Blockiergebühr für E-Autos: EnBW sagt Dauerladern den Kampf an

Energieversorger EnBW führt für seinen Ladedienst eine Blockiergebühr ein. Wer nach dem eigentlichen Ladevorgang die Ladesäulen weiter besetzt, soll zahlen.
Karlsruhe – Der Energiedienstleister EnBW, einer der führenden Anbieter von Ladeinfrastruktur in Deutschland, führt ab November an seinen Ladepunkten eine Blockiergebühr ein. Das Unternehmen will seine öffentlichen Ladestationen für E-Autos nicht als Parkplätze verstanden wissen. Leider würden dies allerdings zu viele Fahrer von Elektro-Fahrzeugen gänzlich anders handhaben.
Blockiergebühr für E-Autos: EnBW sagt Dauerladern den Kampf an
Oftmals ist es Vergesslichkeit, manchmal aber auch Vorsatz oder pure Bequemlichkeit. Und umgeparkt wird längst nicht immer, um den Ladepunkt – wie es sich gehören würde – für andere Autos freizumachen. Die über die reine Ladezeit hinausgehende Verweildauer von Elektroautos an den Ladestationen nehme jedenfalls kontinuierlich zu – dies zeigten Analysen. (Tesla: Überschätzt sich Elon Musk? Er prophezeit gigantische Produktionszahlen)
Unter dem Slogan „mehr Fairness an der Ladesäule“ wirbt der Energiekonzern aus Baden-Württemberg um Verständnis für sein Vorgehen. Zu viele E-Auto-Besitzer könnten bisher die eigentlich vorhandene Infrastruktur in Form von freien Ladesäulen nicht oder zu selten nutzen. Zahlreiche negative Rückmeldungen verärgerter Kunden seien ein deutliches Anzeichen dafür, dass belegte, aber ungenutzte Ladestationen ein großer Aufreger seien. (So brennt ein Elektroauto – „5.000 Liter mehr Löschwasser“)

Blockiergebühr für E-Autos: Bessere Verfügbarkeit der Ladestationen als Ziel
Als „kundenorientierte Gegenmaßnahme“ will EnBW künftig eine Gebühr für das unnötige Blockieren von Ladestationen verlangen. Zum Tragen kommen solle diese nach einer Anschlusszeit von mehr als vier Stunden. Ziel sei es, so für eine wesentlich bessere Verfügbarkeit der mittlerweile bereits über 100.000 Ladepunkte im sogenannten „EnBW HyperNetz“ zu sorgen. („Tesla Battery Day“: Elon Musk verspricht Elektroauto zum Schnäppchenpreis)
„So wollen wir sicherstellen, dass E-Autofahrer*innen immer einen freien Ladepunkt in der Nähe finden. Als Deutschlands größter und bester E-Mobilitätsanbieter tragen wir hier eine besondere Verantwortung“, wird EnBW-Vertriebschef Timo Sillober zitiert. Gleichzeitig appelliert er an das solidarische Verhalten aller E-Auto-Fahrer, „Ladepunkte nach beendetem Ladevorgang wieder freizugegeben.“ Davon würden unterm Strich alle profitierten und damit zum Erfolg der Elektromobilität beitragen. (Mini-Elektro-Mobile für die Stadt: Sind diese Flitzer besser als Tesla?)

Blockiergebühr für E-Autos: Vier Stunden sind frei – das kostet es danach
Das Zeitfenster von zunächst vier Stunden, in denen keine Blockiergebühr fällig wird, ergibt sich aus unternehmenseigenen Analysen des Ladeverhaltens. Die Auswertungen hätten gezeigt, dass fast 95 Prozent aller Ladevorgänge schon nach rund drei Stunden beendet seien. Die vierte Stunde bleibe trotzdem kostenfrei, um den Nutzern ein Mehr an Flexibilität zu ermöglichen. (Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg: Bringen Umweltschützer das Großprojekt zu Fall?)
Ab der angebrochenen fünften Stunde jedoch greift zukünftig an den Säulen von EnBW die neue Blockiergebühr: Wer dann weiter vor einer EnBW-Ladesäule steht, muss 9,75 Cent pro zusätzlicher Minute zahlen (bei 16 Prozent Mehrwertsteuer; ab 2021 dann 10 Cent pro Minute bei 19 Prozent Mehrwertsteuer). Wer mit der Roaming-Karte eines anderen Anbieters lädt, auf den dürften noch höhere Kosten zukommen. Die maximale Tagesgebühr für das Blockieren einer Ladesäule wird allerdings auf 11,70 Euro (ab 2021 dann 12 Euro) je Ladevorgang begrenzt. Letzteres soll dazu dienen, dass vergessliche E-Auto-Fahrer nicht über Gebühr geschröpft werden. EnBW nennt das Ganze „Kosten-Airbag“. (Fiat 500e: Der Elektro-Stadtflitzer warnt mit einem ganz besonderen Sound)

Blockiergebühr für E-Autos: Für manche E-Autos wird Laden künftig teurer
Klar ist: Je mehr verschiedene Nutzer an den Ladestationen Energie tanken, desto mehr verdient der Versorger – sicherlich ein weiterer Grund, mehr Durchsatz an den Säulen zu schaffen. EnBW betont in seiner Mitteilung sicherheitshalber noch einmal gesondert, dass die Blockiergebühr „in Innenstädten für mehr Fairness unter E-Mobilist*innen“ sorgen werde. Nach Angaben des Unternehmens ändere die neue Gebühr die Ladekosten für Normalnutzer nicht: „Die Blockiergebühr fällt vor allem für diejenigen an, die die Ladesäulen als Parkraum nutzen.“ (VW Touareg R: Dieser Plug-in-Hybrid kommt mit einer Akku-Ladung nicht weit)
Konkret bedeutet dies jedoch auch: Ein Elektroauto wie zum Beispiel der BMW i3 (120 Ah) lässt sich im anvisierten Zeitfenster gerade noch komplett laden, ohne die Blockiergebühr berappen zu müssen. Bei E-Fahrzeugen mit größerer Batterie oder einem langsameren On-Board-Ladegerät sieht das allerdings schon anders aus. Mit einem Tesla Model 3 LR, einem Audi e-tron 55 oder älteren Modellen wie etwa einen Hyundai Kona Elektro (64 kWh) wird es dann teuer.