Mercedes-Benz GLS: Sonderbare Patzer bei Wahl der Deutschen Umwelthilfe
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist berüchtigt für ihre Abmahnungen und Unterlassungen gegen Autoindustrie und Politik. Dem Mercedes-Benz GLS hat die DUH den zweifelhaften Preis „Goldener Geier“ verliehen. Ein paar Punkte an der Abstimmung sind aber irritierend.
- Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befindet sich schon länger auf Konfrontation mit der Autoindustrie
- Mercedes-Benz erhält Negativ-Auszeichnung der DUH für „ökologisch unsinnigsten SUV“
- Zur Auswahl standen auch Modelle von VW, Audi, BMW und Range Rover
Stuttgart – Mercedes-Benz hat mit seinem aktuellen SUV-Modell GLS den „Goldenen Geier“ der Deutschen Umwelthilfe „gewonnen“. Die verlieh dem SUV den Preis in der Negativ-Rubrik der „ökologisch unsinnigsten SUV“, wie bw24.de berichtet*. Bei der Entscheidung zwischen insgesamt fünf nominierten Fahrzeugen entschied sich etwa ein Drittel der laut DUH 18.000 Teilnehmer der Wahl für den Mercedes. Neben dem Mercedes-Benz GLS waren auch der Volkswagen Amarok Aventura, der Audi Q7 Plug-in-Hybrid, der BMW X7 und der Range Rover Sport SVR nominiert.
Die Umweltschützer kritisierten besonders die vermeintliche Leistung der AMG-Version von 634 PS (was allerdings nicht zutrifft, die aktuelle Generation leistet 612 PS) und das Leergewicht von rund 2,5 Tonnen. „Gerade die besonders großen Stadtgeländewagen sind extrem klimaschädlich und passen nicht in unsere Städte“, begründete der Verein. Bereits auf dem Prüfstand verbrauche der Mercedes-AMG GLS 11,9 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Der CO2-Ausstoß sei mehr als dreimal so hoch wie der aktuelle EU-Flottengrenzwert für Neufahrzeuge. Auch das ist nicht richtig. Der EU-Flottengrenzwert für CO2 liegt bei 95 g/km, dreimal so viel wären 285 g/km. Aber der Mercedes-AMG GLS stößt 273 g/km aus. (SUV: BMW X1 xDrive25e – Beim Verbrauch schlägt der Münchner über die Stränge).
Mercedes-Benz GLS: Deutsche Umwelthilfe will solche SUV „aus der Modellpolitk nehmen“
„Die Hersteller propagieren mit dicken Werbebudgets diese Klimakiller als angeblich unverzichtbar für den ‚Urban Lifestyle‘“, erklärt DUH-Vizegeschäftsführerin Barbara Metz. „Wir fordern Daimler auf, das SUV-Wettrüsten mit Modellen wie dem GLS sofort zu beenden und die irreführenden Werbeaussagen zu unterlassen.“ Metz fordert außerdem „ein Verbot oder eine Zulassungssteuer von mehreren zehntausend Euro bei Erstregistrierung oder Ummeldung von besonders klimaschädlichen Fahrzeugen“ und spricht sich gegen größere Parkplätze in Innenstädten aus.
Die Forderungen der DUH sind insgesamt sehr scharf, ihre Politik gegen die Autoindustrie aggressiv. Hier die konkreten Forderungen für einen „Stopp der SUV-Flut“ in der Übersicht:
- Zulassungssteuer von mehreren zehntausend Euro
- CO2-basierte Reform der Kfz-Steuer mit Bonus-/Malus-Ausgestaltung und hoher exponenziell steigender Besteuerung nach CO2-Ausstoß
- Abschaffung der Möglichkeit einer Dienstwagen-Zulassung von großen SUV-Stadtgeländewagen und Pick-ups
- Keine innerstädtischen Parkmöglichkeiten für übergroße Monster-SUV und Pick-ups auf allen kommunalen Parkplätzen, Sonderparkplätze mit erhöhten Parkgebühren außerhalb der Innenstadt
Schon 2018 sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet über die DUH: „Das ist ein klassischer Abmahnverein, finanziert von einem ausländischen Autokonzern, der die deutsche Autoindustrie schwächen will“, und bezog sich damit auf die Förderung der Organisation durch den japanischen Autohersteller Toyota. Allerdings macht die Förderung durch den Autoriesen weniger als ein Prozent der Finanzierung der DUH aus. Ihr hier die Neutralität abzusprechen, wäre unfair. Anders sieht es bei der Kompetenz aus: So behauptet die DUH, der Mercedes-Benz GLS müsse seine „Räder einklappen“, um durch eine Waschstraße zu passen. Richtig ist: Der GLS verfügt über einen Waschstraßen-Assistenten, der unter anderem die Spiegel einklappt und per Luftfahrwerk das Fahrzeug anhebt. Wegen der Achsgeometrie ändern sich dabei die Spurweiten leicht. (SUV: Sylvester Stallone verkauft seinen Cadillac Escalade – der Preis ist allerdings happig)
Mercedes-Benz GLS: Deutsche Umwelthilfe macht Symbolpolitik oder ist unwissend
Auch bei der Bebilderung der Kandidaten ging einiges schief. Statt eines Range Rover Sport SVR zeigt die DUH das Bild eines „normalen“ Range Rover und damit einer gänzlich anderen Baureihe. Das Bild des Audi Q7 zeigt ein Vor-Facelift-Exemplar, beim GLS ist es sogar ein Modell der letzten Generation. Im inzwischen nicht mehr als Neuwagen konfigurierbaren Volkswagen Amarok Aventura (ebenfalls nominiert) arbeitet zudem derselbe V6-TDI-Motor, der auch für andere Amarok-Varianten verfügbar ist. Die „Aventura“-Version verfügt lediglich über ein paar Exterieur-Details wie beispielsweise verchromte Schwellerrohre. Diese Ausstattungsvariante aufgrund ihrer Erscheinung zu nominieren ist also entweder Symbolpolitik oder schlicht Unwissenheit.
Die Stimmabgabe der Umfrage auf der Webseite der DUH war ebenfalls nicht vor Dubletten gefeit. Zur Stimmabgabe reichte nämlich die Angabe eines Namens und einer E-Mail-Adresse. Mit Wegwerf-E-Mail-Adressen wäre die Abstimmung also problemlos in eine bestimmte Richtung lenkbar gewesen. Und Anbieter von Wegwerf-E-Mail-Adressen gibt es bekanntlich zuhauf.
Mercedes-Benz wollte sich gegenüber 24auto.de zu dem Negativ-Preis nicht äußern. Offiziell entgegengenommen hat man den „Goldenen Geier“ bei Daimler aber wohl nicht. Dem Vernehmen nach musste die Deutsche Umwelthilfe ihren Preis an der Pforte beim Werksschutz abgeben. (Mit Material von AFP) *bw24.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks