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Kuriose Bezeichnungen von Automodellen: Mit dem Panamera toppt Porsche alle anderen

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Modellbezeichnungen von Porsche, Mercedes-Benz, Audi und BMW
Aus der Bezeichnung eines Automodells lässt sich heute kaum noch auf die Motorisierung schließen. © Hersteller

Aus den Typenbezeichnungen einiger Automodelle lässt sich eigentlich gar nichts mehr rauslesen – denn sie werden immer länger und irreführender.

München – In den 1980er-Jahren machten viele europäische Autobauer noch abfällige Späße über die wilden Buchstabenkolonnen, die sich an den Heckdeckeln so mancher asiatischer Automobile befanden. Es waren weniger Namen wie Mazda 626, Mitsubishi Colt oder Hyundai Pony, sondern vielmehr die Ausstattungslinien oder Merkmale, die sich dem unkundigen Beobachter durch die Buchstaben am Kofferraumdeckel, in der Heckscheibe oder auf den Kotflügeln nicht erschlossen. Mit einem einfachen L für Luxus, GL für Grand Luxe, GT für Grand Touring oder i wie Injection war es nicht getan. Da standen SLX, GLX oder SSS etwa bei den sportlichen Modellen von Nissan.

Zudem wurde auf Ausstattungsdetails oder Motorspezifikationen hingewiesen. 16V, ABS, Airbag – wer nichts zu lesen hatte, schaute einfach auf das Heck des Vordermanns. Aus der Zahlenbezeichnung ließ sich allgemein der Hubraum ablesen und so gab es zwischen 1,2 und 5,0 allerlei Nummern, die Aufschluss über das Triebwerk selbst gaben – oftmals noch gepaart mit der Zahl der Zylinder. V4, V6, V8, V10 oder gar V12 – am besten noch mit dem Zusatz Turbo oder Kompressor waren es Insignien der Macht und Potenz auf den Straßen.

Die Heckaufschrift eines Mercedes-Benz S500
Früher werkelte in einem Mercedes S 500 ein V8 – heute ein schmaler Reihensechszylinder. © Mercedes-Benz

Kuriose Bezeichnungen von Automodellen: Den Vogel schießt ausgerechnet ein Porsche ab

Wie vieles in der Autoindustrie haben sich auch die Zeichen geändert. Die Buchstaben- und Zahlenkombinationen sorgen mittlerweile oft für mehr Verwirrung, als diese echte Erkenntnis über den Antrieb bringen. Dazu sind einige Modellbezeichnungen einfach zu lang, sodass man die Schriftgröße verkleinern musste, um diese auf den Heckdeckel oder ins Verkaufsprospekt zu bringen. Den Vogel schießt aktuell Porsche mit seinen teilelektrifizierten Modellen ab. Kann man die Bezeichnung Porsche Taycan Turbo S bei einem reinen Elektromodell noch gut finden, lässt einen die Nomenklatur des Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo in Länge und Kreativität beinahe fassungslos zurück. 40 Buchstaben, um ein Auto in seiner Modellart nebst Motorisierung und Karosserievariante zu beschreiben ist einfach zu viel des Guten. Ganz nebenbei ist in dieser Modellbezeichnung die Zahl der Zylinder (acht) die Bauart des Motors (V-Form) oder die Motorleistung (700 PS) gar nicht mehr zu erkennen. Immerhin handelt es sich im Gegensatz zum Taycan Turbo S um einen Verbrenner mit echtem Turbolader. (Porsche Taycan will in Einfahrt parken – doch dann gibt er Gas: „Das sieht teuer aus“)

Fahraufnahme eines Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo
König der kruden Modellbezeichnungen: der Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo. © Porsche / Daniel Wollstein

Kuriose Bezeichnungen von Automodellen: Unterschiedliche Motoren hinter demselben Kürzel

Andere Marken bekommen das kaum besser hin. Audi tauft den Plug-in-Hybriden seines Topmodells A8 selbstbewusst Audi A8 60 TFSIe quattro – als Langversion noch mit einem zusätzlichen L versehen. Gab es früher allein einen Buchstaben für Konkretisierung, ob es sich um einen Einspritzer oder einen Vergaser handelte, sind dafür in der Kombination mit einem Turbomotor nebst Plug-in-Hybrid-Modul bei den Ingolstädtern längst fünf Buchstaben nötig. Die einst so eingängigen Bezeichnung für den Hubraum und die Motorart wie etwa A6 Avant 3.0 TDI Quattro sind bei Audi und den meisten anderen Autoherstellern ebenfalls verschwunden. Denn der Audi A8 60 TFSIe quattro hat ebenso keine sechs Liter Hubraum wie der Audi Q8 55 TFSIe quattro keine 5,5 Liter hat. Beide schöpfen ihre üppigen Leistungen aus einem aufgeladenen V6-Triebwerk mit weniger als drei Litern Hubraum. Noch stimmungsvoller ist es mit dem Audi A7 55 TFSIe quattro. Wird der Audi Q8 mit derselben Nomenklatur von einem V6 mit knapp drei Litern angetrieben, befeuert A6 und A7 mit der identischen Motorbezeichnung ein zwei Liter großer Reihenvierzylinder. (Neue Audi-Typenschilder verwirren noch immer: Das steckt hinter den Bezeichnungen)

Das Heck eines Audi Q8 60 TFSIe quattro
Hinter der Modellbezeichnung 60 TFSIe quattro verbirgt sich beim Q8 etwas anderes als bei A6 und A7. © Audi

Kuriose Bezeichnungen von Automodellen: Der BMW 745 Le hat gar keine 4,5 Liter Hubraum

Bei BMW können nur Träumer glauben, dass im 330i wie einst ein drei Liter großer Reihensechszylinder steckt. Es müssen schmale zwei Liter Hubraum reichen und das hört man beim Betätigten des Starterknopfes auch allzu schnell, dass hier zwei Brennkammern nebst Volumen schmerzlich vermisst werden. Auch der BMW 745 Le hat weder acht Zylinder noch 4,5 Liter Hubraum, sondern einen Reihensechszylinder, der von einem Elektromotor zu Höchstleistungen gedrückt wird. BMW war dabei einer der ersten, der von der Hubraum-Nomenklatur zumindest in Einzelfällen abwich. Bereits der BMW 745i in den 1980er-Jahren hatte keine 4,5 Liter und auch keine acht Zylinder, sondern einen 3,2 Liter großen Reihensechszylinder, dem man den Turbofaktor 1,4 andichtete und so auf die 745i kam. Mercedes-Benz macht es längst nicht anders. Der Mercedes S 500 würde sich über fünf Liter Hubraum und acht Zylinder – mit oder ohne Aufladung – freuen. Doch hier arbeitet längst ein schmaler Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum. Nur der S 580 hat noch acht Brennkammern, aber ebenfalls nur vier Liter Hubraum. (Mercedes-Maybach GLS 600: So was gibt’s nicht mal in Bentley und Rolls-Royce)

Kuriose Bezeichnungen von Automodellen: Auch Volvo gibt sich mittlerweile rätselhaft

Ähnlich unterhaltsam geht es seit einigen Jahren bei Volvo zu. Einst war die Welt einfach und Volvo-typisch glaubwürdig aufgestellt. Neben der Modellbezeichnung gab es eine Motorbenennung – nebst entsprechender Bauart. So war ein Volvo S80 3.2 das Modell mit einem 3,2 Liter großen Sechszylinder. Wurde dieser über alle vier Räder angetrieben, wurde zusätzlich ein AWD am Heck genannt. Die kleineren Versionen trugen Bezeichnungen wie S60 2.4 – gab es einen Turbomotor, wurde ein schlichtes T angehängt und die besonders sportlichen Versionen trugen ein R. Der satt brabbelnde Volvo 850 R oder V70 R verzückte seine Besitzer ebenso wie das Topmodell des Volvo XC90 V8, der von einem besonders schmal bauenden Achtzylinder-Sauger aus dem Hause Yamaha angetrieben wurde – immerhin mit 315 PS. (Volvo sauer: Heico bietet Aufhebung des 180-km/h-Limits an – „nicht dazu autorisiert“)

Die Modellbezeichnung am Heck eines Volvo XC40 P8 Recharge
Auch Volvo verwirrt potenzielle Kunden: Was bitte ist ein P8 AWD Recharge? © Volvo

Doch dann wurde es bei den Schweden wild und unübersichtlich. Erst wurden die Motorvarianten in Leistungsstufen eingeteilt und so stand der Volvo XC60 D3 nicht mehr wie einst für die Zylinderzahl, sondern das D3 für die schwächste Version. Darüber rangierten D4, D5 und der etwaige D6. Die Leistungsstufen sind geblieben und so heißt ein Volvo XC60 in der ersten Leistungsstufe als Benziner mit seinen 145 kW (197 PS) XC60 B4. Der stärkere Bruder mit 250 PS B5 und das Topmodell mit dem 300 PS starken Allradler XC60 B6 AWD. Doch wer meint, dass die Dieselversionen analog D4, D5 oder D6 AWD heißen müssten, der irrt gewaltig: Auch die Selbstzünder tragen bei Volvo nunmehr ein B und nicht mehr das dieselnde D. So trägt der 197-PS-Basisdiesel im Mittelklasse-Crossover die Nomenklatur Volvo XC60 B4 – auf Wunsch sogar mit Allradantrieb und dem Anhang AWD. Handelt es sich um einen Plug-in-Hybriden bekommt er den Zusatz „P8 Recharge“.

Verstehen kann das kaum jemand und von Flensburg bis Oberammergau dürften selbst die Verkäufer in den Autohäusern über diese wirren Kreationen der Marketingabteilungen nur den Kopf schütteln, weil sie beim Kunden jede Menge Aufklärungsarbeit leisten müssen. Mal sehen, wie wild die Namen noch werden oder ob sich die Hersteller am Ende doch besinnen. Schließlich macht das Portfolio aus Diesel, Benziner, Elektroauto oder Plug-in-Hybrid das Ganze ohnehin schon kompliziert genug. (Von Stefan Grundhoff/press-inform)

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