Dacia Spring: Billig-E-Auto vielleicht sogar zu teuer – steckt ein Trick dahinter?
Kein anderes Elektro-Auto auf dem deutschen Markt ist so günstig zu haben wie der Dacia Spring. Warum meckern dann manche Kunden und Politiker trotzdem über den Preis?
Boulogne-Billancourt (Frankreich) – Nun doch ein Elektroauto? Bei dem Preis des Dacia Spring aus dem Renault-Konzern wollte so mancher Autokäufer schwach werden, der den Akku-Mobilen noch nicht so richtig traut. 17.000 Euro kostete der kleine Stromer bei seinem Erstaufschlag in Frankreich, minus netto 9.000 Euro Elektroprämie: Da müsste man in Deutschland doch so zwischen 7.000 und 8.000 Euro landen, oder? Oder eben nicht: Denn als Dacia den deutschen Listenpreis verkündete, schluckte mancher der schlauen Rechner. Knapp 20.500 Euro kostet er nun hierzulande vor Förderung, 3.500 Euro mehr als in Frankreich. (Dacia Sandero TCe 90 im Test: So viel Auto gibt’s für so wenig Geld)
Dacia Spring: Billig-E-Auto vielleicht sogar zu teuer – steckt ein Trick dahinter?
Schnell keimte ein unschöner Verdacht: Ist das Preisplus ein Trick, um den deutschen Steuerzahler für die Subvention zur Kasse zur bitten – ohne dass der Renault-Konzern selbst seinen Beitrag leisten muss? Denn 6.000 Euro „Innovationsprämie“ zahlt der Staat nur, wenn der Hersteller auch 3.000 Euro Rabatt auf den Nettolistenpreis gibt. Macht brutto etwa 3.570 Euro. Voilà, ungefähr der Deutschland-Zuschlag. Nur ein Zufall? (Mercedes EQA: Darum muss man im Elektro-SUV aus Stuttgart kaum noch bremsen)

Schnell erschienen auf Dacias Facebook-Seite mürrische Kommentare, manch interessierter Kunde erklärte, wieder abzuspringen. Sogar die Politik meldete sich zu Wort. „Das ist ein Vertrauensbruch“, ließ sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Mathias Stein im Spiegel zitieren, für die staatliche Milliarden-Unterstützung der Automobilindustrie erwarte man im Gegenzug „keine Taschenspielertricks“. Dacia dagegen kann die Aufregung nicht nachvollziehen; schließlich sei der Wagen unter dem Strich in Deutschland immer noch günstiger als in Frankreich. Und tatsächlich hat natürlich jeder Anbieter das Recht, den Preis in jedem Land nach Belieben zu gestalten – eine Lücke in der Elektroprämie, durch die womöglich bald noch mehr Autohersteller steuern. (Bevorstehendes Verbrenner-Verbot? Mehrheit der Deutschen lehnt Grünen-Forderung ab)
Dacia Spring: Deutscher Listenpreis teurer – wird der Steuerzahler ausgetrickst?
Letztendlich ist für den Kunden aber entscheidend, wie viel ihn sein Auto kostet. Und da ist der Dacia Spring mit 10.920 Euro nach Förderung nun mal das günstigste vollwertige Akku-Auto. Ob das in China gebaute Mini-SUV aber noch als echtes Schnäppchen durchgeht, muss jeder Interessent selber entscheiden. Für nur wenig mehr gibt’s schließlich auch einen VW. Zwar ist der Erfolgs-Stromer VW e-up! bereits ausverkauft, aber der Nachfolger ID.1 wird 2023 ein hochmoderner Cityflitzer mit Premium-Image. Auch andere Hersteller aus Asien und Europa werden in ein, zwei Jahren attraktive E-Minis anbieten. Und die Elektroprämie gibt’s dann immer noch.