1. 24auto
  2. News

BMWs Autopilot im Test: So gut funktioniert er in den USA – warum nicht in Deutschland?

Erstellt:

Von: Marcus Efler

Kommentare

Die neue 7er-Reihe von BMW fährt bei jedem Tempo autonom über amerikanische Highways. Eine deutliche Entlastung für den Fahrer – der nur eines beachten muss.

Lange Zeit sah es so aus, als könne Tesla nicht nur beim elektrischen, sondern auch beim autonomen Fahren die etablierte Konkurrenz abhängen. Doch die Texaner bekommen die Probleme ihres FSD-Systems („Full Self Driving“) nicht wirklich in den Griff, immer wieder kommt es zu ungeklärten Unfällen, die juristischen Ärger nach sich ziehen. Ein Grund dafür ist, dass manche Fahrer derartige Systeme fälschlicherweise für vollwertige Autopiloten halten und die Kontrolle komplett abgeben.

Mittlerweile haben deutsche Hersteller den Elektroauto-Pionier beim Thema Autopilot abgehängt – zumindest dort, wo Fahrer ihn am besten brauchen können, nämlich auf monotonen Autobahn-Etappen. Als erste und bislang einzige Automarke darf Mercedes den Käufern von EQS und der S-Klasse eine Autonomie-Funktion nach Level 3 anbieten: Die Möglichkeit, das Auto bis Tempo 60 völlig selbständig fahren zu lassen (die UNO empfiehlt bereits Tempo 130). Ganz legal darf man sich derweil anderen Dingen widmen, etwa einen Film auf dem Tablet gucken.

BMWs Autopilot im Test: So gut funktioniert er in den USA – warum nicht in Deutschland?

BMW i7, fahrend von vorn
Hinter der mächtigen Niere des BMW i7 verbergen sich Sensoren für die Autonomie-Funktionen. © Daniel Kraus/BMW

Derartiges plant auch BMW für seine neue 7er-Reihe. Doch der Zulassungsprozess ist überaus aufwändig: Der Hersteller muss nachweisen, dass sein System sicherer unterwegs ist als ein menschlicher Fahrer. Auf dem Weg dorthin bietet BMW daher einen Zwischenschritt an – und nennt ihn Level 2+.

Das funktioniert bei jedem Tempo, ist allerdings in Deutschland ebenfalls noch nicht erlaubt. Auf den Highways in den USA kommt diese Art des autonomen Fahrens aber bereits zum Einsatz. Dort hatte 24auto.de auch die Möglichkeit zu einer Testfahrt.

Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Wie von deutschen Herstellern gewohnt, geht BMW die Sache sehr vorsichtig an. Zuerst muss der Fahrer den Tempomat mit Abstands-Radar aktivieren, dazu die automatische Spurhaltung, aber vorerst noch ein paar Meter selber lenken. Erkennt das Fahrzeug dann eine Strecke, die sich für das autonome Fahren eignet, signalisiert es seine Bereitschaft. Mit einem weiteren Klick am Lenkrad aktiviert der Fahrer dann den Autopiloten.

BMWs Autopilot im Test: „Hands off“ geht, aber es gilt: Augen geradeaus!

Dann kann er „Hands off“ gehen, wie es im Entwickler-Jargon heißt: Also Hände vom Lenkrad nehmen, den Fuß vom Fahrpedal sowieso. Anders als gewohnt, ertönt nicht nach einigen Sekunden ein Warnton mit der Mahnung, wieder das Steuer zu ergreifen. Völlig selbständig rauscht der BMW i7 über die Fahrspur, bei jedem beliebigen Tempo, das der Fahrer am Lenkrad eingestellt hat, oder das Schilder vorgeben.

Nähert sich der Wagen einem Voraus-Fahrzeug, bremst er zuverlässig ab. Zum Überholen tippt der Fahrer an Blinkerhebel, vorzugsweise links. Ist die Nebenspur frei, zieht die Limousine rüber und beschleunigt auf das zuvor eingestellte Tempo.

Das alles funktioniert flüssig, reibungslos und sicher. Eines allerdings muss der Fahrer beachten: Er darf sich nicht von anderen Dingen ablenken lassen. „Eyes off“, wie es Level 3 ermöglicht, funktioniert mit Level 2+ eben nicht. Die Innenraumkamera überwacht, dass die Augen auf die Fahrbahn gerichtet sind. Ein kurzer Blick auf das Display der Mittelkonsole oder auch das Smartphone ist noch gestattet. Aber wer beispielsweise anfängt, einen Film zu gucken, wird wieder aufgefordert, das Lenkrad zu übernehmen.

Auf dem Weg zum fünften Stern: Alles rund um die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar finden Sie in unserem eMagazin – jetzt kostenlos sichern!

BMWs Autopilot im Test: So gut funktioniert er in den USA – warum nicht in Deutschland?

Trotzdem erweist sich das System als eine außerordentliche Entlastung für den Fahrer. Meilenweit fährt er so, entspannt zurückgelehnt, über den Highway. Dass er dabei auf die Straße sieht und Überholmanöver selber einleitet, schränkt den Nutzen kaum ein. Erst, wenn die Straße unübersichtlich wird, eventuell wegen fehlender Markierungen, oder an der Abfahrt muss der Mensch wieder übernehmen.

Ein Tesla bewältigt möglicherweise mehr Situationen selbständig. Der BMW aber vermittelt das Gefühl, das System komme nicht annähernd an seine Grenzen – oder in Situationen, die es überfordern. Schade nur, dass es hierzulande (noch) nicht zugelassen ist. Einen triftigen Grund dafür gibt es jedenfalls nicht.

Auch interessant

Kommentare