BMW iDrive: iX und i4 künftig ohne Tastendruck – Bediensystem OS 8 funktioniert völlig anders
BMW macht sein Bediensystem iDrive fit für die Zukunft. Das Update auf BMW OS 8 für die Modelle iX und i4 ist ein Abschied auf Raten. Ein beliebtes Element bleibt jedoch erhalten.
München – Nach dem letzten großen Update seines Bediensystems BMW iDrive im Herbst 2020 (BMW OS 7) geht der bayerische Autohersteller BMW nun den nächsten großen Schritt: Die neue iDrive-Generation basiert auf dem „Operating System 8“ – und bietet eine generalüberholte Nutzeroberfläche, die eine verbesserte Interaktion zwischen Auto und Fahrer verspricht. Letzterer wird dabei mehr und mehr zum „Benutzer“. Hinsichtlich rasanten technologischen Veränderung hin zum autonomen Fahren klingt dies nach einer logischen Weiterentwicklung.

Laut BMW wird das OS 8 noch 2021 im Elektro-SUV BMW iX ausgerollt. Im Anschluss folgt das im Herbst dieses Jahres startende vollelektrische Coupé BMW i4. Danach wird das neue Bediensystem nach und nach als Standard in allen Fahrzeugklassen etabliert. Mit der neuen Software-Version haben die Münchner auch die physischen Bedienelemente reduziert – nach eigenen Angaben um das Zusammenspiel von Mensch und Maschine smarter zu gestalten. Wir haben uns angesehen, was das konkret bedeutet. (BMW-Boss Oliver Zipse sagt Elon Musk knallhart den Kampf an: „Es wird nicht einfach für Tesla“)
BMW iDrive: iX und i4 künftig ohne Tastendruck – Bediensystem OS 8 funktioniert völlig anders
Das umfassend erneuerte BMW iDrive bedeutet mehr Sprachbedienung, weniger Knöpfe – aber weiterhin einen Dreh-Drück-Steller als zentrales Bedieninstrument: Der bei den Kunden beliebte „iDrive“-Knopf in der Mittelkonsole, mit dem BMW vor rund 20 Jahren die Infotainment-Steuerung im Auto revolutionierte, bleibt auch zukünftig erhalten. Allerdings sind viele Funktionen nun auch alternativ über die Sprachsteuerung bedienbar, die als sogenannter „Intelligent Personal Assistent“ fungiert. Im Gegenzug nimmt die Zahl der klassischen Tasten und Schalter im BMW-Cockpit deutlich ab. Selbst die Klimaanlage verfügt nicht mehr über drückbare Knöpfe. (VW Power Day: Volkswagen kopiert Tesla – auch Fabriken sollen wie bei Elon Musk heißen)

Ein drittes zentrales Element des neuen BMW OS 8 ist zugleich die optisch auffälligste Neuerung: Der große konkave Touchscreen, der sich vom Instrumentenbrett bis hinein in die Mittelkonsole zieht. Die Darstellung auf dem Curved Display, das hauptsächlich zum Fahrer hin ausgerichtet ist, lässt sich natürlich personalisieren. Der neue Bildschirm des BMW-iDrive-Systems besteht aus zwei hochauflösenden Bereichen: Einem Informations-Display mit 12,3-Zoll-Diagonale hinter dem Lenkrad – und einem Kontroll-Display (14,9 Zoll), das sich rechts daneben befindet. Für die Internet-Verbindung zur Außenwelt sorgt ein 5G-Modul. So sind jederzeit Over-the-Air-Updates möglich, bei denen sich die Autos von alleine auf den neuesten Stand bringen.
Neues BMW iDrive: iX und i4 künftig ohne Tastendruck – Dreiklang der Displays
Darüber hinaus hat BMW auch sein Head-up-Display generalüberholt – und mit einer Benutzeroberfläche ausgestattet, die zum neuen iDrive-Design passt. Es wurde bündig und ohne Rahmen in die Fläche der Instrumententafel eingearbeitet. Dadurch soll es für den Fahrer physisch quasi unsichtbar wirken. (Mercedes-Benz EQS: „MBUX Hyperscreen“ – neues Video zeigt Riesen-Display)

Die Aufgabenverteilung der verschiedenen Displays hat BMW nach einem Prinzip gestaltet, das die Entwickler des Autobauers „Act-Locate-Inform“ nennen. Es funktioniert wie folgt: Konkrete Handlungshinweise („Act“) werden unmittelbar auf dem Head-up-Display angezeigt. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Fahrspurempfehlungen bei aktiviertem Navigationssystem oder die Entfernung zur nächsten Kreuzung. Zur Orientierung („Locate“) wird auf dem Kontroll-Bildschirm hinter dem Steuer ein detaillierter Kartenausschnitt eingeblendet. Der rechte Bereich des Curved Displays von BMW liefert Fahrer und Beifahrer mittels einer größeren Karte den Gesamtüberblick („Inform“). (BMW M3/M4 im Test: Optisch umstritten – dafür bei der Fahrdynamik grandios)
Neues BMW iDrive: „My Modes“ – individuelles Fahrerlebnis gewinnt an Bedeutung
Neu im BMW iDrive sind auch die „My Modes“. Diese ersetzen die bisherigen klassischen Fahrmodi – und sollen laut der bayerischen Autobauer ein „ganzheitliches Fahrerlebnis“ vermitteln. Hierzu werden je nach individueller Auswahl bis zu zehn unterschiedliche Stellschrauben des Fahrzeugs zusammengefasst und aufeinander abgestimmt. Das betrifft Parameter und Funktionen wie Antriebs- und Getriebesteuerung, Lenkcharakteristik und Fahrwerkseinstellungen – aber auch Layout und Farbton der Anzeigen, das Ambiente-Licht oder sich verändernde Motorsounds. (BMW 440i xDrive Cabrio im Test: Mit Mega-Niere – doch es gibt ein Comeback zu feiern)
In der ersten Version des Operating System 8 stehen zunächst drei „My Modes“ zur Verfügung: „Efficient“, „Sport“ und „Personal“. Im Rahmen der Weiterentwicklung von BMW iDrive werden weitere Modi mit zusätzlichen Funktionen hinzukommen. Das werden auch Modi sein, die nicht mehr primär auf den Fahrer oder die eigentliche Fahraufgabe ausgelegt sind. (BMW-Chefdesigner van Hooydonk zu massiver Kritik: Kommentare „können ziemlich brutal sein“)
Neues BMW iDrive: Zuerst in iX und i4 – Vorbereitung auf autonomes Fahren
Das neue BMW iDrive erlaubt auch die Integration der Apps von Drittanbietern. So können die Nutzer zwischen den Infotainment-Angeboten des Autoherstellers und beispielsweise Inhalten von Apple Car Play oder Google Android Auto hin und her wechseln. Die Applikationen sollen dabei ähnlich einfach angezeigt werden wie auf einem Smartphone. (Apple iCar soll 120.000 Euro kosten – sieht so das Ende der deutschen Autoindustrie aus?)

Vom neuen BMW iDrive verspricht sich der Konzern eine intuitivere und flüssigere Bedienbarkeit. Vor allem die Sprachsteuerung soll für Erleichterung und mehr Entspannung an Bord sorgen. Die Stoßrichtung scheint dabei klar: Letztlich bereiten die Bayern damit die Einführung autonomer Fahrfunktionen vor, bei denen sich der Fahrer nicht mehr nur auf die Fahrzeugführung konzentrieren muss – sondern an Bord arbeiten oder sich unterhalten lassen kann. (Mit Material von SP-X)