Dachzelte: Camping auf dem Autodach – wie damals beim Trabi

Seit Corona die Reisegewohnheiten der Deutschen dramatisch verändert hat, entdecken immer mehr Autofahrer das Dachzelt als Urlaubsquartier. Längst nicht so komfortabel wie ein Wohnmobil, aber dafür auch deutlich billiger.
- Das Campen auf dem Autodach hat schon eine lange Tradition
- Neben dem freien Markt gibt es auch Angebote direkt vom Autohersteller
- Großer Unterschied zwischen dynamischer und statischer Dachlast
München – Der Trabi hat‘s einst vorgemacht. Ein Zelt auf dem Dach als Zubehör machte ihn quasi zum Wohnmobil über Nacht. „Pension Sachsenruh“ war der liebevolle Kosename für ein Dachzelt, mit dem die DDR-Bürger oft und intensiv auf Reisen gingen.

Heute erfreut sich das Camping auf dem Autodach wachsender Beliebtheit, sagt Dag Rogge. Mit seiner Agentur APS organisiert er weltweite Abenteuertouren auf vier Rädern. Und seit Corona die Reisepläne der Deutschen ordentlich durcheinandergewirbelt hat, erst recht, sagt Rogge. Zum Boom für Outdoor-Aktivitäten kommt jetzt noch der Run aufs Camping. (Hybridfahrzeug bei Tchibo: Kaffeeröster hat kurioses Urlaubsgefährt im Angebot)
Dachzelte: Günstigere Alternative zum Caravan und Wohnmobil
Ein Dachzelt kann dabei eine echte Alternative zu Wohnwagen oder Wohnmobil sein. Erstens kostet es nur einen Bruchteil, zweitens kann es mit nahezu jedem Fahrzeugtypen kombiniert werden. Und drittens ist es nach dem Urlaub schnell wieder demontiert und in der Garage verschwunden.
Das Angebot ist groß, ebenso die Preisspanne. Und neben unterschiedlichen Arten der Montage mit aufblasbaren Stützen, Schnappmechanismen oder Gestängen zum Kurbeln gibt es zahlreiche verschiedene Formate, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigen-Vereinigung KÜS. Montiert werden sie alle wie ein Dachgepäckträger oder eine Skibox in den entsprechenden Aufnahmepunkten des Wagens. (Urlaub mit dem Auto: Diese kuriosen Dinge müssen in diesen Ländern an Bord sein)
Dachzelte: Wo bekomme ich passende Varianten her?
Wer dabei ganz sichergehen will, dass Zelt und Auto zusammenpassen, kann ein Dachzelt nicht nur beim Outdoor-Ausrüster bestellen, sondern auch beim Autohändler. Vor allem für ihre Geländewagen bieten viele Hersteller entsprechendes Zubehör an.
So hat Mitsubishi für den Pick-up L200 ein Dachzelt vorgestellt, das für rund 3.500 Euro zwei Etagen bietet: Nachdem die Stützschläuche mit einer Pumpe binnen weniger Minuten aufgeblasen sind, spannt sich laut Hersteller über das Autodach der Schlafbereich und auf der Pritsche entsteht eine Art Wohnzimmer.

Wer den neuen Land Rover Defender bestellt, kann nicht nur ab Werk eine in der Flanke integrierte Klappleiter ordern, mit der er dem Geländewagen aufs Dach steigen kann. Die Briten bieten laut Pressesprecher Michael Küster für knapp 4.000 Euro zudem ein geräumiges Zelt an. Das wird per Kurbel aus einer auf der Reling montierten Transportkiste geleiert. Und selbst im Zubehörprogramm für den Mini Countryman wird man fündig. (Vignette im Urlaub: Wer sie vergisst, muss richtig blechen)

Dachzelte: Campen bleibt nur auf Campingplätzen erlaubt
Für Autocamper mit Dachzelt gelten im Grunde die gleichen Regeln wie für Wohnmobile und Wohnwagen: Man darf es nicht uneingeschränkt nutzen und einfach überall damit stehen bleiben. Campen, so schreibt es der ADAC, ist in Deutschland nur auf Campingplätzen erlaubt. Doch „zur Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit“ dürfe man überall dort parken, wo es die Verkehrsregeln erlauben – und dann auch die Schlafmöglichkeiten im oder auf dem Wagen nutzen. (Auto im Urlaub gestohlen? So gehen Sie jetzt Schritt für Schritt vor)
Große Installationen ums Fahrzeug herum, also etwa Kochstellen oder Campingliegen, sind aber tabu. „Oder man fragt einfach einen Bauern und stellt sich auf Privatgrund“, rät Rogge: „Wer nett ‚bitte‘ sagt und seine Hinterlassenschaften wieder mitnimmt, findet so in der Regel schnell einen Stellplatz.“
Dachzelte: Wie viel kann das Autodach tragen?
Daneben ist beim Dachzelt die Dachlast des Fahrzeugs zu beachten. Von Werten, die üblicherweise weit unter 100 Kilo lägen, dürfe man sich allerdings nicht abschrecken lassen, so Rogge. Es gelte, zwischen der dynamischen und der statischen Dachlast zu unterscheiden. Beim Fahren ist sie viel geringer, weil das hohe Gewicht so weit oben den Schwerpunkt und damit die Straßenlage des Autos beeinflusst. (Mit dem Auto in den Urlaub? Diese fünf Dinge sollten Sie unbedingt dabeihaben)
Im Stand dagegen geht es ja darum, wie viel Gewicht die Karosserie ohne Schaden tragen kann. „Und das reicht in der Regel locker für das Zelt und zwei Schläfer. Erst recht bei Geländewagen, die dafür häufig ein verstärktes Dach haben“, betont Rogge. (Mit Material der dpa)