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Fiat: Panda, Punto, 500 & Co. - Konfigurator, Modelle und Geschichte der Italiener

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Von: Arne Roller

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Italiens größter Autohersteller Fiat blickt auf über 120 Jahre Geschichte zurück. Mit Chrysler zu FCA vereint – heute durch die Fusion mit PSA unter dem Dach Stellantis.

Update vom 16.01.2021, 12:30 Uhr: Seit der Fusion der Peugeot Société Anonyme (PSA) mit Fiat Chrysler Automobiles (FCA) gehören auch die Marken der ehemaligen FCA Group – darunter etwa Fiat, Chrysler, Jeep und Alfa Romeo – zum neu entstandenen Auto-Riesen Stellantis mit Sitz in Amsterdam (Niederlande), dem damit nach Volkswagen zweitgrößten Autokonzern in Europa. Die frühere Dachfirma FCA existiert nicht mehr.

Erstmeldung vom 25.05.2020, 14:38 Uhr: Turin – Die italienische Metropole ist auch schon Ende des 19. Jahrhunderts ein Zentrum des Karosseriebaus – zu dieser Zeit allerdings noch der von Pferdekutschen. Am 11. Juli 1899 gründen hier sieben Turiner Geschäftsleute die Fabbrica Italiana di Automobili Torino (zu Deutsch: Italienische Automobilfabrik Turin), kurz FIAT. Zu den Gründervätern zählte auch Giovanni Agnelli senior (79, † 1945), der Vorfahre der bekannten italienischen Industriellenfamilie, die noch heute bei Fiat das Sagen hat. Das erste Modell des neuen Unternehmens ist der 4,2 PS starke Fiat 3,5 HP, von dem 150 Mitarbeiter zwischen 1899 und 1900 im Werk in Corso Dante 24 Exemplare bauen. Ab 1902 ist Agnelli senior, auch „Il Senatore“ genannt, bei Fiat Geschäftsführer. Im Jahr 1906 beträgt die Jahresproduktion 1.150 Fahrzeuge. 1903 beginnt Fiat auch mit der Produktion von Nutzfahrzeugen und Schiffsmotoren. 

Zu dieser Zeit macht sich Fiat auch einen Namen im internationalen Rennsport. Der Fiat S61 erreicht 1908 bei der ersten Ausgabe der „Indy 500“ einen Podiumsplatz und gewinnt 1912 den Großen Preis der USA. 1911 baut Fiat den S76 Record, der sich schnell einen Namen als das „Biest von Turin“ macht. Das Ungetüm soll den Landgeschwindigkeitsrekord des Blitzen-Benz übertreffen, was ihm allerdings nicht gelingt. Zwar erreicht das Fahrzeug eine Geschwindigkeit von knapp 200 km/h, der Rekord des Benz von 1911 (228,1 km/h) bleibt aber bis 1919 ungebrochen.

Fiat S76 Record vor dem Werk in Turin 1911
„Das Biest von Turin“ – brachial steht der Fiat S76 Record da, und hat für damalige Verhältnisse unglaubliche 290 PS. Fiat baute nur zwei Exemplare. © Copyright abgelaufen/gemeinfrei

Fiat: Der Durchbruch zum Großhersteller anfangs des 20. Jahrhunderts

Den Durchbruch zum Massenhersteller schafft das junge Unternehmen 1912 mit dem Zero. Mit einer Stückzahl von rund 2.000 ist er der erste große Verkaufserfolg von Fiat. Das Unternehmen, das nun auch Flugzeuge und Eisenbahnen fertigt, wächst rasant. Die Zahl der Mitarbeiter steigt auf rund 40.000 zum Ende des Ersten Weltkrieges. 1916 startet der Bau der neuen, heute legendären Lingotto-Fabrik, die 1923 eröffnet. Mit dem neuen Produktionsstandort setzt Fiat einen neuen Industriestandard. Die Fabrik ist mit einer Nutzfläche von 153.000 m2 auf fünf Stockwerken die größte ihrer Art in Europa. Die Fertigung läuft nach amerikanischem Vorbild an Fließbändern. Besonders bekannt ist das Werk für seine Test- und Einfahrstrecke auf dem Dach. Heute ist die alte Fabrik ein modernes Kultur- und Messezentrum, Industriedenkmal und Mekka für Fans italienischer Autos.

1923 ersteht der Brite Ernest Eldridge (40, † 1937) einen Fiat SB4-Rennwagen, den er modifiziert und mit ihm 1924 einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord aufstellt. Hierfür verlängerte Eldridge den Leiterrahmen im Bereich des Vorderwagens, um Platz für einen 21,7-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor vom Typ Fiat A.12 zu schaffen. Dieser Motor stammte aus einem Kampfflugzeug des Ersten Weltkriegs. Bekannt ist das Fahrzeug nicht nur für den Rekord (234,980 km/h), sondern für seinen Beinamen Mefistofele“, den er von Zuschauern der Rekordfahrt und der Presse verliehen bekommt. Der Name bezieht sich natürlich auf den satanischen Dämon Mephistopheles.

Der Mefistofele - Rekordwagen von Fiat stehend
Ein weiteres teuflisches Gerät mit Fiat-Technik – und diesmal schafft es den Rekord © Hersteller

Fiat: Fahrzeuge für die Masse, „Avanti Popolo!“

Giovanni Agnelli senior, bis zu seinem Tod 1945 Präsident von Fiat, will das Automobil auch dem „Kleinen Mann“ zugänglich machen. Dieses Ziel der Volksmotorisierung setzt Fiat nach dem Ersten Weltkrieg mit den Modellen 509, 508 und 500 um. Ab 1925 legt Fiat dafür nach Vorbild des Rivalen Citroën Kreditverkaufsprogramme auf. Der Fiat 500, von den Italienern liebevoll „Topolino“ (das „Mäuschen“) genannt, gilt als Urahn der Kompaktfahrzeuge. Noch vor dem Krieg eröffnet das neue Vorzeigewerk Mirafiori 1939 in Turin.

Fiat nach dem zweiten Weltkrieg

Der Fiat 1400 ist im Jahr 1950 das erste Modell der Marke mit selbsttragender Karosserie. 1955 landete Fiat mit dem 600 den nächsten Volltreffer. Mit insgesamt vier Millionen Exemplaren bis 1959 ist der „Seicento“ in Italien Symbol des Wirtschaftsbooms der Nachkriegszeit. Große Motorsporterfolge feierte der Automobiltuner Carlo Abarth mit frisierten kleinen Fiat 600. Zwei Jahre nach dem 600 folgt der berühmtere Fiat 500, der zunächst „Nuova 500“ heißt, um ihn vom „Topolino“ zu unterscheiden. In Deutschland ist der kleine, sympathische Wagen ab 2.990 Mark zu haben. Bis 1977 baut Fiat 3,7 Millionen Exemplare des Dauerbrenners. 1991 bringt man als Nachfolger den Cinquecento, der aber als weniger inspiriertes Modell keinen würdigen Nachfolger der kleinen Kultkiste darstellt. Das gelingt erst 2007 mit der Wiedergeburt des 500, der auch heute noch das Zugpferd der Marke ist. Das aktuelle Modell hat den Charme des Urahnen in die Neuzeit transportiert. Ein durchdacht designter Wagen mit Retro-Touch, dem wo immer er auftaucht, die Sympathien zufliegen.

Fiat: Der Weg zur Weltmarke

Fiat, von 1966 bis 1996 unter der Leitung von Giovanni „Gianni“ Agnelli (81, † 2003), dem Enkel des gleichnamigen Gründers von Fiat, ist in den 60er Jahren das größte Privatunternehmen Italiens. Der große Erfolg der kleinen, von den Italienern auch „Bambini“ genannten Kleinwagen aus Turin ließ die Fahrzeugproduktion von etwa 70.000 im Jahr 1949 auf 1,7 Mio. im Jahr 1968 ansteigen. Ende der 1960er-Jahre kommen rund 95 % aller Kraftfahrzeuge Italiens von Fiat. 182.000 Mitarbeiter arbeiten 1971 für das Unternehmen.

Zu Beginn der 1970er-Jahre produziert und verkauft Fiat sowohl weltweit wie auch in Europa mehr Automobile als Volkswagen und ist damit zu dieser Zeit der größte Automobilkonzern in Europa. Mit den Modellen 128 und 127 gewinnt man 1970 und 1972 den Titel Europas Autos des Jahres. Der Fiat 127 mit Frontantrieb gilt auch als technischer Inspirationsgeber für den Golf. Erfolgreiche Modelle sind auch die von Design-Legende Girogio Giugiaro entworfenen Fiat Uno und Panda. Vom Uno baut Fiat über die Jahre 8,8 Millionen Einheiten. In Brasilien läuft die Fertigung nach dem Auslaufen der europäischen Produktion noch bis 2014 unter der Bezeichnung Fiat Mille weiter.

 Fiat Uno rot stehend
Einfach und vielseitig – Der Fiat Uno hält sich in verschiedenen Versionen 25 Jahre lang am Markt © Hersteller

Der spartanische Panda mausert sich ab 1980 mit seinem Werbeslogan „Die tolle Kiste“ zum Verkaufsschlager und eckigen Kultwürfel. Sein Prinzip der Reduzierung auf das Wesentliche kommt gut an und der Ur-Panda wird bis 2003 produziert.

Fiat Panda rot stehend
Einfach (kultig) – Ecken und Kanten hatte er, der Panda. Noch heute sind in Italien viele Exemplare unterwegs. © Hersteller

Weitere bekannte Modelle sind über die Jahre der Fiat 131, das sportliche Cabrio Barchetta, das 1995 den Titel „Cabrio des Jahres“ gewinnt und der Van Fiat Ulysses, auch bekannt als „Eurovan“, der damals in Zusammenarbeit mit Peugeot entsteht, die ihrerseits das Modell als Peugeot 806 und Citroën Evasion produzieren. Barchetta und Ulysses prägten genau wie später die Modelle Punto und Grande Punto in den 90ern und 00er-Jahren das deutsche Straßenbild.

Fiat: Übernahmen anderer Marken

Schon 1969 übernimmt Fiat einen Anteil von 50 % an Ferrari, 1989 kauft man sich auch 49% der Anteile Maserati. Die Beteiligungen steigen später auf 90 bzw. 100 %. Auch den langjährigen Partner und Automobiltuner Abarth übernimmt man 1971 komplett. Zu Fiat gehört seit 1978 auch Lancia, 1986 kommt Alfa Romeo hinzu. Diese Ansammlung italienischer Marken nennt sich ab 2007 „Fiat Group Automobiles“. Der langjährige, inzwischen verstorbene CEO, Sergio Marchionne (66, † 2018) forcierte 2014 die Fusion mit der amerikanischen Chrysler Group LLC, an der Fiat eine Mehrheitsbeteiligung hielt. Damit war der heutige Mutterkonzern Fiat Chrysler Automobiles geboren, der heute seinen Sitz in Amsterdam hat. Aktuell führt Agnelli-Erbe John Elkann (54) das Unternehmen. Er ist Vorstandsvorsitzender von FCAFerrari und der Investmentgesellschaft Exor, die das Vermögen der Familie verwaltet. 2019 kündigten FCA und der französische Autogigant PSA eine baldige Fusion an. Der neugeschaffene Automobilkonzern Stellantis ist der viertgrößte der Welt.

Fiat: Die Modelle heute

Aktuell sind bei Fiat sechs Baureihen im Angebot:

Der Fiat 500 ist inzwischen im Konfigurator auch als Mild-Hybrid mit 70 PS neu bestellbar. Alle offiziellen Preislisten finden sich auf fiat.de. Der Pick-up Fiat Fullback der Nutzwagensparte Fiat Professional wird inzwischen nicht mehr produziert. Die Modelle Talento, Ducato und Doblò gibt es nach wie vor auch in Ausführungen für den Personentransport. Den Konfigurator und Preislisten finden Sie unter fiatprofessional.com.

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