Autos mit Hybridantrieb: Das planen die Hersteller
Ende der Subvention, Konkurrenz durch Voll-Stromer: Die Zukunft von Hybrid-Autos scheint unsicherer denn je. Aber noch geben die Hersteller nicht auf.
Wirklich geliebt wurde der Hybridantrieb noch nie. Zwar brachte Toyota mit seinem Prius in den 1990er Jahren eine völlig neue teil-elektrische Mobilität auf den Weg. Was in Asien und den USA nach anfänglichem Zögern prächtig funktionierte, schaffte in Europa nie den Durchbruch.
Autos mit Hybridantrieb: Das planen die Hersteller
Seinen Status als Ikone hat der Toyota Prius sowieso verloren. Insbesondere das Tesla Model 3 raubte ihm erst Aufmerksamkeit und dann die Kunden. Trotzdem wird der weltgrößte Autokonzern im nächsten Jahr eine neue Generation vorstellen. Und mit dem Lexus RX brachte er gerade eine Neuauflage des wichtigen Oberklasse-SUV – nach wie vor ohne Elektrovariante, sondern als Hybrid, mit oder ohne Stecker. „Natürlich müssen wir hart daran arbeiten, die Batteriekapazität zu verbessern und die Kosten von Elektrofahrzeugen zu senken, was wir auch tun. Bis die Hürden im Zusammenhang mit E-Autos und Brennstoffzellenfahrzeugen überwunden werden, leisten wir mit unserer Arbeit an Hybridmodellen einen wichtigen Beitrag“, sagt Shigeki Terashi, Chief Officer der Toyota Motor Corporation. Aufgeben mag man das Antriebskonzept, das mittlerweile über 15 Millionen Käufer fand, jedenfalls nicht.

Doch gerade das Plug-in-Prinzip bringt nicht die Entlastung für Klima und Geldbeutel, die Hersteller versprechen. Das Fraunhofer-Institut bestätigt, was viele Autofahrer erleben: Die realen Verbräuche liegen drei- bis fünfmal höher als die offiziellen Werte nach der WLTP-Norm. Der reale Kraftstoffverbrauch von PHEV (Plug-in-Hybrid Vehicle) in Europa lag im Schnitt bei 4,0 bis 4,4 Liter auf 100 Kilometer für Privatfahrzeuge und 7,6 bis 8,4 Liter für Dienstwagen, verglichen mit 1,6 bis 1,7 Liter auf dem Papier.
Bei den europäischen Autobauern spielen die Hybriden seit Jahren jedenfalls nur eine Nebenrolle. Von den seriellen Hybriden ohne Plug-in-Funktion verabschiedeten sich Marken wie Mercedes oder Porsche schneller denn je. Ihre Chefs hatten für die Zeitzeitelektrik zumeist nicht viel übrig. Halb Verbrenner, halb Elektroauto, das bedeutet hohe Kosten durch zwei weitgehend unabhängig voreinander arbeitenden Antriebe, die viel Gewicht, Volumen und Kosten ins Auto brachten.
Gerade in Europa bekamen die Plug-in-Hybriden seit Jahren nur eine Chance, weil diese hoch subventioniert waren. Egal ob der Autofahrer seinen PHEV zu Hause oder an einer Ladesäule einsteckte oder das Ladekabel ungenutzt im Kofferraum schlafen ließ – nicht nur in Deutschland gab es mächtige Kaufprämien, und Dienstwagenfahrer mussten den Kaufpreis nur zur Hälfte versteuern. Keine Überraschung also, dass Modelle wie der Ford Kuga PHEV, VW Passat GTE, BMW 330e oder ein Mercedes C 300e zeitweise recht beliebt waren.
Autos mit Hybridantrieb: Probleme nach Auslaufen der Förderung
Doch in jenen Ländern, in denen die Subventionen ausliefen oder deutlich heruntergefahren wurden, brachen die Verkäufe der Plug-in-Hybriden ein. Das befürchten viele Experten auch ab 2023, wenn die Förderung auch in Deutschland ausläuft. Die Hybride ohne Stecker, die nur sehr kurze Strecken elektrisch fahren können, spielten in Europa ohnehin kaum mehr eine Rolle.
Dazu nimmt die Welle der reinen BEV (Battery Electric Vehicle) deutlich schneller Fahrt auf als zuerst angenommen. Hybride werden aber wohl keine große Zukunft haben. Zumindest die europäischen Volumenhersteller haben sich gedanklich bereits längst von ihnen verabschiedet, und auch in Nordamerika scheint ihre große Zeit vorüber.
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Das liegt zum einen an den gewaltigen Investitionen, die in die Elektromobilität gesteckt werden müssen. Hier können es sich viele kaum erlauben, noch länger zweigleisig zu fahren. Zudem haben eine Reihe von Herstellern lautstark ausgerufen, in den kommenden zehn Jahren zu Elektromarken zu werden. Neue Hybrid-Varianten ohne Stecker wie beim Toyota Corolla Cross oder dem Renault Austral werden wohl nur eine überschaubare Lebensdauer im Produktportfolio haben werden. Da fällt kaum noch ins Gewicht, dass einige Akkupakete mit Kapazitäten von 30 oder mehr Kilowattstunden so groß und teuer geworden sind, sodass man damit auch ein kleineres Elektroauto hätte ausstatten können.
Autos mit Hybridantrieb: Reinem Elektroantrieb gehört die Zukunft
Vorerst geben einzelne Hersteller zumindest dem Plug-in aber weiter eine Chance. Jüngst stellte BMW das neue Luxus-SUV XM als bis zu 750 PS starkes Hybridmodell vor, und auch die neue 7er-Reihe wird voll- und teilelektrisch angeboten – wobei in Europa der Sechszylinder-PHEV den V8-Benziner ersetzt. Ähnlich sieht es bei Mercedes und Volkswagen aus. Der jüngst präsentierte Mercedes GLC setzt ebenso auf Plug-in-Hybrid wie die neue E-Klasse, die im kommenden Frühjahr ihre Premiere feiert. Zukünftig dürften die Modelle mit der Kombination aus Verbrenner und Elektromotor jedoch sukzessive zum Auslaufmodell werden. Komplett neu entwickelte Plug-in-Hybriden wird es in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts kaum noch geben. Dafür umso mehr pure Elektroautos. (Stefan Grundhoff/press-inform)