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Ungewöhnliche Autokennzeichen: Wem gehören eigentlich die Null-Nummern?

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Von: Christian Schulz

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Haben Sie schon mal ein Sonder-Nummernschild gesehen und sich gefragt, wem es gehört? Einige Autos tragen besondere „Nuller-Kennzeichen“. Wir erklären, warum.

Berlin – In Deutschland darf kein Kraftfahrzeug auf öffentlichen Straßen bewegt werden, wenn es kein Kennzeichen trägt. Nummernschilder, die aussehen wie Ergebnisse aus der Fußball-Bundesliga und mit der Ziffer 0 beginnen, sind keine Systemfehler – sie kommen allerdings höchst selten vor. Das liegt daran, dass die Erkennungszeichen ganz bestimmten Personen vorbehalten sind.

Das Autokennzeichen „0 – 1“ gehört einer besonderen Person.
Nein, zu sehen ist nicht das Ergebnis eines Fußballspiels – sondern das Sonderkennzeichen „0 – 1“. © Patrick Seeger/dpa

Ungewöhnliche Autokennzeichen: Wem gehören eigentlich die Null-Nummern?

Zu den sogenannten „Diplomatischen Korps“ der verschiedenen Länder zählen alle Botschafter, Gesandte, Geschäftsträger, Minister sowie die diplomatischen Vertreter des Vatikans. Doch auch deutsche Staatsvertreter haben diese besonderen Kennzeichen. Dazu gehören die Ämter Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundesaußenminister und Präsident des Deutschen Bundestages.

Deren „Nuller-Kennzeichen“ bestehen nur aus einer vorangestellten „0“, der Stempelplakette des Zulassungsbezirks Berlin und einer einzigen weiteren Zahl. Je kleiner die Zahl, desto höher ist der Rang des jeweiligen Amtes im Staatswesen. So fährt derzeit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Kennzeichen „0 – 1“ und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Nummer „0 – 2“ – ganz einfach deshalb, weil der Bundespräsident protokollarisch höherrangig ist. (Audi A8 L Security: So schützt dieses gepanzerte Auto die Bundeskanzlerin)

Die „Nuller-Kennzeichen“ der offiziellen Dienstfahrzeuge des Bundes:

Ein weiteres kurios anmutendes Kennzeichen hat der Präsident des Deutschen Bundestages (Wolfgang Schäuble). Sein amtliches Nummernschild lautet „1 – 1“. (Staatskarosse gefällig? BMW 7er des österreichischen Präsidenten beim Autohändler)

Ungewöhnliche Kennzeichen: So sehen sie für Diplomaten anderer Länder aus

Das „Nuller-Kennzeichen“ beginnt, wie der umgangssprachliche Name vermuten bereits lässt, immer mit einer „0“. Darauf folgt die Stempelplakette des Zulassungsbezirks. Üblicherweise ist das Berlin. Danach ist ein zwei- bis dreistelliger Zahlencode auf das Botschaftskennzeichen geprägt – hierbei handelt es sich um die Länderkennung.

Es folgt ein Gedankenstrich mit einer weiteren Zahl. Je niedriger die Zahl ist, desto höher ist der Rang des Diplomaten. Die „1“ ist dabei in der Regel dem Botschafter des entsprechenden Landes oder dem Leiter der jeweiligen diplomatischen Organisation vorbehalten. Diese zweite Zahl ist in der Größenordnung von 1 bis 199 angesiedelt. Ausnahmen bilden lediglich die USA mit 1 bis 500 und die Niederlande mit 1 bis 299. (Gepanzerte Autos: So sicher sind Trump, Putin, Merkel & Co. in ihren Limousinen)

Der BMW des marokkanischen Botschafters hält bei einem Empfang.
Das Fahrzeug des Botschafters von Marokko hält vor dem Schloss Bellevue in Berlin. © Soeren Stache/dpa

Ungewöhnliche Nummernschilder: Rechtliche Bedeutung von Diplomatenkennzeichen

Die „Nuller-Kennzeichen“ für Diplomaten gibt es in der Bundesrepublik Deutschland bereits seit Ende der 70er-Jahre. Sie weisen die Insassen eines Fahrzeugs unmittelbar als diplomatische Vertreter eines Staates oder einer überstaatlichen Organisation aus.

Mit dem Führen eines Diplomatenkennzeichens gehen diverse Privilegien einher, von denen der Normalbürger nur träumen kann. Durch ihre „diplomatische Immunität“ genießen Botschafter, Botschaftsmitarbeiter, Konsuln oder Leiter internationaler Organisationen besondere Rechte – nicht nur im Straßenverkehr. Der ihnen von Seiten des gastgebenden Staates gewährte Sonderstatus schützt sie allgemein vor strafrechtlicher, zivilrechtlicher sowie administrativer Verfolgung auf dessen Staatsgebiet. (Trotz Corona-Infektion: So gefährlich war Donald Trumps Spritztour im Chevrolet Suburban)

Anhand der Zahlen-Kombination auf den Nummernschildern von Diplomaten können Polizeibeamte sofort erkennen, dass es sich beispielsweise um einen Botschafter handelt. Das ist wichtig: Denn die „diplomatische Immunität“ schränkt den Handlungsrahmen der Polizei enorm ein. Um internationale Unstimmigkeiten zu vermeiden, sind die Beamten angewiesen, entsprechend zurückhaltend zu agieren.

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