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Dauerrot für Autos: Städte geben Fußgängern Vorrang

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Von: Marcus Efler

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Stetiges Grün für Fußgänger und Fahrt für Autos nur, wenn es denn sein muss: Nach Karlsruhe kehrt auch Hamburg das Prinzip der Drücker-Ampel um.

Update vom 4. Dezember 2022, 8:04 Uhr: Als zweite Stadt nach Karlsruhe ändert nun auch Hamburg im Stadtteil Eimsbüttel das Prinzip der Fußgänger-Ampel mit Drücker. „Zum ersten Mal in Hamburg wird die klassische Ampel-Priorisierung umgekehrt“, verkündete die Hansestadt in einer Presse-Mitteilung: „Der Fuß- und Radverkehr wird an der Kreuzung Kaiser-Friedrich-Ufer/Bundesstraße bevorzugt – und damit auf einer Achse, die stark von beiden Verkehrsträgern frequentiert ist. Der Kfz-Verkehr erhält dagegen grünes Licht bei Bedarf.“

Für die Autospuren zeigen die Ampeln dagegen so lange durchgängig Rot, bis ein Fahrzeug eine Wärmebildkamera aktiviert – und so Grün anfordert. „Die Ampelschaltung verändert sich nach einigen Sekunden“, heißt es in der Mitteilung. Bei erhöhtem Autoverkehr soll dieser auch länger Grün erhalten.

Dauerrot für Autos: Städte geben Fußgängern Vorrang

Ampel zeigt Rot
Rot als Dauerzustand: Neue Ampelschaltung in zwei Städten. (Symbolbild) © Gottfried Czepluch/Imago

„Wir stärken damit vor allem die aktive Mobilität, die entlang des Kaiser-Friedrich-Ufers bereits eine große Rolle spielt, weil hier viele Menschen spazieren gehen und mit dem Fahrrad fahren“, erklärt Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Zudem verläuft hier ein wichtiger Schulweg zu verschiedenen großen Schulen in Eimsbüttel“. Er verspricht kurze Wartezeiten für den Kfz-Verkehr.

Bis 2024 ist eine ähnliche Umstellung der Ampelschaltung für vier weitere Hamburger Kreuzungen geplant.

Erstmeldung vom 23. November 2021, 14:03 Uhr: Das Prinzip ist seit Jahrzehnten gelernt und weithin akzeptiert: Wer als Fußgänger die Straße überqueren möchte, muss an vielen Überwegen erst einmal aktiv werden, indem er per Tastendruck Grün anfordert. Das kann durchaus Vorteile haben. Oft, etwa an Schulen, sind solche „Bedarfsampeln“ nämlich so programmiert, dass sie relativ schnell umschalten, den Autoverkehr stoppen und das grüne Männchen in der Fußgängerampel leuchten lassen. Das ist für Passanten natürlich besser, als lange auf eine Grünphase zu warten. Andererseits kann es auch hier manchmal auch ziemlich lange dauern – etwa wenn die Autospur gerade eine Rotphase hinter sich hatte. (Tesla „Full Self-Driving“: Elon Musks Autopilot hält Mond für gelbe Ampel)

Dauerrot für Autos: Diese Stadt gibt Fußgängern den Vorrang

Die Stadt Karlsruhe hat dieses Prinzip nun einfach mal umgekehrt. An zwei Kreuzungen in der Kaiserallee und an der Knielinger Allee wurden Ampeln so programmiert, dass sie für Fußgänger stets Grün zeigen, für Autofahrer aber Dauerrot.

Wenn sich ein Fahrzeug nähert, wird es durch Radarsensoren und Induktionsschleifen erkannt. Das Lichtzeichen für Fußgänger springt auf Rot, kurz darauf darf das Auto mit Grün passieren. Sind in kurzer Zeit mehrere Fahrzeuge unterwegs, schaltet die Anlage auf Zeitsteuerung: Sieben Sekunden haben die Fußgänger Vorrang, dann dürfen nach einem Zeitpuffer 27 Sekunden die Autos fahren. (Tempo 30 in der City: Initiative wächst rasant – diese Städte sind schon dabei)

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Dauerrot für Autos: Bald auch an vielen anderen Kreuzungen?

Betreut wird das Pilotprojekt von der Hochschule Karlsruhe. Sollte es sich bewähren – sprich: Lob von Fußgängern und Radlern, nicht zu viel Meckerei von Autofahrern – könnte das Fußgänger-First-Prinzip auch an anderen Kreuzungen eingeführt werden.

So richtig neu mag es vielen Autofahrern freilich nicht vorkommen. Denn Ampeln, die erst bei Kontakt mit einer Induktionsschleife im Asphalt auf Grün springen, gehören eigentlich seit vielen Jahren zum Verkehrsalltag. Meist betrifft die Bedarfssteuerung aber wenig genutzte Abbiegespuren, oder sie wird zu Zeiten mit wenig Verkehr aktiviert. Karlsruhe kann für sich immerhin in Anspruch nehmen, die Priorität der Fußgänger vor den Autos erstmals offiziell zum Prinzip zu erklären.

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