Škoda: SUV, Octavia, Superb – tschechische VW-Tochter hat acht Modelle
Die Ursprünge von Škoda reichen zurück bis ins Jahr 1895. Václav Laurin († 13. August 1930) und Václav Klement († 12. August 1938) gründeten damals im böhmischen Mladá Boleslav den Fahrradhersteller Laurin & Klement (L&K). Drei Jahre später folgten Fahrrad-Modelle mit Hilfsmotor. 1899 stellten die beiden ihr erstes Motorrad her. Das erste Automobil wurde 1905 gefertigt.
- Laurin & Klement: Vom Fahrrad- zum Autohersteller
- Zusammenschluss mit den Škoda-Werken in Pilsen
- Škoda wird zum Tochterunternehmen von Volkswagen
Mladá Boleslav – Erstes Automodell war die Voiturette, die von einem gut 1,0 Liter großen Zweizylinder angetrieben wurde. Kurze Zeit später folgte der Typ B, der aus einem 1,4-Liter-Motor 9 PS holte. Die Entwicklung ging rasant voran, denn schon 1907 folgte der Typ B2 mit einem 2,3-Liter-Motor und 10 PS. Auch ein Taxi mit 12 PS, Typ C genannt, wurde angeboten. Parallel bot L&K auch Rennwagen an. Die Modelle FC, FCS und FCR hatten einen Hubraum von bis zu 5,7 Litern, leisteten maximal 100 PS und waren im Rennsport sehr erfolgreich.
Im gleichen Jahr erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft. Nach der Übernahme der Reichenberger Automobil Fabrik war L&K bald der größte Automobilhersteller in Österreich-Ungarn.
Škoda: Aus Laurin & Klement wurde Škoda
Mit dem Beginn des ersten Weltkrieges wurde die Produktion auf Rüstungsgüter umgestellt. Erst 1919 konnte die Automobilproduktion wieder aufgenommen werden. Doch es war nicht einfach die schwache zivile Nachfrage zu bedienen. Die teure Herstellung in Handarbeit war nicht mehr zeitgemäß. Aus diesem Grund schaute sich Klement nach einer Möglichkeit zur Kooperation um und fand die Škoda-Werke in Pilsen. Der Zusammenschluss erfolgte dann am 27. Juni 1925. Zunächst wurden die Autos unter dem Namen „Laurin & Klement – Škoda“ vermarktet , wenig später stand nur noch „Škoda“ auf den Fahrzeugen.
In den 1930er Jahren hatte Škoda großen Erfolg mit dem Popular – ein zweitüriger Kleinwagen mit einem 1,0-Liter-Vierzylinder, der 27 PS leistete.
Während des zweiten Weltkrieges stand Škoda unter starkem Druck der deutschen Besatzungsmacht. In dieser Zeit wurden hauptsächlich militärische Geländewagen mit Allradantrieb gebaut. Am 10. Mai 1945 übernahm die Rote Armee die Organisation im Hauptwerk Mladá Boleslav. Wenig später wurde das Unternehmen verstaatlicht.

Erst in den 1950er Jahren kamen neue Modelle mit dem Namen Felicia auf den Markt. Bereits 1956 fiel die Entscheidung einen Pkw mit Heckmotor und Heckantrieb zu entwickeln. Allerdings verzögerte sich die Produktion, wodurch der erste 1000 MB erst 1964 gebaut wurde. Mit mehreren Weiterentwicklungen hielt Škoda bis 1987 am Heckmotor-Konzept fest. Erst mit dem von Giuseppe Bertone entworfenen Favorit kehrte Škoda zum Frontmotor zurück.

Škoda: Volkswagen steigt bei Škoda Auto ein
Nach der samtenen Revolution und der damit einhergehenden Privatisierung der staatlichen Unternehmen entschied sich die tschechoslowakische Regierung am 9. Dezember 1990 für den Verkauf der Autosparte an den Volkswagen Konzern. 1991 wurde im hessischen Weiterstadt der deutsche Importeur, die Škoda Auto Deutschland GmbH, gegründet. Durch die Zusammenarbeit mit VW entstand 1994 der Nachfolger des Favorit – der zweite Felicia der Firmengeschichte. Durch die Verwendung von zahlreichen VW-Teilen war der Felicia konkurrenzfähig.

Als erstes komplett unter der Federführung von VW entwickeltes Modell, feierte der Škoda Octavia im Sommer 1996 seine Premiere. Er basierte auf der Kompakt-Plattform PQ34, die VW unter anderem auch für den Golf IV verwendete. Durch seine großen Karosserieüberhänge überragt der Octavia jedoch seinen Konzernbruder stark und wird mitunter bereits der Mittelklasse zugeordnet. 1998 kam die Kombi-Version dazu. Ab 1999 bot Škoda eine neue, luxuriöse Ausstattungslinie unter dem Namen „Laurin & Klement“ an und bezog sich damit auf die langjährige Historie der Marke.

Ebenfalls 1999 kam der Škoda Fabia als Nachfolger des Felicia auf den Markt. Dieser baute auf der PQ24-Plattform für Kleinwagen auf. Škoda war der erste Hersteller, der auf diese – von Škoda selbst entwickelte – Plattform zugreifen konnte. VW und Seat verwendeten diese Plattform erst mit einer rund zweijährigen Verzögerung.

Škoda bedient sich auf eigene Art an den Plattformen des VW-Konzerns

Mit dem Superb bietet Škoda seit 2001 eine Modellreihe an, die sich zwischen Mittelklasse und oberer Mittelklasse einsortieren lässt. Er basiert zwar auf dem VW Passat, grenzt sich jedoch mit verlängertem Radstand und deutlich größeren Abmessungen von diesem ab. Aufgrund der Fahrrad-Historie unterstützt Škoda den Radsport und tritt seit 2004 als Sponsor der „Tour de France“ auf.

Im Februar 2004 kam die zweite Generation des Octavia auf den Markt. Er basierte auf der Plattform PQ35, die er sich unter anderem mit dem VW Golf V und VW Golf VI teilte. Erneut baute Škoda den längsten Vertreter dieser Plattform und kratzt an den Abmessungen, die eigentlich in der Mittelklasse zum Standard gehören. 2005 gesellte sich zur fünftürigen Schrägheck-Limousine die Kombi-Version.

Von 2006 bis 2015 ergänzte der Roomster die Modellpalette des Tschechischen Herstellers. Der beliebte Hochdachkombi basiert auf einer gemischten Plattform, die sowohl Elemente des künftigen Fabia II als auch des Octavia II aufweist.
Der Fabia II selbst kam erst ein Jahr später auf den Markt. Zunächst nur als Schräghecklimousine erhältlich, folgte Ende 2007 die Kombi-Version.
Octavia und Superb: Škoda-Modelle wandeln zwischen den Segmenten
Im März 2008 präsentierte Škoda die zweite Generation des Superb. Dieser baute auf der PQ46-Plattform auf. Allerdings sprengte er mit einer Außenlänge von knapp 4,84 Meter einmal mehr das Format der Mittelklasse.

2009 kam der Yeti auf den Markt. Das kompakte SUV mit der kantigen Optik war sehr erfolgreich. Der Yeti war mit Front- und Allradantrieb erhältlich. Der Vierradantrieb stammte vom Octavia II 4x4 und arbeitete mit einer Haldex-Lamellenkupplung.
Ende 2011 erschien der Citigo auf dem tschechischen Markt. Er teilt sich die Plattform mit dem VW up! Und dem Seat Mii. Alle drei Kleinstwagen werden im slowakischen VW-Werk in Bratislava hergestellt.
2012 präsentierte Škoda den Rapid als Fließhecklimousine mit großer Heckklappe. Ähnlich wie der Roomster bedienten sich die Škoda-Ingenieure beim Rapid an unterschiedlichen Baugruppen des VW-Konzerns. Von den Abmessungen her schließt der Rapid die Lücke zwischen dem Fabia und dem Octavia. Ab September 2013 wurde der Rapid Spaceback angeboten – eine kürzere Version mit Schrägheck.

Im Februar 2013 war die dritte Generation des Octavia erhältlich. Als Basis diente der modulare Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns. Im Mai 2013 gesellte sich zur Schrägheck-Limousine die Kombi-Version. Durch die Verwendung von hoch- und höchstfester Stähle konnte das Fahrzeuggewicht im Vergleich zum Vorgänger um bis zu 102 Kilogramm reduziert werden.
Škoda expandiert: Neue Werke in Russland und China
Die dritte Generation des Kleinwagens Fabia kam im November 2014 auf den Markt. Die Kombi-Variante wurde im Januar 2015 nachgeschoben. Produziert wird der Fabia III für den europäischen Markt im Stammwerk in Mladá Boleslav. Allerdings findet die Fertigung auch in Russland und in China für die dortigen Märkte statt.

Škoda stellte die dritte Generation des Superb im Februar 2015 in Prag vor. Auch der Superb III basiert auf dem Modularen Querbaukasten (MQB). Die Limousine ist mit kleiner oder großer Heckklappe lieferbar und die Kombi-Version überzeugt mit ihrem großen Kofferraum, der ein Fassungsvermögen von 660 Litern aufweist. Seit der Modellpflege im Jahr 2019 wird der Superb „iV“ auch als Plug-In-Hybrid angeboten.

Auch der 2016 präsentierte Kodiaq baut auf dem MQB auf. Das SUV ist serienmäßig ein Fünfsitzer, kann aber gegen Aufpreis auch als Siebensitzer konfiguriert werden. Mit knapp 4,70 Meter Außenlänge überragt er seine Konzernschwestern Audi Q3 und Seat Ateca deutlich.

Mit knapp 4,40 Meter entspricht der 2017 vorgestellte Karoq schon eher den Dimensionen der kompakten SUV-Kategorie. Offiziell beerbt er den erfolgreichen Yeti.
Von den Abmessungen her tritt jedoch eher der 2019 vorgestellte Kamiq in die Fußstapfen des Yeti. Allerdings bietet Škoda das kleine SUV ausschließlich mit Frontantrieb an.
Als Nachfolger des in Deutschland nicht so erfolgreichen Rapid schickt Škoda seit 2019 den Scala in die hart umkämpfte Kompaktklasse. Der schmale Fahrgastraum des Vorgängers ist nun Geschichte und auch die im Innenraum verwendeten Materialien wirken hochwertiger. Der Scala ist rund 10 Zentimeter länger als ein Golf VII.

Das neueste Modell aus Mladá Boleslav ist die vierte Generation des Octavia. Der seit Anfang 2020 angebotene Grenzgänger zwischen Kompaktklasse-Basis und Mittelklasse-tauglicher Karosserie ist vom Start weg auch als Plug-In-Hybrid lieferbar.
Konfigurator: Alle aktuellen Modelle lassen sich hier konfigurieren.
Alle Škoda-Werke im Überblick
Tschechien, Mladá Boleslav | Fabia, Octavia, Konzernmotoren |
Tschechien, Kvasiny | Superb, Kodiaq, Karoq, Seat Ateca |
Tschechien, Vrchlabí | Getriebe |
Slowakei, Bratislava | Citigo |
Indien, Pune | Rapid (indische Variante) |
Indien, Aurangabad | Octavia, Superb |
Russland, Kaluga | Fabia, Rapid |
Russland, Nischni Nowgorod | Kodiaq, Octavia |
China, Anting | Fabia, Octavia, Yeti (chinesische Varianten) |
China, Yizheng | Rapid (chinesische Variante) |
China, Ningbo | Octavia, Superb (chinesische Varianten) |
China, Nanjing | Superb (chinesische Variante) |