Maserati: Modelle und Logo – Autobauer aus Modena gehört zu Stellantis

Von der Sportwagen-Manufaktur zum international tätigen Konzern. Maserati stand das mehr als einmal vor dem Ende. Und doch fanden sich immer Retter.
- Maserati startete 1914 als kleine Manufaktur in Bologna
- Über 40 Jahre lange baute man bei Maserati ausschließlich Fahrzeuge für den Rennsport
- Heute gehört der Traditions-Hersteller mit Sitz in Modena zum Auto-Giganten Stellantis
Update vom 16.01.2021, 12:30 Uhr: Seit der Fusion der Peugeot Société Anonyme (PSA) mit Fiat Chrysler Automobiles (FCA) gehören auch die Marken der ehemaligen FCA Group – darunter etwa Maserati, Fiat, Chrysler und Alfa Romeo – zum neu entstandenen Auto-Riesen Stellantis mit Sitz in Amsterdam (Niederlande), dem damit nach Volkswagen zweitgrößten Autokonzern in Europa. Die frühere Dachfirma FCA existiert nicht mehr.
Erstmeldung vom 25.05.2020, 15:45 Uhr: Modena – Den Grundstein für belebte Geschichte des Autohersteller Maserati legt am 1. Dezember 1914 die Eröffnung einer kleinen Autowerkstatt namens „Officine Alfieri Maserati“ in Bologna durch Automobilingenieur und -rennfahrer Alfieri Maserati. Vor der Gründung seiner eigenen Firma hatte Maserati für die Automobilhersteller Isotta Fraschini und Bianchi gearbeitet. In sein neues Unternehmen bringt er seine ebenfalls technikaffinen Brüder Ernesto, Ettore und Mario mit. Die als „Fratelli Maserati“ (Gebrüder Maserati) bekannten Männer reparieren anfangs Kundenfahrzeuge von Isotta Fraschini und bereiten diese für den Rennsport vor. Die ersten eigenen Produkte von Maserati sind patentierte Zündkerzen.
Mit der Idee für ein Firmenlogo beauftragt Alfieri Maserati seinen Bruder Mario, der sich dafür von einem Wahrzeichen Bolognas inspirieren lässt: die Neptun-Statue mit dem Dreizack auf der Piazza Maggiore im Zentrum der Stadt spendet das Symbol für das neue Unternehmen.

Nach dem Ersten Weltkrieg zieht die junge Firma in eine verlassene Glasbläserei um und baut dort ein neues, größeres Werk auf, das ab sofort „Officine Alfieri Maserati SA“ heißt.
Maserati: Rennerfolge und Rekorde
Die Brüder Maserati bauen in den ersten Nachkriegsjahren Rennwagen für den Hersteller Diatto. Als der sich 1925 aus dem Motorsport zurückzieht, entwickelt man bei Maserati den ersten eigenen Rennwagen: Der Tipo 26 gewinnt bei der Targa Florio in der 1,5-Liter-Klasse auf Anhieb sein Premierenrennen. 1928 kann Maserati gar einen Weltrekord für sich verbuchen: Am Steuer eines V4 mit 16-Zylinder-Motor kommt Umberto Borzacchini beim Circuito de Cremona über eine Distanz von 10 Kilometern auf eine Durchschnittgeschwindigkeit von 246 km/h. Der Rekord hält bis 1937, als ihn Hermann Lang auf der AVUS in einem Mercedes-Benz W 125 ablöst.
Maserati: Unfall und Tod von Gründer Alfieri Maserati
1932 stirbt Alfieri Maserati 44-jährig an den Spätfolgen eines Rennunfalls von 1927. Im Rennsport gehen die Erfolge seines Unternehmens weiter; mit dem 1936 konstruierten Maserati Tipo 6CM gewinnt das Werksteam bis zum Kriegsbeginn insgesamt 19 Rennen. 1937 verkaufen die verbleibenden Brüder das Unternehmen an den italienischen Stahlindustriellen Adolfo Orsi, der Maserati nach Modena umsiedelt. Hier befindet sich auch heute noch der Hauptsitz des Autobauers.
Unter Adolfo Orsi steigt Maserati nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals in die Serienproduktion von Straßenfahrzeugen ein. 1946 stellt Maserati auf dem Genfer Autosalon den A6 vor. „A“ zu Ehren von Alfieri Maserati und „6“ für den 6-Zylinder-Motor des GranTurismo. Die Gestaltung der Karosserie stammt aus der Feder der Design-Schmiede Pininfarina. Der A6 – offiziell unter den Namen 1500 GT verkauft, ist der erste Wagen der Marke, der für die Straße und nicht für die Rennstrecke konzipiert wurde, und gleichzeitig der Letzte, bei dem die „Fratelli Maserati“ mitwirken. Denn 1947 verlassen die Brüder die Firma und gründen mit der „Officine Specializzata Costruzioni Automobili“ (OSCA) in ihrer Heimat Bologna einen neuen Betrieb.
Vom 1500 GT verkauft Maserati noch sehr geringe, zweistellige Stückzahlen. Auch von der Weiterentwicklung 2000 GT werden nur 60 Exemplare gebaut. Erst das schnittige Coupé 3500 GT von 1957 erreicht mit 2225 Stück höhere Produktions- und Verkaufszahlen.

Maserati: Formel-1-Weltmeister 1957 mit Fangio
In den 50er-Jahren entwickelt sich Maserati zu einer festen Größe im Automobilrennsport. Der 1953 konstruierte Maserati 250F ist einer der am weitesten verbreiteten Formel-1-Wagen seiner Generation. Für das Werksteam und mehrere Privat-Rennställe geht er bis 1960 bei 46 Weltmeisterschaftsläufen an den Start. Im Jahr 1957 gewinnt Juan Manuel Fangio mit dem Maserati-Werksteam die Formel-1-Weltmeisterschaft. Dennoch zieht sich Maserati 1958 aus finanziellen Gründen aus dem Motorsport zurück.
Maserati: Fokussierung auf die Serienproduktion
Maserati konzentriert sich ab dem Ende der 50er-Jahre auf seine Serienproduktionen. Der 3500 GTI ist 1961 das erste italienisches Auto mit Direkteinspritzung und der 1963 auf den Markt rollende Quattroporte ist zu dieser Zeit die schnellste viertürige Limousine der Welt. In den 60er Jahren beginnt auch der berühmte italienische Designer Giorgetto Giugiaro seine Arbeit für Maserati. Sein erstes Projekt, der Ghibli ist gleich ein Riesenerfolg. Ursprünglich plant Maserati nur den Bau von 100 Fahrzeugen. Doch die Nachfrage ist so groß, dass man am Ende insgesamt 1925 Ghiblis verkauft.

Genug Geld kommt aber auch dadurch nicht in die Kasse und so verkauft die Familie Orsi das Unternehmen Maserati 1968 an den französischen Autobauer Citroën.
In dieser Zeit entsteht aus der Feder von Designer Giorgetto Giugiaro der Maserati Bora und sein kleiner Bruder, der Merak, zwei legendäre Mittelmotor-Sportwagen mit nahezu futuristisch anmutender Schönheit.

1975 trifft die Ölkrise das Unternehmen, als der Markt für Sportwagen zum Erliegen kommt. Citroën meldet den Konkurs der „Officine Alfieri Maserati“ und wird damals selbst von Peugeot geschluckt. Das italienische Staatsunternehmen Gepi übernimmt Maserati und verkauft es schließlich an der Unternehmer Alejandro de Tomaso, der unter der Marke De Tomaso bereits Sportwagen herstellt.
Unter der Führung von De Tomaso kommt 1981 der Maserati Biturbo auf den Markt. Der Wagen leidet anfänglich unter Qualitätsmängeln im Motoren- und im Karosseriebereich, die man allerdings nach und nach beheben kann. Das Modell avanciert in den 80er-Jahren zum Bestseller und ist mit einer Gesamtstückzahl von 37.000 verkauften Fahrzeugen der meistverkaufte Maserati aller Zeiten. Der Biturbo spült in den sieben Jahren seiner Produktion genug Geld in den Kassen bei De Tomaso, um das Überleben von Maserati und dem Mutterkonzern bis in die 90er-Jahre zu sichern. Zwischenzeitlich steigt auch der amerikanische Hersteller Chrysler bei De Tomaso als Investor ein, zieht sich aber schnell wieder zurück, nachdem das gemeinsam entwickelte Modell Chrylser TY by Maserati floppt. De Tomaso überträgt daraufhin im Herbst 1989 49 % der Maserati-Anteile an Fiat. Nach einem Schlaganfall kann sich Alejandro de Tomaso nicht mehr in gewohnter Weise um die Geschäfte kümmern und Fiat kauft 1993 auch die verbleibenden Anteile von Maserati.
Maserati: Erzwungene Verbrüderung mit dem Rivalen Ferrari
Im Rennsport verbindet Maserati und Ferrari seit jeher eine gepflegte Rivalität. Die Fehde der beiden in Modena ansässigen Sportwagenhersteller ging bisweilen so weit, dass Enzo Ferrari Staatspräsident Sandro Pertini bei einem Besuch im Ferrari-Werk in Maranello einst die Aufwartung verweigert, als der in seiner Staatskarosse, einem Maserati Quattroporte vorfährt. Statt den Präsidenten – wie es das Protokoll eigentlich vorsieht – am Auto in Empfang zu nehmen, wartet Enzo Ferrari stur in ausreichender Entfernung.
1997 gibt Fiat seinen Neuerwerb Maserati ausgerechnet in die Obhut des ewigen Rivalen Ferrari. Unter der neuen Leitung baut man zunächst eine modernere Produktionsanlage, außerdem profitiert Maserati vom hohen entwicklungs- und produktionstechnischen Niveau bei Ferrari. Das erste Modell unter der Ägide von Ferrari entsteht 1998 mit dem 3200 GT, ein ebenfalls von Giorgetto Giugiaro entworfenes Coupé mit V8-Motor. Mit dem überaus erfolgreichen Sportwagen kehrt Maserati auch auf den gewinnträchtigen amerikanischen Markt zurück.
Maserati: 2004 wieder Erfolge auf der Bühne des Rennsports
Im Jahr 2004 feiert Maserati mit dem Supersportwagen MC12 (Maserati Corse, 12 Zylinder) ein erfolgreiches Comeback im Motorsport.

In den Jahren 2005 bis 2010 nimmt der Wagen an der FIA GT Weltmeisterschaft teil und greift dort insgesamt 19 Titel ab, darunter zwei Manufacturers Cups, fünf Fahrer-Weltmeistertitel und sechs Team-Weltmeisterschaften für den deutschen Rennstall Vitaphone Racing. 2005 kann der MC12 beim 24-Stunden-Rennen von Spa für Maserati wieder einen Sieg bei einem bedeutenden Langstreckenrennen ergattern. Ursprünglich war der Plan, 25 straßentaugliche MC12 zu bauen – diese Anzahl ist erforderlich, um das Reglement der FIAT-GT-Meisterschaft zu erfüllen. Aufgrund der hohen Kundennachfrage verdoppelt Maserati die Stückzahl kurzerhand auf 50 Fahrzeuge.

Maserati: Das aktuelle Dreizack-Portfolio
Die Modellpalette von Maserati umfasst 2020 fünf Modelle:
- Ghibli (4-türige Limousine, ab 69.300 Euro)
- Quattroporte (4-türige Limousine, ab 101.200 Euro)
- GranTurismo (2-türiger Sportwagen, ab 127.220 Euro)
- GranCabrio (2-türiges Cabrio, ab 144.320 Euro)
- Levante (SUV, ab 74.100 Euro)
Mit dem Maserati Levante haben die Italiener seit 2016 ihr erstes SUV im Angebot.
Für das Frühjahr 2020 war die Vorstellung eines neuen Sportwagens geplant. Die Präsentation ist wegen der Corona-Krise allerdings auf September verschoben. Erste Erlkönig-Bilder des MC20 (MC steht für „Maserati Corse“ (Maserati-Rennsport), die 20 bezieht sich auf das Jahr 2020) gibt es aber schon.

Beim MC20 handelt sich um einen reinen Mittelmotor-Zweisitzer. Wie auto-motor-und-sport.de berichtet, treibt ein neues, von Maserati entwickeltes Drei-Liter-V6-Aggregat den Sportwagen an. Der MC20 soll der erste Maserati sein, der auch als reiner Stromer zu haben ist.