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Bugatti Divo im „Marienkäfer“-Look: 1.600 Rauten bringen Designer an Rand der Verzweiflung

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Ein ganz besonderer Kundenwunsch ließ die Bugatti-Design-Abteilung schon ans Aufgeben denken. Doch dann wurde der Divo im „Marienkäfer“-Look doch noch Wirklichkeit.

Molsheim – Es ist ja nicht so, dass ein Bugatti Chiron ein Allerweltsauto ist – doch ein Bugatti Divo ist noch mal eine Nummer exklusiver: Nur 40 Exemplare davon werden gebaut. Und wenn man schon mal knapp sechs Millionen Euro (Basispreis inklusive Steuern) für so ein Auto ausgibt, dann kann man der Supersportwagen-Schmiede Bugatti auch mal ein bisschen mehr abverlangen in Sachen Individualisierung – dachte sich nun ein Kunde aus den USA. Der Mann hatte eine ganz spezielle Vorstellung davon, wie sein Bugatti Divo einmal aussehen soll – und brachte die Design-Abteilung des Autobauers mit Sitz im französischen Molsheim damit an den Rande der Verzweiflung. Doch am Ende wurde der Bugatti Divo „Lady Bug“ (auf Deutsch: „Marienkäfer“) mit seinen 1.600 Rauten tatsächlich Wirklichkeit. (Bugatti Divo: Basiert zwar auf dem Chiron, ist aber weniger ...)

Der Bugatti Divo Lady Bug
Der Bugatti Divo „Lady Bug“ – dieser „Marienkäfer“ brachte die Designer an den Rand der Verzweiflung. © Bugatti/Ted Seven

„Marienkäfer“-Divo: 1.600 Rauten bringen Bugatti-Designer an Rand der Verzweiflung

Der Bugatti Divo ist eine auf 40 Exemplare limitierte Sonderserie des Bugatti Chiron. Auch in der Kleinstserie werkelt der gewaltige 16-Zylinder-Motor mit 1.500 PS – allerdings hat der Divo eine andere Abstimmung. Er ist mehr auf Rennstrecke getrimmt – und sogar „langsamer“ als der Chiron, was die absolute Höchstgeschwindigkeit angeht. Statt 420 km/h Spitze schafft der Divo „nur“ Tempo 380. Optisch unterscheidet sich der Divo allerdings deutlich vom Chiron – auch wenn die Basis natürlich durchschimmert. Vor allem die Heckleuchten des Divo, die aus vielen skulpturalen Einzelelementen bestehen, sind ein echter Hingucker.

Aber all das machte einem Käufer aus den USA den Bugatti Divo noch nicht speziell genug. Dass Kunden, die mehrere Millionen Euro für ein Auto auf den Tisch legen, andere Ansprüche haben als Kleinwagen-Käufer, ist naheliegend. Doch der Amerikaner stellte die die Nerven der Bugatti-Designer auf eine harte Probe: Für seinen Divo wünschte er sich ein streng geometrisches Raster von rautenförmigen Diamanten in einem speziellen Farbkontrast. Fachausdruck: ein geometrisch-dynamisches, algorithmisches Ausblendmuster. Klingt kompliziert – und genau das war es auch. (YouTuber „entpackt“ 5-Millionen-Bugatti – doch die Zuschauer interessiert nur dieses Detail)

Zwei Männer arbeiten am Bugatti Divo Lady Bug.
1.600 Rauten verzieren den Bugatti Divo Lady Bug – alle mussten von Hand ausgerichtet werden. © Bugatti

Bugatti Divo Lady Bug – Komplexität und Schwierigkeitsgrad waren immens

Das Rautenmuster sollte von der Front des Fahrzeugs bis ans Heck verlaufen. Doch damit nicht genug: Der Kunde, ein begeisterter und vermögender Autosammler, hatte auch einen speziellen Farbkontrast im Kopf. Dafür wurden von Bugatti gemeinsam mit ihm sogar spezielle Farbtöne entwickelt: die Sonderfarben „Customer Special Red“ und „Graphite“ – metallische Töne –, die den Effekt kontrastieren sollten.

Die Komplexität des Projekts beschäftigte Bugatti laut eigenen Aussagen eineinhalb Jahre. Niemand habe vor Projektbeginn damit gerechnet, „dass es derart komplex und schwierig sein wird, die Rauten präzise und genauestens definiert auf die Karosserie zu lackieren.“ Das Problem: Die digitalen Muster im CAD-Programm haben nur wenig mit der Realität zu tun. Auf der dreidimensionalen Oberfläche verzerrten sich die Rauten des 2D-Drucks. Daher mussten sie digital angepasst werden. Schon ein Millimeter Differenz reichte aus, um den Gesamteindruck der Optik zu zerstören. Wochen vergingen allein, bis die Berechnungen per Software und die Realität des Diamantenmusters mit den rund 1.600 Rauten ohne Verzerrungen übereinstimmen. (Bugatti Chiron: YouTuber holt sich Leasing-Angebot – „Das ist verrückt“)

Blaue Rauten kleben auf dem Bugatti Divo Lady Bug.
Das streng geometrische Rautenmuster entpuppte sich in der Umsetzung als extrem komplex. © Bugatti

Bugatti Divo Lady Bug: 1.600 Rauten überprüft und teilweise neu ausgerichtet

Nachdem die Diamanten mittels einer Transferfolie auf die Karosserie übertragen wurden, musste jede einzelne der rund 1.600 Rauten überprüft und teilweise neu ausgerichtet werden. Zunächst wurde der Prozess an einem Versuchsfahrzeug trainiert. „Bei dieser diffizilen Arbeit musste jeder Griff sitzen, deshalb haben wir entschieden, vor der finalen Arbeit einen weiteren Probedurchlauf zu starten. Denn beim Kundenfahrzeug konnte es nur einen Versuch geben. Und der musste fehlerfrei erfolgen“, erklärt Dirk Hinze, Experte für Individualumfänge und Oberflächen bei Bugatti. Und auch der eigentliche Lackiervorgang gestaltete sich alles andere als einfach: „Die Herausforderung des Lackierprozesses bestand insbesondere darin, die sorgfältig aufgebrachte Struktur nicht zu beschädigen.“ (Teurer Valentinstag: Ehemann schenkt seiner Frau Bugatti für über 3 Millionen Euro – in Rosa und Weiß)

Ein Seitenteil des Bugatti Divo Lady Bug wird lackiert.
Beim Lackieren war besondere Sorgfalt gefragt, um die aufwendig aufgebrachte Struktur nicht zu beschädigen. © Bugatti

Bugatti Divo Lady Bug: Designer waren beim „Marienkäfer“ kurz davor aufzugeben

Die Schwierigkeit, eine 2D-Grafik auf eine 3D-Skulptur aufzubringen, brachte die Bugatti-Designer offenbar an den Rand der Verzweiflung. Durch die Probleme „waren wir nach mehreren gescheiterten Ideen und Versuchen der Aufbringung der Diamanten einmal kurz davor aufzugeben und zu sagen: ‚Wir können den Kundenwunsch nicht umsetzen‘“, gesteht Jörg Grumer, Head of Colour & Trim bei Bugatti Design. Doch am Ende biss man sich durch. Der US-Kunde dankte es dem Team: „Das Automobil ist nicht nur ein unvergleichbares Meister- und Kunstwerk, sondern auch das komplexeste und am besten entwickelte Fahrzeug, das ich je besessen habe, und somit der Höhepunkt meiner bisherigen Sammlung.“ Wie viel er am Ende für seinen Bugatti Divo über den Basispreis von knapp sechs Millionen Euro hinaus bezahlt hat, ist nicht bekannt.

Auf ihre Arbeit können die Bugatti-Designer nun mächtig stolz sein, doch vor einer Sache dürften sie zittern: Dass der Besitzer mit dem Bugatti Divo Lady Bug einen Unfall hat. Denn das „Marienkäfer“-Muster zu reparieren dürfte ähnlich kompliziert wie dessen Entwicklungsprozess sein. Aber zum Glück handelt es sich in diesem Fall um einen Sammler und der dürfte wohl kaum mit seinem „Marienkäfer“ über die Nürburgring-Nordschleife donnern.

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