VW stoppt Produktion: Ukraine-Krieg hat heftige Folgen für Hersteller und Autofahrer
Die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine werden immer stärker spürbar. Jetzt muss VW die Fertigung im Werk Zwickau zeitweise aussetzen.
Update vom 1. März 2022, 11:00 Uhr: Käufer von Elektroautos aus dem VW-Konzern, die ohnehin schon lange auf ihren neuen Stromer warten, müssen sich auf noch längere Lieferzeiten einstellen. Denn der Krieg in der Ukraine schlägt jetzt konkret auf das VW-Werk in Zwickau durch, wo beispielsweise der VW ID.4, der ID.5 und der Cupra Born gefertigt werden.
An vier Tagen werde in dieser Woche dort nicht produziert, wie ein Volkswagen-Sprecher mitteilte. Außerdem würden in der Gläsernen Manufaktur in Dresden die Produktion des ID.3 für drei Tage ausgesetzt. Grund für die Zwangspause sind fehlende Teile von Zulieferern aus der Ukraine. Laut dem „Handelsblatt“ geht es konkret um Kabelbäume, die in den Akku-Modellen verbaut werden. (Ukraine-Krieg: Volkswagen zeigt sich „tief betroffen“ – und schickt Hilfe)

In Zwickau entstehen normalerweise 1.200 Autos täglich. Wann die Produktion wieder hochgefahren werden kann, ist noch unklar.
Erstmeldung vom 25. Februar 2022, 15:55 Uhr: Kiew (Ukraine) – Der Überfall Russlands auf die Ukraine erschüttert die Welt. Noch sind hierzulande kaum Auswirkungen spürbar, aber das wird sich schnell ändern. Diese fünf Folgen für Autofahrer, Reisende und die deutsche Auto-Industrie wird der Konflikt in Ost-Europa haben.
- Kraftstoff wird teurer: Mit dem Beginn der russischen Invasion stieg der Rohöl-Preis auf den höchsten Wert seit 2014, die leichte Entspannung an der Preistafel der Tankstellen ist schon wieder Geschichte. Bald dürfte Preis für Benzin und Diesel neue Rekordwerte erreichen, zwei Euro pro Liter Super ist keine Utopie mehr. Generell bedeutet die Krise die Verknappung und damit auch die Verteuerung von Energie.
- Lieferzeiten für Neuwagen werden sich verlängern: Der Krieg in der Ukraine dürfte den Chipmangel der Autoindustrie weiter verschärfen – so ist das überfallene Land ein wichtiger Lieferant des für Halbleiter benötigten Rohstoffs Neon. Mit etwas Verzögerung dürfte das auf die Neuwagen-Produktion und damit die sowieso schon langen Lieferzeiten durchschlagen. (Lieferzeiten durch Chipmangel: Auf diese Autos warten Sie ewig)
- Die Aktienmärkte brechen ein: Jeder, der in Aktien, auch in Autowerte, investiert ist, spürt es schon direkt: Die Finanzmärkte gehen auf Tauchstation. Auch wenn ein großer Crash bislang ausblieb und sich die Märkte vom Minus am ersten Tag der Invasion wieder leicht erholt haben, sind die Aussichten derzeit alles andere als rosig. Das betrifft auch alle, die selber zwar keine Aktien besitzen, aber zur Ergänzung der künftigen Rente in eine Kapital-Lebensversicherung investieren: Denn diese sind über Fonds in vermeintlich sichere Firmen investiert. Die Rendite sinkt also. (Porsche bestätigt Pläne für Börsengang: Das würde sich für VW, Fans und Kunden ändern)
- Deutsche Firmen bangen: Große Unternehmen wie die Autohersteller befürchten Energie-Engpässe, Einschränkungen von Produktion und Handel sowie höhere Preise im Einkauf – aufgrund der Kampfhandlungen selber, aber auch als Folge der Sanktionen gegen Russland (und der bereits angekündigten Gegen-Sanktionen des Aggressors). Nach einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik schätzt fast die Hälfte seiner Mitglieder die Situation als hochbrisant ein.
- Tourismus kommt zum Erliegen: Viele in Deutschland lebende Ukrainer mit Familie dort vor Ort, die diese besuchen wollten – aber auch Urlauber, die mit dem Flugzeug anreisen und das Land per Mietwagen erkunden wollten: Sie alle können ihre Reisepläne wahrscheinlich ein- und die Koffer wieder auspacken. Viele Flüge, etwa der Lufthansa, sind bereits ausgesetzt. Flüge nach Fernost dauern länger, weil die Airlines den Luftraum der Ukraine umfliegen.

Für alle diese Folgen und Einschränkungen aber gilt: Gemessen an dem Leid, das die ukrainische Bevölkerung gerade erfährt, sind das Luxusprobleme.