Elektroautos: Deutschland wird zum Musterschüler in Europa
Ein starkes Nord-Süd-Gefälle kennzeichnet den Markt für Elektroautos in Europa: Während sie im Norden und in der Mitte boomen, bleiben sie im Süden unbeliebt.
Deutschland wird zum Stromer-Land. Rund die Hälfte aller neu zugelassenen Fahrzeuge hat hierzulande mittlerweile einen Elektromotor an Bord. Ob Hybrid, Plug-in oder reines Elektroauto: durch Steuervergünstigungen, politischen Druck und ein breites Modellangebot bekommen immer mehr Autokäufer Lust auf ein Fahrzeug, das sich nachladen lässt.
Doch in einigen Ländern Europas sieht das ganz anders aus. Es gibt ein klares Nord-Süd-Gefälle: Während in skandinavischen Ländern die Verkaufsanteile von Stromern noch höher sind (bei vergleichsweise niedrigen Stückzahlen), tun sich südliche Staaten schwer, Autofahrern Lust auf Elektroantrieb zu machen.

Elektroautos: Deutschland wird zum Musterschüler in Europa
Von den Staaten mit hohen Verkaufszahlen ist Deutschland als europäischer Automobilstandort führend, wenn es um die Elektromobilität geht. Ähnlich sieht es in Großbritannien und speziell England aus, das in Sachen Zulassungen auch nach dem Brexit zu Europa gezählt wird. Dort ist der Druck mittlerweile groß, die Kunden auf Elektroautos umzupolen. Nach einer heißen Jahresendrallye lagen die Neuverkäufe der rein elektrischen Fahrzeuge nach Informationen der Analysten von Dataforce bei 32,9 Prozent und damit doppelt so hoch wie in den beiden Coronajahren zuvor. Das betrifft insbesondere den in Großbritannien so wichtigen Markt der Flottenfahrzeuge, wo batterieelektrische Autos mit einem Anteil von knapp 45 Prozent die Nummer eins unter den Antriebsarten stellten – auch, weil die Besteuerung des geldwerten Vorteils deutlich niedriger als für Verbrenner ist.
Auch in den Niederlanden sind Elektroautos grundsätzlich sehr populär: Mit einem Marktanteil von 44,2 Prozent stellen sie (bei pandemiebedingt um 13,5 Prozent geschrumpften Gesamtmarkt) die beliebteste Antriebsklasse. Sieben der zehn meistverkauften waren reine Elektroautos, oder hatten zumindest einen Stecker. Einen Zusatz-Boom löste eine steuerliche Änderung zum Jahreswechsel aus.
Elektroautos: Für Südeuropäer sind sie zu teuer
Einen ähnlichen Effekt gab es in Spanien. Nachdem eine große Zahl von vorgezogenen Zulassungen vor einer Steuererhöhung die Zahlen für Ende 2021 aufgebläht hatten, schwächeln Stromer dort nun aber wieder. Insgesamt verlor der spanische Automarkt im vergangenen Jahr 6,2 Prozent an Neuzulassungen. Ohne einen deutlichen Zuwachs bei den Flottenfahrzeugen wäre der Rückgang noch deutlicher ausgefallen: die Privatverkäufe gingen um fast 15 Prozent zurück.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
In anderen südeuropäischen Staaten wie Griechenland, Italien, Portugal oder Spanien gelang elektrifizierten Autos bislang kein Durchbruch. Das liegt an der oftmals mäßigen Infrastruktur, aber auch den hohen Preisen für Stromer – Kunden geben dort generell zumeist deutlich weniger für einen Neuwagen aus als in Österreich, Norwegen, Deutschland oder Frankreich. Möglicherweise bewirkt Teslas Preissenkung hier Bewegung in die Sache. (Patrick Solberg/press-inform)