Elektroauto am Netz: Bord-Akku dient als Speicher und Kraftwerk
Bidirektionales Laden ermöglicht es, dass das Elektroauto sowohl Strom aufnimmt als auch abgibt. Bislang können das aber hauptsächlich japanische Modelle.
Die Elektromobilität ist immer weiter auf dem Vormarsch und spätestens mit dem Verbrenner-Verbot in der EU ab 2035 scheint ihr Siegeszug nicht mehr aufhaltbar. Zumal die Stromer nicht nur für die Umwelt gut sind, sondern teilweise auch die Stromrechnung senken können. Das Stichwort heißt hier: bidirektionales Laden.
Was zunächst einfach klingt, kommt mit einer Handvoll kryptischer Bezeichnungen wie V2H, V2G und V2L. Dabei handelt es sich jedoch nicht etwa um irgendwelche Formeln, sondern wichtige Kürzel im Zusammenhang mit der bidirektionalen Be- und Entladung der Antriebsakkus der Elektroautos.

Bidirektionales Laden: Elektroauto dient als Speicher und Kraftwerk
So steht V2H etwa für Vehicle-to-Home. Heißt: Das Haus wird bei Bedarf über die Wallbox mit im Elektroauto gespeichertem Strom versorgt. Das kann etwa dann der Fall sein, wenn Strom zu bestimmten Tageszeiten besonders teuer ist oder die Solarzellen auf dem Dach nicht genügend Energie liefern.
Auch im Falle eines Blackouts kann der Stromer dann als Notfallgenerator einspringen. In diesem Fall kann ein Elektroauto einen Drei-Personen-Haushalt mindestens drei Tage mit Storm versorgen, wie AutoBild berichtet. V2H hat zudem einen weiteren Vorteil: Zusammen mit einer Fotovoltaikanlage und einer stationären Batterie lässt sich selbstproduzierte Energie im Auto speichern, was für niedrigere Stromkosten sorgt.
Bidirektionales Laden: Elektroauto wird zur rollenden Powerbank
Ein ähnlicher Ansatz wird bei V2G (Vehivle-to-Grid) verfolgt. In diesem Fall wird das Elektroauto mit dem Stromnetz verbunden und als dezentraler Stromspeicher beziehungsweise Puffer genutzt. Energie, die von Fotovoltaikanlagen oder Windrädern zu viel produziert wird, kann dann dort zwischengespeichert werden und wird nachts oder bei Flaute wieder eingespeist. Abgeschaltete Windräder würden dann der Vergangenheit angehören.
Das Elektroauto kann jedoch auch einfach als rollende Powerbank genutzt werden. Das Ganze wird dann Vehicle-to-Load (V2L) bezeichnet. Mit dem richtigen Adapter kann dann beispielsweise das E-Bike am Auto geladen werden. Und auch die Stromversorgung des Wohnwagens wäre somit gesichert.
Bidirektionales Laden: Ford setzt auf Outdoor-Einsatz
Allerdings ist die Auswahl an Stromern, die bidirektionales Laden unterstützen, noch sehr begrenzt. Vor allem Fahrzeuge aus Japan, wie der Nissan Leaf oder der Mitusbishi i-MiEV, unterstützen die Funktion, auch das deutsche Solarauto Sono Sion soll sie bieten. Die Verbindung mit der Ladesäule erfolgt mit dem CHAdeMO-Stecker. „Die Japaner haben das vorangetrieben, weil dort die Angst vor Erdbeben verbreitet ist und das Auto im Ernstfall als Notstromaggregat funktionieren muss“, sagte Eduard Castaneda der AutoBild.
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Doch in Zukunft könnte das Angebot wachsen, da eine Initiative aus Autobauern, Netzbetreibern und Wallbox-Anbietern auf einheitliche Standards drängt. Eine praktische Lösung bietet da beispielsweise Ford: Für den Elektro-Pick-up F-150 Lightning gibt es für rund 1.200 US-Dollar (ca. 1.145 Euro) eine bidirektionale Ladebox. Diese setzt auf AC-Strom und ist vor allem für den Outdoor. und Baustelleneinsatz gedacht.
Bidirektionales Laden: Immer mehr Hersteller arbeiten an Funktion für Elektroautos
Hyundai Inoiq 5, Kia EV6, Honda-e und der MG Marvel R unterstützten ebenfalls bidirektionales Laden und das sogar über den in der EU etablieren CCS-Stecker. Es gibt jedoch kaum passende Wallboxen auf dem Markt. Auf Wunsch gibt es bei Hyundai zudem noch einen Adapter, mit dem man Pedelecs oder Musikanlagen an das Elektroauto anschließen kann.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Honda hat sich im November 2022 in einem Pilotprojekt als erster Hersteller in Europa als Netzstabilisator zertifizieren lassen. Die Stromer von Volkswagen und seinen Tochter-Marken sollen ebenfalls bald bidirektionales Laden unterstützen. Jedoch nur, wenn die große Batterie verbaut ist und ein entsprechendes Update installiert wird.