Rolls-Royce Motor Cars: Kosten, Name, Gründung - die Nobelmarke gehört zur BMW Group

Wie keine anderen stehen Rolls-Royce-Fahrzeuge für absoluten Luxus. Von zwei Engländern gegründet, gehört der Hersteller heute zur BMW Group.
- Rolls-Royce wurde 1906 von Charles Rolls und Henry Royce in Manchester gegründet
- Die Marke hat eine bewegte Geschichte und ist heute im Besitz von BMW
- 2003 kam mit dem Rolls-Royce Phantom das erste Modell unter Führung von BMW
Chichester – Rolls-Royce, das bedeutet Luxus auf Rädern, Handarbeit und edelste Materialien. Was bei anderen wie der leere Worthülsen aus der Marketingbroschüre klingt, ist bei Rolls-Royce aus Tradition Programm.
Rolls-Royce: Zwei Perfektionisten schließen sich zusammen
Entstanden ist die Edelmarke aus dem Zusammenschluss zweier britischer Herren mit sehr unterschiedlicher Herkunft, aber gemeinsamen Eigenschaften: Ehrgeiz, Perfektionismus und eine Leidenschaft für Technik, Motoren und das Automobil. Auf der einen Seite ist Charles Rolls (32, † 1910), Sohn eines Adelshauses und Geschwindigkeits-Fan, auf der anderen Seite der Self-Made-Man Henry Royce (70, † 1933), eines von fünf Kindern einer Müllers-Familie. 1884 gründet der gelernte Ingenieur Royce gemeinsam mit Ernest A. Claremont das Unternehmen F.H. Royce and Co. zum Bau und Vertrieb von Elektroanlagen. 1894 ändert sich der Name der Firma in Royce Ltd.
Im Jahr 1902 kauft Royce sein erstes Auto, einen französischen Decauville 10hp. Das Fahrzeug bringt man ihm per Bahn. Royce holt es persönlich ab, kann es aber zunächst nicht zum Laufen bringen. Auch als es schließlich fährt, erachtet er es als ineffizient, laut und unzuverlässig. Im Verwaltungsrat seines Unternehmens holt er sich die Erlaubnis, drei Autos nach eigenem Design zu bauen.
Von den ersten drei Exemplaren seines „Royce 10 hp“ ist heute keines mehr erhalten. Einen der drei Prototypen fährt Royce damals selbst, den zweiten bekommt sein Kollege Claremont und der dritte geht an einen Großaktionär von Royce, Mr. Henry Edmunds. Letzterer erzählt seinem Freund Claude Johnson, einem Geschäftspartner von Charles Rolls, von seinen guten Erfahrungen mit dem Royce 10 hp. Man vereinbart ein Treffen zwischen Rolls und Royce.
Rolls-Royce Motor Cars: Zusammenschluss zur Rolls-Royce Ltd.
Am 4. Mai 1904 treffen sich die beiden Männer in Manchester. Rolls macht eine Probefahrt mit dem Royce 10 hp und ist gleich von der Qualität des Fahrzeugs überzeugt. Zusammen wollen die Gentlemen das perfekte Auto bauen. Royce legt dabei besonders Wert auf Zuverlässigkeit, Rolls möchte einen möglichst schnellen Wagen. Ohne feste Verträge beginnt Royce mit der Serienproduktion eines leicht modifizierten Royce 10 hp, den man nun als „Rolls-Royce 10 hp“ vermarktet. Erst am 23. Dezember 1904 kommt es zum offiziellen Vertragsschluss und am 15. März 1906 schließlich fusionieren C.S. Rolls & Co. und Royce Ltd. zur Rolls-Royce Ltd. mit Sitz in Manchester. Auf der Olympia Motor Show 1906 in London stellt man mit dem als „Silver Ghost“ bekannten Rolls-Royce 40/50 hp das erste Modell des neu gegründeten Unternehmens vor. Ohne Pannen und Pausen schaffte es der Wagen bei einem Test 20.000 Kilometer zurückzulegen. Die Presse nennt ihn „Das Beste Auto der Welt“.
Rolls-Royce: Flugzeugmotoren und Rekorde
Am 10. Juni 1910 überquerte Charles Rolls mit seinem Flugzeug als erster Mensch in einem Nonstop-Hin-und-Rückflug den Ärmelkanal. Am 12. Juli 1910 stirbt er im Alter von 32 Jahren. An seinem Flugzeug war einige Tage zuvor ein neues Heck angebaut worden, das am Unglückstag während des Fluges abbricht. Charles Rolls war der erste Brite, der bei einem Flugunfall ums Leben kam.
Seit 1914 liefern Rolls-Royce-Flugmotoren den Schub bei Geschwindigkeitsrekorden zu Lande und zu Wasser. Und nicht etwa Charles Lindberg, sondern die zwei Briten John Alcock und Arthur Whitten Brown, legen 1919 den ersten nonstop-Flug über den Atlantik hin – in einer umgebauten Vickers Vimy mit Rolls-Royce-Motor.
Rolls-Royce Motorcars: Weltbekannte Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“
Seit 1911 ziert die berühmte Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“, eine vom Künstler Charles Sykes (64, † 1950) kreierte Skulptur, die Front von Rolls-Royce-Fahrzeugen. Sie stellt eine Frau mit im Wind wehenden Kleidern dar (und nicht wie fälschlicherweise oft vermutete Flügel). Als Vorbild galt wohl die eine Statue der griechischen Göttin Nike. Wer dem Künstler Modell stand, verriet dieser selbst nie. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass es Kunstmodell und High-Society-Dame Eleanor Thornton (35, † 1915) war.
Aussehen und Größe der „Spirit of Ecstasy“ veränderten sich jedoch über die Jahrzehnte. Ursprünglich war die auch „Emily“ genannte Figur ganze 12,7 Zentimeter groß, ist aber über die Jahre etwas geschrumpft. Erstmals geschah das bei 1922 bei kleineren Fahrzeugen, um die Proportionen zu wahren. Um das Sichtfeld des Fahrers nicht zu beschränken, wurde sie mit beim Phantom II im Jahr 1929 weiter verkleinert. Zwischen 1932 und 1950 kniete sie, ebenfalls zum Zweck der bessern Sicht des Fahrers.
Rolls-Royce: Die Übernahme des Konkurrenten Bentley
1931 kauft Rolls-Royce für 125.175 Pfund den in Schwierigkeiten geratenen Konkurrenten Bentley. Bentley ist damals wie heute bekannt als Hersteller teurer Sportwagen. Bei Rolls-Royce hält man diesen Ruf aufrecht, indem man die sportlicheren Modelle des Konzerns als Bentley, die großen Phantom-Limousinen nur als Rolls-Royce und die meisten anderen Modelle sowohl als Rolls-Royce als auch als Bentley anbietet. Teilweise unterscheiden sich diese Modelle nur durch Kühlergrill, Kühlerfigur und die Markenschriftzüge. Deutlich zu sehen ist dies beispielweise bei den Baureihen Rolls-Royce Silver Shadow und der Bentley T-Serie ab 1965.
Rolls-Royce: Pleite und Verstaatlichung in den 1970er-Jahren
1971 muss Rolls-Royce Konkurs anmelden, nachdem die Entwicklung eines Triebwerkes für Lockheed zu finanziellen Schwierigkeiten geführt hatte. Die britische Regierung muss einspringen, rettet und verstaatlicht das ins Wanken geratene Unternehmen. Im Anschluss trennt man 1973 den Triebwerkshersteller vom Automobilhersteller und geht einen Deal mit dem Maschinenbau- und Rüstungsunternehmen Vickers ein. Die Markenrechte am Namen Rolls-Royce bleiben beim Triebwerkshersteller, aber Vickers ist der neue Eigner des Automobilwerk und bekommt eine Lizenz zur Nutzung der Marke Rolls-Royce für den Bau von Fahrzeugen. Seit 1973 firmiert der Autohersteller unter dem Namen Rolls-Royce Motor Cars, während der Triebwerkshersteller nach einer Reprivatisierung 1987 unter dem Namen Rolls-Royce plc. aktiv ist.
Rolls-Royce Motor Cars: Übernahme der Namensrechte durch BMW
1997 will Vickers die Automobilsparte von Rolls-Ryoce wieder verkaufen. Alles spricht zu dieser Zeit für einen Interessenten aus Bayern – BMW. Dort hatte man zuvor schon Motoren für Rolls-Royce und Bentley geliefert. Doch die Volkswagen AG aus Wolfsburg überbietet die Münchner.
VW bezahlt 1,44 Milliarden Mark für Rolls-Royce Motor Cars, bekommt das Werk im englischen Crewe, die Rechte am Rolls-Royce-Kühler sowie an der Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“, jedoch nicht die Namens- und Markenrechte für Rolls-Royce. Bei VW hatte man es versäumt, bei Rolls-Royce plc. um diese zu verhandeln. BMW nutzt den Fehler aus und kauft sich die Rechte. Somit besitzt VW zwar das Werk, den Kühler und die Rechte an der „Emily“, nicht aber den Namen „Rolls-Royce“. Es kommt zu einer Vereinbarung zwischen den großen deutschen Automobilherstellern: Rolls-Royce und Bentley werden getrennt.
Volkswagen behält Bentley, das Werk in Crewe und die Expertise der Mitarbeiter. In der Folge läuft Ende 2002 nach 56 Jahren der letzte Rolls-Royce in Crewe vom Band. BMW handelt mit VW einen Eigentumsübergang für die Rechte an Kühler und Kühlerfigur aus und baut ab 2003 den Rolls-Royce Phantom. Bentley hat auch heute noch seinen Sitz in Crewe, während Rolls-Royce Motor Cars auf dem Gelände des Goodwood House in Chichester (Südengland) residiert. Dort befindet sich auch das heutige Stammwerk. Ehemalige Werke befanden sich neben Manchester auch in Derby und Springfield, Massachussetts (USA).
Rolls-Royce Motorcars: Die aktuelle Modellpalette
Bei Rolls-Royce sind 2020 fünf verschiedene Baureihen im Angebot:
- Phantom (Oberklasse-Limousine, ab 535.000 Euro)
- Culllinan (SUV, ab 315.000 Euro)
- Ghost (Oberklasse Limousine, ab 289.000 Euro)
- Wraith (Coupé, ab 305.000 Euro)
- Dawn (Cabrio, ab 342.000 Euro)
Der Cullinan ist das erste SUV der Nobelmarke und ist als Rolls-Royce‘ Antwort auf den Bentayga von Bentley zu sehen.
Chefdesigner bei Rolls-Royce Motor Cars ist seit April 2019 der Tscheche Jozef Kabaň (57), dessen Kreativität zuvor viele Modelle von Škoda entsprungen sind.
Auch bei Rolls-Royce kann man sich sein exklusives Exemplar im Konfigurator zusammenstellen. Das Angebot an Gebrauchtwagen ist groß, da noch schätzungsweise 60% aller je gebauten Rolls-Royce auf den Straßen unterwegs sind. Das liegt einerseits an der unbestrittenen Qualität der Fahrzeuge, anderseits sicher auch an den vermögenden Haltern, die das nötige „Kleingeld“ haben, um ihre Wagen stets optimal warten zu lassen. Eine große Auswahl gebrauchter Rolls-Royce gibt es direkt beim Hersteller auf rolls-roycemotorcars.com.