässen und sorgen so oftmals dafür, dass neue Modelle schnell auf die Straße kommen. Doch auch weniger beliebte Modelle werden gerne in die Vermietpools geschoben oder federn ein aktuell schwieriges Überangebot bei der Fertigung ab, indem sie für Zulassungen sorgen.

Elektroauto: Immer mehr Autovermieter lassen Verbrenner links liegen
Doch die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben mit der daraus resultierenden Halbleiterkrise dafür gesorgt, dass in vielen Regionen der Welt eine technische Mangelwirtschaft herrscht. Den internationalen Autoherstellern fehlen wichtige Komponenten und so werden deutlich weniger Fahrzeuge produziert als an sich benötigt werden.
Und da die Kundenfahrzeuge nicht ausreichend produziert werden können und die Wartezeiten immer länger werden, bleiben schon gar keine Modelle für die großen Vermietfuhrparks übrig, die sich ihre Miet- und Leasingautos schwierig auf dem Markt zusammenklauben müssen.
Elektroauto: Nachfrage steigt auch bei Autovermietern
Zunehmend erschwert wird die Situation durch den Umstieg immer mehr Hersteller auf Elektroautos. Bisher waren die Elektroautos für die Vermieter kaum ein großes Geschäft. Die Produktionen waren klein, die Rabatte ebenfalls und dann ist da noch das Problem mit dem Nachladen. Die meisten Mietwagenkunden wollen ein Auto, das an einem Flughafen oder an einem Bahnhof schnell verfügbar ist. Wer nicht selbst über ein Elektroauto verfügt, dem fehlt mitunter App oder Chipkarte zum Nachladen. Da greifen viele lieber zu einem bekannten Verbrenner.

War die Nachfrage bei den großen Autovermietern in Sachen Elektroautos bisher recht überschaubar, so hat sich das Bild gewandelt. Immer mehr Nutzer fahren auch privat ein Elektroauto und wollen als Mietfahrzeug ein ebensolches mit Stecker. Andere, die einen klassischen Verbrenner fahren, wollen es allzu gerne ausprobieren wie es ist, einmal ein Elektroauto im Alltag zu fahren. Wo wäre das einfacher als bei einem Kurztest, wenn man ohnehin den nächsten Mietwagen braucht, wenn es zu einem beruflichen Termin nach München, Hamburg oder Berlin geht?
Elektroauto: Kleine Autovermieter profitieren vom Trend
Zudem sind viele der Anmietungen beruflich bedingt und werden über Firmenkonten mit entsprechenden Vorgaben abgewickelt. Immer mehr Konzerne steigen aufgrund von Vorgaben auf Elektroautos oder zumindest Plug-in-Hybriden um. Insofern wird gerade von den führenden Mitarbeitern bei einem offiziellen Termin verlangt, dass diese beim Kunden mit einem Elektroauto vorfahren, um Innovations- und Zeitgeist zu bekunden.
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Davon haben in den vergangenen Jahren in erster Linie kleine Anbieter profitiert, die speziell elektrifizierte Fahrzeuge angeboten haben, die auf dem Markt sonst nicht verfügbar waren. Sie haben nach wie vor großen Zulauf, weil sich diese – vergleichsweise teuer – neue Elektrofahrzeuge besorgen, die ganz neu auf dem Markt sind. Sie setzen auf einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Vermietern, weil diese die entsprechenden Elektroautos so schnell nicht im Programm haben. So bietet ein Anbieter wie Evo to Drive in seinem Fuhrpark nicht nur die komplette Tesla-Flotte, sondern auch Stecker-Fahrzeuge wie den Porsche Taycan, Mercedes EQE, BMW i4 oder den ganz neuen VW ID Buzz. Lockangebote über das Wochenende machen das Ganze für Kunden noch interessanter. So kostet ein Tesla Model 3 im Wochenendspezial von Freitag- bis Montagmittag 12 Uhr 398 Euro – 500 Kilometer inklusive.
Elektroauto: Hertz kooperiert mit General Motors und Tesla
Doch jetzt holen die großen Anbieter zum Gegenschlag aus. Jüngst verkündete der amerikanische Anbieter Hertz eine Kooperation mit General Motors. Hiernach will Hertz in den kommenden fünf Jahren 175.000 Elektromodelle der Marken Chevrolet, Buick, Cadillac und Bright Drop ordern. Auch bei Tesla wurden im großen Stil Stromer bestellt. Die Modelle mit Stecker sollen dabei aus allen Fahrzeugsegmenten stammen und somit auch für alle Kundengruppen nutzbar sein. In dieser Zeit sollen die Mietwagennutzer mit den Elektromodellen rund knapp 13 Milliarden Kilometer zurücklegen, was einen geringeren CO2-Ausstoß von 1,8 Millionen Tonnen bedeuten würde.
„Es ist aufregend, dass zwei ikonische amerikanische Unternehmen, die die Entwicklung des Transportwesens seit mehr als einem Jahrhundert geprägt haben, zusammenkommen, um die Zukunft der Mobilität im 21. Jahrhundert neu zu definieren“, so Hertz-CEO Stephen Scherr, „wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit GM bei dieser Initiative, die unser Angebot an E-Fahrzeugen für Hertz-Kunden, darunter Freizeit- und Geschäftsreisende, Rideshare-Fahrer und andere Kunden, erheblich erweitern wird.“
Elektroauto: Sixt will Europa-Flotte bis 2030 zum Großteil elektrifizieren
Auch in Europa und speziell in Deutschland bieten die großen Autovermietungen wie Avis, Sixt oder Europcar immer mehr Elektroautos an. Der Mietwagenanbieter Sixt unterschrieb jetzt eine langfristige Vereinbarung mit dem chinesischen Autohersteller BYD. Bis zum Jahre 2028 will Sixt 100.000 elektrische Fahrzeuge von Build your Dreams ordern und in der eigenen Flotte unterbringen.

Das erste Modell wird ab dem vierten Quartal 2022 der BYD Atto 3 sein, das in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden anzumieten ist. Bis zum Jahre 2030 will Sixt, die in 100 Ländern mehr als 2.000 Niederlassungen betreiben, seine Flotte zwischen 70 und 90 Prozent elektrifizieren. (Patrick Solberg/press-inform)