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Drei Monate ohne Auto: Experiment endet mit ernüchterndem Ergebnis

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Zwölf Haushalte in Hamburg haben drei Monate lang auf ein eigenes Auto verzichtet – doch vor allem Familien mit kleinen Kindern hatten damit Probleme.

Autofahrer haben es aktuell nicht gerade leicht: Dank Chipmangel und Lieferketten-Problemen sind die Wartezeiten für Neuwagen momentan teils sehr lang, Gebrauchtwagen sind ebenfalls knapp und teuer. Dazu kommen die hohen Spritpreise – der ein oder andere Autofahrer denkt mittlerweile sogar darüber nach, seinen Wagen abzuschaffen, wie auch eine aktuelle Umfrage belegt. Doch ist der Alltag ohne eigenes Auto wirklich so einfach zu meistern? In Hamburg haben nun zwölf Haushalte für drei Monate auf ein eigenes Fahrzeug verzichtet. Begleitet wurde der Versuch von Wissenschaftlern der Universität Hamburg.

Zwölf Haushalte in Hamburg haben drei Monate auf ein eigenes Auto verzichtet – verkaufen wollte sein Fahrzeug direkt danach aber niemand.
Auf ein eigenes Auto komplett verzichten – vor allem für Familien zeigte sich das im Experiment als schwierig. (Symbolfoto) © IMAGO/Christian Ohde

Drei Monate ohne Auto: Experiment endet mit ernüchterndem Ergebnis

Zunächst einmal gab es für die Teilnehmer, die im Rahmen des Projekts „Klimafreundliches Lokstedt“ (ein Stadtteil von Hamburg) an dem Experiment teilnahmen, durchaus einige positive Erkenntnisse. So sei etwa das Netz des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) neu erkundet worden. Mit „Überraschung“ hätten einige Probanden dabei festgestellt, wie weit Busse und Bahnen in Hamburg tatsächlich fahren. Als gute Alternative zum Auto hätte sich dabei auch das (E-)Fahrrad herauskristallisiert.

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Drei Monate ohne Auto: Fahrzeug-Verzicht vor allem für Familien mit Kindern ein Problem

Allerdings brachte der Alltag ohne Auto auch einige Probleme mit sich. Besonders herausfordernd war die Situation für Familien mit kleinen Kindern. Einer der Gründe ist laut Projektleiterin Prof. Dr. Katharina Manderscheid fehlendes Zubehör. So mangelte es beispielsweise im Car-Sharing-Auto an einem zweiten Kindersitz oder beim Leih-E-Bike an einer Anhängerkupplung. Auch das Sicherheitsgefühl ohne Auto war ein anderes: So legten einige der Teilnehmer besonders abends großen Wert darauf, dass beispielsweise E-Scooter oder Stadträder an den Haltestellen verlässlich bereitstanden, um den restlichen Weg nach Hause auf menschenleeren Straßen schnell zurücklegen zu können.

Drei Monate ohne Auto: Kein Versuchs-Teilnehmer verkaufte im Anschluss sein Fahrzeug

Das Ergebnis: Ganz ohne Auto geht es offenbar nicht so einfach – keiner der Haushalte verkaufte nach Ende der Versuchszeit sofort das eigene Fahrzeug. Immerhin: Teils verzichten einige Teilnehmer auf bestimmte Strecken, etwa in die Innenstadt – da sich hier der ÖPNV als mindestens gleich schnelle Alternative herausstellte und zudem die Parkplatzsuche wegfällt. Allerdings wollen andere Probanden wiederum den HVV künftig nicht weiter nutzen, da dies – wenn das Auto schon vor der Tür stehe – mit zusätzlichen Kosten für die Tickets verbunden sei.

Fazit der Wissenschaftler: Ohne konkreten Anlass ist ein Auto-Verzicht eher unrealistisch

Das Fazit der Wissenschaftler der Uni Hamburg: Wenn es keinen konkreten Anlass gebe, sei es eher unrealistisch, dass Vielfahrer auf das Auto verzichten oder es gar verkaufen, so Prof. Dr. Katharina Manderscheid. Wahrscheinlicher sei eine Veränderung hingegen, wenn beispielsweise das Auto nicht mehr durch den TÜV komme oder aus anderen Gründen ein neues Fahrzeug beschafft werden müsste. Auch Umzüge oder Wechsel von Arbeitsstätten könnten einen solchen Umbruchsmoment darstellen. Die Empfehlung des Projektteams daher an die Politik: Neben dem Ausbau und der Verbesserung der bestehenden Angebote auch die Umbruchsmomente im Leben der Menschen im Blick zu haben.

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