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Spritverbrauch weit höher als Herstellerangaben? EU will genauer hinschauen

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Von: Marcus Efler

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Neue Autos müssen ihren wirklichen Spritverbrauch an die EU nach Brüssel melden. Der Fahrer bekommt davon nichts mit – doch was hat er von der Überwachung?

Brüssel – Das Phänomen kennt wohl jeder Autofahrer: Beim Blick auf den Bordcomputer, spätestens aber bei der Rechnung an der Zapfsäule bemerkt man, dass der echte Spritverbrauch teils deutlich über den offiziellen Herstellerangaben liegt. Mit der Einführung des realitätsnäheren WLTP-Zyklus hat sich die Differenz zwar etwas verringert, aber noch geben die meisten Autohersteller den noch immer gültigen Wert nach der völlig veralteten NEFZ-Norm an. Und auch die WLTP-Zahl liegt oft noch literweise über dem Echtwert – vor allem bei Pkw mit Plug-In-Hybrid-System, bei denen nur ein bis zwei Liter auf dem Papier stehen. Um durchschnittlich 39 Prozent, so vermutet die Umweltorganisation International Council on clean Trasportation (ICCT), liege der Realverbrauch über der Hersteller-Angabe. (Heimliche Spritfresser im Auto: Diese Komfortfunktionen kosten Sie richtig viel Geld)

Auto-Tankuhr mit Anzeige „voll“ (Symbolbild)
Der volle Tank leert sich schneller, als der Autohersteller behauptet (Symbolbild). © Richterfoto/Panthermedia/Imago

Spritverbrauch weit höher als Herstellerangaben? EU will genauer hinschauen

Die EU-Kommission hat das Problem immerhin erkannt und will jetzt ganz genau wissen, wieviel Benzin oder Diesel Pkw und leichte Nutzfahrzeuge im Alltag verbrennen. Schon seit vergangenem Jahr müssen die Hersteller den Spritverbrauch für alle Modelle, die eine neue Typgenehmigung bekommen, also ganz frisch auf den Markt kommen, nach Brüssel melden. Ab diesem Jahr gilt das nun auch für alle Autos, die erstmals vom Halter neu zugelassen werden. Der Fahrer bekommt davon übrigens nichts mit: Die Messung übernimmt das On-Board Fuel Consumption Meter, kurz OBFCM, das als Software in das Onboard-Diagnose-System integriert ist. Bei der regelmäßigen Inspektion können die Werkstätten dann den Wert auslesen. (Klima-Strafe: Österreich will Diesel verteuern – müssen auch deutsche Autofahrer bangen?)

Spritverbrauch weit höher als Herstellerangaben? Was macht die EU mit den Daten?

So weit, so gut. Doch derzeit ist eine wichtige Frage noch offen – die nach dem Datenschutz. So genau weiß derzeit niemand, ob Brüssel auch die Fahrgestellnummer mit speichert. Wie so vieles in der Europäischen Union ist die Vorgabe eine Black Box mit teils unbekanntem Inhalt. Ein Stück Bürokratie ist sie sowieso. Was am Ende dabei herauskommt, wenn die EU auch offiziell weiß, dass die Verbrauchsangaben zu optimistisch sind, ist ohnehin völlig offen. Es könnte einen strengeren Prüfzyklus geben, es könnten Autohersteller bestraft werden, bei denen Theorie und Praxis besonders weit auseinanderklaffen – oder vielleicht sogar einzelne Autofahrer. Wir sind gespannt!

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